SPIEL DES TAGES : Schneiders feines Näschen

GONZERATH. Das 2:2 zwischen dem SV Gonzerath und Spitzenreiter SV Morbach II lässt die alten Rivalen im oberen Drittel der Tabelle verweilen.

Die Zuschauer hatten schon Wetten abgeschlossen. Nicht etwa darüber, wer beim Prestigeduell der benachbarten Vereine gewinnt, sondern darüber, wie viele rote Karten Schiri Schwickert aus Algenrodt verteilen würde. Doch zumindest in diesem Punkt hatten die meisten Unrecht. Trotz der kampfbetonten, oft ruppigen Spielweise blieb der rote Karton brav in der Brusttasche des Referees.Doch was das Spielerische angeht, blieben beide Teams arg unter der Gürtellinie. Der Kampf überwog, zündende Ideen gab es selten. An der spielerischen Linie mangelte es, den Gastgebern darf man zumindest ein hohes Maß an Engagement und gesunder Moral bescheinigen. Denn was die Gonzerather Mitte der zweiten Hälfte an Kampfkraft und Entschlossenheit in die Waagschale warfen, nötigt Respekt ab. Außerdem hatte Neu-Coach Günter Schneider ein Näschen für seine Einwechslungen. Genau drei Minuten nach seiner Hereinnahme brachte Bernd Schneider seine Mannschaft wieder zurück ins Spiel.Doppelschlag binnen zwei Minuten

Dass es durchaus noch Gerechtigkeit im Fußball gibt, bewahrheitete sich zwei Minuten nach Schneiders Anschlusstor, denn der Ausgleich durch einen Handelfmeter bestrafte den Gegner aus Morbach aufs Schärfste. Der hatte vornehmlich im ersten Abschnitt gleich serienweise Chancen ausgelassen, die für "zwei Spiele gereicht hätten. So brauchen wir uns nicht zu wundern, dass es zum zweiten Saisonsieg nicht gereicht hat. Die erspielten Chancen standen in keinem Verhältnis zur Torausbeute", wetterte Trainer Jörg Berg zu Recht. Drei Hochkaräter wurden gleich zu Beginn versiebt. So war die Morbacher Führung nicht nur überfällig, sondern auch folgerichtig. Patrick Eck vollendete per Flachschuss nach Vorarbeit von Kapitän Sascha Lieser zum frühen 1:0 (11.), welches die Morbacher Angriffsbemühungen nur noch mehr verstärkte.Rheinlandligaspieler Michael Herges hatte danach Pech, als sein Schlenzer am Außenpfosten landete (15.). So hatte dieser Sonntag allerhand zu bieten, doch einen Schönheitspreis gab es beim alten Derby ohnehin nicht zu gewinnen. So war von Ordnung im Gonzerather Spiel keine Rede, zu groß gestaltete sich die Morbacher Überlegenheit, dass es Coach Günter Schneider schon richtig mulmig wurde. "Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, die überrollen uns heute". Doch nach zwanzig Minuten befreiten sich Platzherren aus ihrer Umklammerung, ohne aber nur einen Hauch an Torgefährlichkeit erkennen zu lassen.Nach der Pause wurden nicht nur die Seiten, sondern auch die Gonzerather Trikots getauscht, denn diese unterschieden sich nur all zu schwer von denen des Gegners. Es waren noch keine fünf Minuten im zweiten Durchgang gespielt, da wurde "Stand-Bye-Spieler" Andreas Kneppel im Strafraum gelegt. Schiri Thomas Schwickert zögerte keinen Moment und zeigte auf den ominösen Punkt. Michael Mohr verlud Keeper Herlach und verhalf seiner Elf zu einem komfortableren Vorsprung (51.). Zu diesem Zeitpunkt glaubte wohl keiner der rund 150 Zuschauer noch an eine Wende. Denn Gonzerath agierte zu langsam und ohne die nötige Präzision. Doch da gab es ja noch das glückliche Händchen von Trainer Schneider: er wechselte in der 67. Minute seinen Namensvetter Bernd ein und dieser bedankte sich auf seine Weise für dessen Vertrauen. Ganze zwei Minuten später jubelte Gonzerath, als Sven Legrand einen Handelfmeter zum 2:2 im Kasten unterbrachte (72.). "Das 2:2 macht mich zufrieden. Wir haben mit Moral ein verloren geglaubtes Spiel noch herumgebogen", resümierte Schneider erleichtert.Dagegen trauerte Jörg Berg den vertanen Chancen hinterher: "Wir haben heute zwei Punkte liegen lassen, da die Chancenverwertung mangelhaft bis katastrophal war".

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