Spielerisch geht's auch
Weniger Kinder, immer kleinere Übungsgruppen: Angesichts des demografischen Wandels wird es für alle Sportarten wichtig, sich intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. In Altrich zum Beispiel wurden Lehrer und Übungsleiter für das Leichtathletik-Training mit Kindern fit gemacht.
Altrich. Scheinbar ungeordnet laufen 30 Lehrer und Übungsleiter kreuz und quer durch die Sporthalle. "Wenn ihr euch trefft, einigt euch, in welche Richtung ihr zusammen weiter lauft", ruft Hans-Theo Nieder den Joggern zu.
Mit vielen praktischen Beispielen zeigt der Sportlehrer und Trainer, wie man Leichtathletik kindgerecht aufarbeiten kann. Um Laufen, Springen und Werfen zu üben, brauche man die Kinder nicht in langen Reihen antreten und nacheinander in die Sandgrube hüpfen zu lassen. Eigeninitiative motiviere mehr, sagt Nieder.
Als er die alternativen Bundesjugendspiele vorstellt, bei denen die traditionellen Disziplinen verfremdet und nicht mehr die absolute, sondern nur noch die relative Leistung zählt, zeigt sich Skepsis. Gibt es in der Leichtathletik überhaupt Handlungsbedarf hinsichtlich alternativer Übungsformen für Kinder? Vergleicht man die Bestenliste der Jahre 1973, 1992 und 2007, so gilt eher: Egal ob Junge oder Mädchen, im vergangenen Jahr musste ein Zehnjähriger schneller und ausdauernder laufen, weiter springen und werfen als 15 oder 34 Jahre zuvor.
Ist unser Nachwuchs also fitter und Leichtathletik-begeisterter als gedacht? Analysiert man statt der Bestenliste der Zehn- die der 18- und 19-Jährigen, zeigt sich ein anderes Bild: Für einen jungen Mann war es im vergangenen Jahr viel leichter, zu den besten Zehn im Leichtathletik-Verband Rheinland zu gehören, als 1973. Auffallend ist: Von denen, die als Zehnjährige top waren, haben die meisten acht Jahre später die Spikes an den Nagel gehängt.
Genau das ist das Argument, mit dem Nieder für alternative Übungs- und Wettkampfformen wirbt.
Extra
Alternative Bundesjugendspiele: Hans-Theo Nieder gibt zu, dass das 92-seitige Handbuch zu den alternativen Bundesjugendspielen erschreckend wirkt. Das Werk beinhalte jedoch viele Ideen für Übungen, die sich im Sportunterricht oder der Übungsstunde umsetzen ließen und bringe so doppelten Nutzen. Bei den Wettkämpfen ist die relative Leistung im Vergleich zur Gruppe ausschlaggebend. Beim Zonenweitsprung zum Beispiel entfällt das Abmessen jedes Sprungs. Wichtig sei, schwächere Kinder nicht zu demotivieren. (teu)