Steilkurve für den Rollstuhl

REUTH. Wohnen im Alter, das ist für viele verbunden mit Altersheim und Einsamkeit. Das muss nicht sein. Auf einem Reiterhof in Reuth entsteht derzeit eine Wohngemeinschaft für Senioren.

 Sie planen eine Wohngemeinschaft für Senioren: Herbert Klein, Gerda Nolden, Margarethe Roedig und Angelika Klein. TV-Foto: Christian Brunker

Sie planen eine Wohngemeinschaft für Senioren: Herbert Klein, Gerda Nolden, Margarethe Roedig und Angelika Klein. TV-Foto: Christian Brunker

Über ihr Leben im Alter haben sich Gerda Nolden (57), Magarethe Roedig (83), Angelika (48) und Herbert Klein (52) schon früh Gedanken gemacht. Für sie steht fest, dass sie nicht in ein Altersheim und auch ihren Kindern nicht zur Last fallen wollen. "Das hat doch beides keine Zukunft", sagt Gerda Nolden. Auf ihrem Reiterhof in Reuth (Kreis Daun) gründen sie zurzeit eine Wohngemeinschaft für Senioren und gründen dazu den Verein "Falten-Reich". Bis zu sieben Mitbewohner sollen einmal auf dem Hof zusammenleben. Die Vorteile liegen dabei für sie klar auf der Hand: "Hier auf dem Reiterhof hat man sehr viel Platz, sich zu verwirklichen und seinen Hobbys nachzugehen - das hat man in keinem Altersheim", sagt Gerda Nolden. Und vor allem für Tiere sind die Bedingungen optimal. "Man muss hier schon mit Tieren klarkommen", sagt Angelika Klein und verweist auf die zahlreichen Hunde und Katzen, die in Haus und Hof herumlaufen - und natürlich die Pferde des Reiterhofs. Von daher könnten zukünftige Mitbewohner gerne ihre eigenen Tiere mitbringen. Einzig bei Schlangen und Spinnen legt Gerda Nolden ein entschiedenes Veto ein. Außerdem könnten sich mehrere Parteien später zusammen eine Pflegekraft leisten, die auch auf dem Hof wohnen könnte. "Vieles ist zusammen besser finanzierbar", sagt Herbert Klein. Und mit Wohngemeinschaften haben sie Erfahrung. "Wir haben damals schon in Wohngemeinschaften gelebt und stehen diesem Gedanken offener gegenüber als noch die Generation vor uns", sagt Angelika Klein. "Unsere Generation ist eher bereit, in solchen Formen zu leben", sagt auch Gerda Nolden. Aber man habe auch aus den eigenen Erfahrungen gelernt. "Eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Bad wird es nicht geben, das hat jeder für sich", sagt Angelika Klein. Überhaupt ist für sie ein Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre wichtig. "Wir werden uns sicherlich nicht alle jeden Morgen um 8 Uhr zum Frühstück treffen, das wäre ja wie im Altersheim." Jeder hat seinen Rückzugsraum und hat da seine Ruhe. "Aber es muss auch regelmäßige Treffen geben, in denen man die wichtigen Entscheidungen bespricht", sagt Herbert Klein. "Aber man kann natürlich nicht alles bis ins letzte Detail festlegen. Man kann nur die Rahmenbedingungen setzen." Dem pflichtet Gerda Nolden bei: "Es gehört auch eine gewisse Toleranz dazu, jeder muss die Macken der anderen akzeptieren." Befürchtungen, dass die Versorgung in dem kleinen Dorf schwierig werden könnte, haben sie nicht. "Die Einkäufe kann man auch im Supermarkt bestellen, für sieben Leute bringen die die auch hier raus", sagt Angelika Klein. Auch die ärztliche Versorgung ist nicht schlechter als in einer Stadt, liegen doch mit Gerolstein, Schleiden und Prüm drei Krankenhäuser in der näheren Umgebung, sodass im Notfall der Arzt in zehn Minuten vor Ort wäre. "Schneller geht das in der Stadt auch nicht", sagt Angelika Klein. Und der Rettungshubschrauber könnte direkt vor der Tür landen. Auch über etwaige Rollstühle haben sie sich schon Gedanken gemacht. Gerda Nolden möchten einen in lila, Angelika Klein einen mit Pferden drauf. Und Herbert hätte in der Einfahrt gerne eine Steilkurve. Die WG-Bewohner haben keinerlei Berührungsängste mit den Themen Alter und Pflege. Dabei sei es wichtig, frühzeit mit den Planungen zu beginnen. "Andere Leute gehen in eine Boutique, ich gehe ins Sanitätshaus und probiere schon mal Stützstrümpfe an", sagt Gerda Nolden. Kontakt: Angelika Klein unter der Telefonnummer 06552/7110.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort