Tätertherapie ist Opferschutz

TRIER. (kat) Pro Familia Trier wagt sich an eine neue Aufgabe: die ambulante Tätertherapie von Sexualstraftätern und Gewalttätern in engen sozialen Beziehungen. Der Bedarf an dem neuen Therapieangebot ist groß.

Immer wieder wird in der pro familia Trier nach Therapieangeboten nachgefragt für Sexualstraftäter und Täter, die in engen sozialen Beziehungen Gewalt ausüben. "Deshalb beschäftigen wir uns seit einiger Zeit mit der Frage, wie wir die in der Region bestehende Versorgungslücke schließen können", sagt Claudia Heltemes, Leiterin des Ortsverbands Trier. Ein erster Schritt ist bereits getan: Die Pro Familia Trier beschäftigte sich im Rahmen einer Fachtagung mit dem Thema "Ambulante Tätertherapie". Dort betonte der rheinland-pfälzische Justizminister Heinz Georg Bamberger, Schirmherr der Veranstaltung, dass gerade die Beschäftigung mit der Person des Täters und dessen Therapie Opferschutz sei. Beim Aufbau des neuen Angebots für den Raum Trier könne man von den bereits bestehenden fachlichen Kompetenzen im Bereich der ambulanten Täterarbeit im Verband profitieren, meint Uwe Saulheimer-Eppelmann, Landesvorsitzender Pro Familia Rheinland-Pfalz. Klaus-Peter David, Diplom-Pädagoge und Mitarbeiter der Pro Familia Schleswig-Holstein kennt sich sehr genau aus mit der Täterarbeit: In Kiel therapiert er seit elf Jahren Täter. Neben der Deliktarbeit, in der es darum geht, wie der Täter zu dem steht, was er gemacht hat, und welchen Anteil er bei sich sieht, spielt auch Biographiearbeit eine Rolle, sagt David. Die Täter seien schon vor den Delikten belastet, häufig selbst traumatisiert gewesen. Gegebenenfalls werden auch Familienmitglieder in die Täterarbeit mit einbezogen. Die Kooperation mit Justizeinrichtungen und anderen Institutionen sozialer Kontrolle sei unabdingbar. "Vertrauen müssen die Täter sich erst erwerben", erklärt der Diplompädagoge. Schwierig könne die Arbeit werden, wenn der Therapeut viel mit Opfern arbeite. Hier sei ständiges Üben nötig, damit dem Klienten weiterhin die notwendige Empathie entgegengebracht werden könne. "Die Arbeit sollte nur im Team gemacht werden, um sich austauschen zu können", empfiehlt David. Ambulante Täterarbeit fruchte dann, "wenn der Täter spürt, dass ihm die Therapie hilft." Informationen gibt es bei der Pro Familia Trier, Telefon 0651/22660, www.profamilia-trier.de.

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