"Themen selber aussuchen und recherchieren"

Trier. (ves) TV-Redaktionsmitglied Verena Schüller sprach mit Christina Eich über ihre Zeit in der "Specht"-Redaktion, journalistisches Arbeiten und das Gefühl, wenn man den ersten Preis des bundesweiten Schülerzeitungswettbewerbs überreicht bekommt.Christina, welche Motivation hattest du, in der sechsten Klasse deine Arbeit beim "Specht" aufzunehmen?



Christina Eich: Ich wollte gerne über Themen schreiben, die mich selber und natürlich auch meine Mitschüler interessieren. Als ich dann das Angebot der Schülerzeitung gesehen hatte, bin ich in diese AG eingetreten.

Mit wie vielen Mitschülern hast du 2003 angefangen?

Christina Eich: Ich bin zusammen mit einer Klassenkameradin in die Redaktion eingetreten. Diese bestand aus 15 Mädchen. Jungen waren leider keine dabei.

Was waren die grundsätzlichen Dinge, die du erst einmal lernen oder erkennen musstest?

Christina Eich: Natürlich gibt es manche Regeln, die beim Schreiben zu beachten sind. Das fängt schon bei der Recherche an. Wer seine Informationen ausschließlich aus dem Internet bezieht, weil es am bequemsten ist, stellt sehr schnell fest, dass seinen Artikeln der Pep fehlt. Es ist wichtig, auf die Leute zuzugehen, um ihnen im Interview Antworten zu entlocken, die man niemals im Internet finden könnte. Natürlich muss man auch lernen, die verschiedenen journalistischen Textformen richtig einzusetzen. Das ist adressatenbezogenes Schreiben! Das beginnt schon bei der Themenwahl. Nicht alles, was einen selbst interessiert, begeistert auch die Leser. Auch muss man beachten, dass man nicht über die Köpfe der Mitschüler hinweg schreibt. Der "Specht" wird von Mitschülern zwischen zehn und 17 Jahren gelesen, und für jeden soll etwas dabei sein.

Wie läuft der Redaktionsalltag beim "Specht" ab?

Christina Eich: Jeden Mittwochnachmittag treffen wir uns zu den Redaktionssitzungen. Dann werten wir unsere Recherchen aus und schreiben unsere Artikel. Oft setzen wir uns auch mal zusammen, besprechen Themen, sammeln Ideen oder diskutieren Layoutvorschläge. Daneben muss auch der geschäftliche Teil erledigt werden, insbesondere das Einholen von Werbung. Denn damit werden die Druckkosten bezahlt, in diesem Jahr rund 2500 Euro. Und als kleines Unternehmen muss auch ein Gewinn übrig bleiben. Damit finanzieren wir wichtige Anschaffungen, wie Software und Geräte. Der "Specht" erscheint einmal pro Jahr, kurz vor den Sommerferien. Mehr Ausgaben sind beim Umfang unserer Zeitung nicht zu schaffen oder würden auf Kosten der Qualität gehen. Wahrscheinlich wären sie auch nicht zu finanzieren.

Wie viel Freizeit bleibt euch noch neben dem Schulalltag und der Arbeit für die Schülerzeitung?

Christina Eich: Natürlich müssen alle ein wenig von ihrer Freizeit opfern, vor allem zur Recherche. Dennoch bleibt noch Freizeit genug, und das Schreiben für den "Specht" ist ja eine schöne Freizeitbeschäftigung.

Welche Themen interessieren euch beim "Specht" und dich persönlich besonders?

Christina Eich: Alle Themen, mit denen man sich als Jugendlicher auseinandersetzt, wie Freundschaft, Gewalt, Drogen, Freizeitverhalten und natürlich auch innerschulische Themen. Jeder, der Ideen hat, schlägt diese vor und bearbeitet sie dann auch. Natürlich können wir uns immer der Hilfe unserer betreuenden Lehrer, Peter Steffgen und Carsten Göden, sicher sein.

Wie viele Schüler gibt es an der Augustiner-Realschule Hillesheim?

Christina Eich: Zurzeit hat die Schule 500 Schüler. Die Auflagenhöhe beträgt 400 Exemplare zum Preis von zwei Euro.

Wie war das damals für dich, als du in Berlin den ersten Preis überreicht bekommen hast?

Christina Eich: Als wir in Berlin ankamen, war die eigentliche Preisverleihung erst am dritten und letzten Tag. Bis dahin haben wir dort viel erlebt und auch viele andere Redakteure kennengelernt. Natürlich gab es nur ein Gesprächsthema: "Wer ist die Nr. 1 ?" Als es dann endlich so weit war und wir den ersten Platz unter den Realschulen erhielten und unser Name "Specht" genannt wurde, konnten wir es kaum glauben und waren überglücklich und auch stolz, so einen Preis gewonnen zu haben.

Wenn du einmal zurückblickst: Wie hat sich eure Schülerzeitung in den vergangenen fünf Jahren entwickelt?

Christina Eich: Vor allem das Layout ist professioneller und peppiger geworden. Auch die Druckqualität ist durch die Umstellung von Digital- auf Offsetdruck viel besser geworden.

Welche besonderen Erlebnisse sind dir in Erinnerung geblieben?

Christina Eich: Negative Erlebnisse gab es nicht. Die Mitarbeit beim "Specht" war immer eine freiwillige Sache, die ich gerne gemacht habe. Natürlich waren die gemeinsamen Seminare mit befreundeten Redaktionen und die "Siegesfeiern" die Highlights.

Was fasziniert dich an der journalistischen Arbeit?

Christina Eich: Ich fand es immer am schönsten, über Themen zu schreiben, die nicht der Lehrer vorgibt, sondern sich Themen selber auszusuchen zu können und dann zu recherchieren.

Welche Tipps würdest du Schülern geben, die auch bei Schülerzeitungen schreiben oder überlegen, dort anzufangen?

Christina Eich: Immer Spaß am Schreiben zu haben, also über Themen, für die man sich auch selber interessiert, denn dann macht das Recherchieren noch mehr Spaß.

Auch am diesjährigen Schülerzeitungswettbewerb beteiligt sich der "Specht". Welche Chancen rechnest du deinen ehemaligen Kollegen aus?

Christina Eich: Natürlich wie immer gute Chancen, doch die Konkurrenz schläft nicht. Am Ende sollen die Besten gewinnen.

Welche Exemplare waren aus deiner Sicht die stärksten der vergangenen Schuljahre?

Christina Eich: Die Ausgabe 2005 mit dem Titelthema "Schule Anno dazumal" . Unter anderem haben wir dazu im Schulmuseum Immerath recherchiert. Außerdem haben wir auch unsere Lehrer zu früheren Streichen interviewt. Und die diesjährige Ausgabe über Freundschaft. Dort werden sehr interessante Themen behandelt, wie ein Interview mit einer Psychologin oder ein selbst entworfener Fotoroman rund ums Thema Freundschaft. Sogar ein Verlag hat schon Interesse an einigen Artikeln angemeldet.

Vielen Dank für das Gespräch und deine offenen Antworten!

sPURWECHSEL - THEMA DER WOCHE

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