Toben und turnen

TRIER. Die Ergebnisse einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (DGPMR) erschrecken: Die Mehrzahl von 200 getesteten Schulkindern zwischen zwölf und 14 Jahren zeigte ein schwaches motorisches Leistungsvermögen.

Aufgaben wie Ballprellen, Zielwerfen, Rumpfbeugen und andere zu Koordination und Gleichgewicht lösten 57 Prozent der Kinder nur "befriedigend". Fazit der Sportwissenschaftlerin und Leiterin der Studie, Dr. Meike Küster: "Insge-samt bewegten sich die untersuchten Schulkinder viel zu wenig." Die DGPMR sieht eine Tendenz zur Zunahme von motorischen Leistungsschwächen bei Kindern. Häufige Folge: Fehlhaltungen der Wirbelsäule und chronische Rückenschmerzen. Auch Dr. Dirk Hering und Michaele Kupper vom Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) Trier - der Kinderfrühförderung und Elternberatung - können diese Tendenz bestätigen. Ursachen sehen sie vor allem in den Umgebungsbedingungen, in denen die Kinder aufwachsen. Sicherlich spiele es eine Rolle, ob ein Kind mitten in der Stadt oder auf dem Land aufwachse, ob es die Freizeit mit ständigem Fernsehen und stundenlangem Computerspielen oder Klettern auf dem Spielplatz verbringe. Die Eltern haben einen großen Vorbildcharakter. Treiben sie Sport und bewegen sich gerne, begeistern sich auch ihre Kinder eher für Sport. Doch auch viel zu schwere Schulranzen oder unpassende Stühle in den Schulen können Faktoren bei der Entwicklung von Fehlhaltungen sein. "Alle Kinder in einer Klasse haben den gleich großen Stuhl, obwohl nicht alle Kinder gleich groß sind", sagt Michaele Kupper kopfschüttelnd. Im SPZ Trier stellen motorische Leistungsschwächen oft nur einen Teil komplexer Entwicklungsstörungen dar. Bewegungstherapie ist deshalb meistens einer von mehreren Bestandteilen eines umfassenderen Therapiekonzepts. Neben Beweglichkeit, Koordination und verschiedenen anderen motorischen Fertigkeiten werden im Rahmen von Physio- oder Ergotherapie positive Körpererfahrungen, Selbstvertrauen und soziale Fähigkeiten gefördert. Prof. Dr. Wolfgang Beyer von der DGPMR sieht den Schulsport als sehr wichtig an, damit Kinder "positive Körpererfahrungen sammeln können". Doch auch schon vor dem Eintritt in die Schule sollte die Motivation zur Bewegung gefördert werden. Dr. Dirk Hering empfiehlt Eltern, Bewegung in den Alltag der Familie einzubauen: "Mit den Kindern zusammen turnen, Schubkarre spielen, schwimmen, in den Sportverein gehen, mal einen Ausflug in den Wald machen, auf Baumstämmen balancieren."

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