Über Nacht wachsen die Nerven nach

WITTLICH. Erst mit einem Schlag mehrfach guter Hoffnung sein, dann mit gleich zwei zusätzlichen Kindern auf einen Streich fertig werden. Diese Aufgabe meistert Marion Wolf-Nickenig.

Welche Frage wird Ihnen als Mutter am häufigsten gestellt? Wolf-Nickenig: "Sind das Zwillinge? Oh, wie schön. Aber es ist auch bestimmt viel Arbeit ?" Wann haben Sie erfahren, dass Sie doppelt guter Hoffnung sind? Wolf-Nickenig: Beim ersten Ultraschall. Ich musste lachen, denn mir fiel sofort meine Stiefmutter Petra ein, die geträumt hatte, ich würde Zwillinge bekommen. Dann kamen die Existenzfragen: Wir haben gerade gebaut, schaffen wir das finanziell, und wir brauchen ein größeres Auto. Welches sind denn so die Standard-Themen? Wolf-Nickenig: Jede Entwicklungsphase stellt Zwillingseltern vor neue Schwierigkeiten: Schaffe ich es, zwei Kinder zu stillen, sollten Zwillinge besser in einem Zimmer oder getrennt schlafen, bekomme ich zwei Kleinkinder gleichzeitig trocken . Da hilft es sehr, die Erfahrungen der anderen Zwillingseltern zu hören, so wird auch die Angst vor neuen Aufgaben genommen. Ein Kleinkind und dann gleich zwei dazu: Wie behalten Sie starke Nerven? Wolf-Nickenig: Eine Zwillingsoma hat mal gesagt "Zum Glück wachsen die Nerven nachts wieder nach!" Es stimmt, über Nacht werden auch meine "Akkus" wieder aufgeladen, denn die täglichen Anforderungen und auch der Geräuschpegel bei drei kleinen Kindern lassen das Nervenkostüm schrumpfen. Was sind die größten Herausforderungen, etwa wenn Sie mit drei kleinen Herren einen Spaziergang machen wollen? Wolf-Nickenig: Am Anfang durfte Sven, der ja gerade mal 2 Jahre alt war, sich mit auf den Kinderwagen stellen. Jetzt, seit die Zwillinge laufen können, ist es schwer, sie im Wagen zu halten. Da weiss ich manchmal nicht, wem ich zuerst hinterher laufen soll, denn jeder entdeckt für sich etwas interessantes. Zwillinge bieten ja an, einmal die klassische Rollenverteilung Mutter/Vater zu überdenken. Wo hat denn der Vater mehr geholfen als bei Ihrem Erstgeborenem? Wolf-Nickenig: Das kann ich so nicht sagen, denn außer dem Stillen hat mein Mann schon bei Sven alle Aufgaben mit erledigt. Worauf waren Sie in der Schwangerschaft besonders neugierig? Wolf-Nickenig: Wie sie wohl aussehen, ob sie sich sehr gleichen oder grundverschieden werden. Jetzt organisieren Sie die erste Wittlicher Zwillingskleiderbörse. Wer Macht mit, wie kam die Idee zustande? Wolf-Nickenig: Ausschlaggebend war das Thema Zwillingsbörse in unserem Zwillingstreff (siehe auch: www.zwillingstreff-wittlich.de). Wir treffen uns ein Mal im Monat mit anderen Zwillingsmüttern aus dem Wittlicher Raum. Zwei davon sind letztes Jahr nach Saarlouis auf eine Börse gefahren und berichteten über ihre Erfahrungen. Wir ärgerten uns, dass hier nichts dergleichen angeboten wird, wo es doch immer mehr Zwillingseltern gibt. Da beschlossen wir, das selbst zu organisieren. Was ist besonders teuer bei der doppelten Ausstattung? Wolf-Nickenig: Schwer zu Buche schlägt natürlich der Kinderwagen. Bei uns war ja durch das erste Kind schon einiges vorhanden. Trotzdem reicht die Kleidung für zwei nicht aus. Wir brauchten Autositze, einen zweiten Hochstuhl und ein Kinderbett dazu. Geholfen hat uns, dass wir viel geliehen bekamen, denn die Kosten für Neuanschaffungen würden den Rahmen sprengen. Darum auch die Kleiderbörse, damit Eltern mit kleinerem Geldbeutel die Möglichkeit gegeben wird, gute Sachen zu günstigen Preisen einzukaufen. Ziehen Sie Ihre Kinder gleich an? Wolf-Nickenig: : Natürlich finde ich es schön, die beiden auch mal gleich anzuziehen. Die Ähnlichkeit wird dadurch noch hervorgehoben. Trotzdem werden auch die Kleider vom großen Bruder aufgetragen. Wenn Lars und Jan grösser sind, werden sie sicher selbst entscheiden, ob ihnen das überhaupt gefällt. Die Fragen stellte unserer Redakteurin Sonja Sünnen.

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