Umgehung auf ewig verschoben?

AYL. Bürger und Gemeinderat protestieren gegen die Pläne des Bundes, die Umgehungsstraße Ayl aus dem vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes herauszunehmen. Sie befürchten, dass damit die Entlastungsstraße auf den Sankt- Nimmerleins-Tag verschoben werde.

 Ayl aus der Vogelperspektive: Die rote Linie zeigt den ungefähren Verlauf der Umgehungsstraße und soll einen Anhaltspunkt geben. Die genaue Trassierung soll im Rahmen des Verfahrens zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.Foto: Gerhard Steinle

Ayl aus der Vogelperspektive: Die rote Linie zeigt den ungefähren Verlauf der Umgehungsstraße und soll einen Anhaltspunkt geben. Die genaue Trassierung soll im Rahmen des Verfahrens zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.Foto: Gerhard Steinle

Nachdemnun erste Verwirrungen über die tatsächliche Einstufung derUmgehung geklärt sind, regt sich wieder starker Protest in derGemeinde, die bislang davon ausgehen konnte, dass alles glattläuft und die Umgehung in den vordringlichen Bedarf aufgenommenwird. Bernhard Schneider hat an nur einem Abend über 250 Unterschriften für die Umgehungsstraße gesammelt. Und in seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat einstimmig die Umgehung gefordert, die in früheren Zeiten schon einmal im vordringlichen Bedarf gewesen sei, dann aber wieder rausgefallen ist, erinnert sich Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger.

Die neuesten Berliner Pläne bergen für die Ayler einige Ungereimtheiten: Zunächst erinnern sie daran, dass die Umgehungen Könen und Ayl stets in einem Atemzug genannt worden seien, was auch schriftlich so vom rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium bestätigt wurde. Und nun ist Könen "drin" und Ayl "draußen".

Wieso kostet die Umgehung jetzt 10,7 Millionen Euro?

Für Schneider ist nicht nur dieser Umstand nicht hinnehmbar. "Zwischen Mettlach und Trier wird Ayl die einzige Gemeinde ohne Umgehungsstraße sein. Und wenn die Umgehung Könen gebaut ist, dann werden wir in Ayl noch mehr Verkehr haben", ärgert er sich.

Zweite Merkwürdigkeit: Niemand kann sich erklären, warum die Umgehungsstraße Ayl, für die bereits ein Raumordnungsverfahren eingeleitet ist, und mit der die Umweltverträglichkeitsstudie keine grundsätzlichen Probleme hat, nun plötzlich 10,7 Millionen Euro kosten soll, bislang aber stets mit vier Millionen Euro beziffert worden sei. Nicht nur Bürgermeister Schartz fragt sich, ob hier eine Trasse bewusst schlecht gerechnet werde, um sich eine Argumentationshilfe zu verschaffen.

Für "unverzichtbar" hält der Rat die Umgehungsstraße, denn die jetzige Ortsdurchfahrt zerschneide das Dorf. Erst jüngst hatten besorgte Eltern durch öffentlichen Protest auf die Gefährlichkeit der Ortsdurchfahrt aufmerksam gemacht, denn beispielsweise der Kindergarten liege an der Straße (der TV berichtete).

Zwar sei die "weit überwiegende Mehrheit der Ortsbevölkerung" für die Umgehung, dennoch muss auch der Ortsbürgermeister einräumen, dass es Gegenstimmen gibt. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens hätten rund 80 Bürger Einspruch erhoben. Beispielsweise der ehemalige Ortsbürgermeister Karl Meier, der in der Biebelhausener Straße wohnt und bereits jetzt angekündigt hat, einen Wertverlust von Haus und Grund geltend zu machen. Wie er sehen auch die Bewohner im Neubaugebiet nur eine Verlagerung der Probleme.

Büdinger hält dagegen: Jedem, der dort gebaut hat, sei klar gewesen, dass eine Umgehungsstraße geplant sei, die im Übrigen nicht nur Ayl vom Verkehr entlasten werde, sondern auch Biebelhausen und Kanzem. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass für die Trasse Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen seien, die sich an der Ortsdurchfahrt nicht mehr realisieren lassen würden.

12 400 Fahrzeuge in 24 Stunden

In der Umweltverträglichkeitsstudie wird im Prognosejahr 2020 für Ayl mit einer Verkehrsbelastung von 12 400 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden gerechnet, darunter elf Prozent Güterverkehr. Eine Umgehungsstraße würde 10 300 Kraftfahrzeuge abziehen. Karl Diller (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, bekräftigte auf TV -Anfrage, dass es seine Forderung gewesen sei, auch die Umgehung Ayl in den vordringlichen Bedarf aufzunehmen. Dem habe das Bundesverkehrsministerium aber nicht entsprochen.

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