"Un wenn et Trömmelche jeht"

TRIER/KÖLN. Schunkeln, Klatschen, Feiern: Der Karneval lebt von den Liedern aus der Narren-Hochburg Köln. Nur gut, wenn der Jeck weiß, welche neuen Hits ihn auf der Karnevals-Party erwarten.

 Alaaf! Besonders Kölner setzen bei den Karnevalsliedern die Akzente. Sie wissen, mit welchen Liedern es sich gut feiern lässt.Foto: dpa

Alaaf! Besonders Kölner setzen bei den Karnevalsliedern die Akzente. Sie wissen, mit welchen Liedern es sich gut feiern lässt.Foto: dpa

Helau und Alaaf! Endlich, die Jecken schunkeln dem Höhepunkt des Jahres entgegen. Es lebe der Dreivierteltakt und seine Freunde. Was wäre ein Narr bloß ohne sie in dieser besonderen Zeit, "wenn et Trömmelche jeht". Denn da treffen sich "Echte Fründe" mit "Dicken Mädchen" namens "Tosca, Rosa oder Carmen". Sie schenken ihnen "Rote Rosen" und beschließen: "M'r lossen den Dom in Kölle".Mehr als ein plumpes Lalala

"Da simmer dabei, dat is prima, Viva Colonia", werden nun manche lauthals einstimmen wollen. Doch, Moment! Um wirklich ein echter Jeck zu sein, dazu gehört mehr als nur "Hände zum Himmel" und "Drink doch eine met". Nein, es erfordert harte Arbeit, immer topaktuell zu sein, um sich - womöglich eingehakt im Ellenbogen der oder des Angebeteten - nicht die Blöße zu geben. Ein plumpes "Lalala" ist dann das letzte, was man brauchen kann.

Viel mehr Eindruck macht es hingegen, wenn man bei den neuen Hits der Session mitträllern kann. Da hätten zum Beispiel die "Bläck Fööss" ihren neuen Titel "Bickendorfer Büdche" zu bieten. Das ist gleich schon ein Fall für Fortgeschrittene - also fortgeschrittene Jecken - weniger für fortgeschrittene Stunden. Denn sowohl textlich als auch tänzerisch mitzuhalten, erfordert eine gewisse körperliche Kondition. Mit Schunkeln kommt man nicht weit bei dem flotten Rhythmus, der eher an den Karneval in Rio erinnert. Wenn man dann auch noch als Nicht-Kölner "Büdche", "Tütche" und "Brütche" auseinanderhalten kann, ist man bestens gerüstet für die beiden weiteren Hits der Session: "Schön ist das Leben" von den "Paveiern" und "Ävver schön wor et doch" der "Rheinländer". Vor allem Jecken in der Midlife-Crisis werden diese Lieder lieben. Denn: "Scheißejal, wie alt mir sinn. Mir stonn immer middendrinn" (Paveier). Nochmal herzhaft in die Hände geklatscht, und man fühlt sich wieder fast wie 20.

Zunächst sehr geschmeichelt könnten die närrischen Damen bei dem Refrain des neuen Hits der "Räuber" reagieren: "Ja, was wärn die Männer ohne Weiber? Ohne diese wohlgeformten Leiber! Ja, dann gäb es auch kein Paradies. Denn Adam war erst glücklich, als sich Eva sehen ließ!"

Doch, verehrte Närrinnen. Nochmal genau hingehört, geht es wie folgt weiter: "Doch denke immer dran, wenn Du auf Freiersfüßen bist, nimm eine, die gern kocht, auch wenn sie mollig ist. Bedenke stets, du isst im Leben länger als du küsst."

Spätestens jetzt dürften sich emanzipierte Frauen in einem Zwiespalt befinden: Boykott oder Weiterschunkeln? Doch wer macht sich im Karneval ernsthaft solche Gedanken? Also, weiter geht die Schunkelfreude.

Oder wie die Band "Brings" es ausdrücken würde: "Loss mer danze". Dieser Aufforderung folgt man gerne, hört man ihren neuen Hit "Bazille".

So aggressiv wie der Titel ist auch ihre Musik im Vergleich zu manch anderem weichgespülten Karnevals-Gedudel. "Brings" ist nun mal eine Kölsch-Rockband, die die Jecken vor dem Schunkel-Syndrom bewahrt.

Doch egal, ob "Brings", "Bläck Fööss", "Paveier", "de Räuber" oder andere Kölsche Karneval-Bands - in einem sind sie sich wohl alle einig: "Loss mer fiere, net lamentiere!" Helau und Alaaf!

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