VEREINE: Der Notizblock hat ausgedient

Von unserem Redakteur MIRKO BLAHAK DAUN/BITBURG/WITTLICH/TRIER. Das Thema ist alt, erlebt jedoch regelmäßig trauriger Aktualität. (Sport-)Vereine haben Probleme, ehrenamtliche Helfer zu finden. Die Suche nach Rezepten ist schwierig. Die Lage war ernst, sehr ernst. Seit Monaten war die SpVgg. Uersfeld/Kaperich (Kreis Daun) auf der Suche nach einem neuen Vorstand. Im Frühjahr stand die turnusgemäße Wahl an. Für keine Position erklärte sich jemand bereit, erinnert sich der derzeitige Vorsitzende Franz-Josef Jax, der aus beruflichen und privaten Gründen nach mehr als 25 Jahren sein Amt abgeben wird. Auch der zweite Versuch am 23. Juli scheiterte - trotz einer "Sondierungs"-Versammlung im Vorfeld. Einen dritten, vielleicht letzten Anlauf, wird es am 20. August geben. Dann wird sich aller Voraussicht nach ein Vorstand finden. Jax ist die Mitglieder-Datei nochmals durchgegangen und hat Klinken geputzt, am Montagabend erneut bei einem "Krisen-Treffen". Nun haben sich Leute gefunden - dank einer neuen Organisations-Struktur, die laut Jax die Arbeit besser verteilen soll. Wäre die Suche erneut gescheitert, hätte laut Satzung das Vereinsregistergericht (Amtsgericht Wittlich) informiert werden müssen, die Auflösung des mehr als 80 Jahre alten Vereins hätte gedroht. Die SpVgg. Uersfeld/Kaperich ist kein Einzelfall. "Es wird auch in Zukunft immer wieder vorkommen, dass Vereine händeringend nach einem Vorstand suchen werden", sagt Manfred Neumann, Chef des Sportkreises Bernkastel-Wittlich. In seinem Kreis seien 28 Vereine ohne Schatzmeister, 13 ohne Geschäftsführer und rund 50 ohne Jugendleiter. "Ein 18-Jähriger kann keinen Verein führen" Wo liegen die Ursachen? "Oftmals möchte niemand mehr Verantwortung über eine längere Zeit übernehmen, berufliche Belastungen spielen eine Rolle", sagt Neumann. Hinzu komme eine unzureichende Anerkennung für das Ehrenamt. Außerdem sind die Anforderungen an die Vereins-Arbeit gestiegen: "Buchhaltung ist heute nicht mehr in einem Notizbuch machbar", sagt Horst Reißenweber, Vorsitzender des Sportkreises Daun. Einen Verein zu führen, bedeute, ein Geschäft zu führen, umschreibt es sein Trier-Saarburger Kollege Alfons Steinbach. So einfach die Analyse ist, so schwer ist die Suche nach Rezepten, um der Malaise zu begegnen. Peter Michaeli, Chef des Sportkreises Bitburg-Prüm, mahnt eine "positive und offene Atmosphäre im Vorstand und im Verein" an. Eine konsequente Arbeitsaufteilung soll die Belastung des Einzelnen deckeln helfen. Michaeli: "Es hat sich vielfach bewährt, Sonderaufgaben auf Vereinsmitglieder zu übertragen, die nicht dem Vorstand unmittelbar angehören." So könnten etwa Jugendliche in Projekte eingebunden werden. Auf die Jugend einzugehen, fordert auch Josef Hens, als Vizepräsident des Fußball-Verbands Rheinland für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben zuständig: "Ich wünsche mir, dass man auf junge Leute zugeht und ihnen zunächst projektbezogene Aufgaben anbietet. Viele möchten sich anders und kurzfristig in ihrem Verein engagieren." Man könne nicht von 18-Jährigen erwarten, dass sie den Verein führen", spricht sich Steinbach für eine Politik der kleinen Schritte aus. Sein Tipp: Vor einer Versammlung Zettel unter die Mitglieder verteilen, wo diese notieren können, wo und wie sie sich ein Engagement vorstellen können. Den Fußballern bei Strategien helfen sollen seit Mai vergangenen Jahres Ehrenamtsbeauftragte in den Vereinen. Doch die Bilanz ist bislang teilweise ernüchternd: Im Spielkreis Eifel hat bislang erst einer (!) von 185 Vereinen einen Vereinsbeauftragten benannt. Im Kreis Mosel beträgt der Prozentsatz 16,52, im Kreis Trier/Saarburg immerhin 42,85. Die Quote im Fußballverband Rheinland liegt bei gut 31 Prozent. Daneben gibt es für alle Vereine Hilfen von den Verbänden, die darauf abzielen, die Mitarbeitergewinnung und -betreuung effektiver und sinnvoller zu machen sowie langfristiger anzulegen. Das Problem: "Die Hilfen werden jedoch nicht so angenommen, wie es erforderlich wäre", sagt Neumann. Liebe Leserin, lieber Leser, uns interessiert Ihre Meinung. Wie sind Ihre Erfahrungen im Verein? Was muss sich ändern? Schicken Sie uns eine Mail an mosel-echo@volksfreund.de oder schicken Sie ein Fax an 06571/972039.

Die Lage war ernst, sehr ernst. Seit Monaten war die SpVgg. Uersfeld/Kaperich (Kreis Daun) auf der Suche nach einem neuen Vorstand. Im Frühjahr stand die turnusgemäße Wahl an. Für keine Position erklärte sich jemand bereit, erinnert sich der derzeitige Vorsitzende Franz-Josef Jax, der aus beruflichen und privaten Gründen nach mehr als 25 Jahren sein Amt abgeben wird. Auch der zweite Versuch am 23. Juli scheiterte - trotz einer "Sondierungs"-Versammlung im Vorfeld. Einen dritten, vielleicht letzten Anlauf, wird es am 20. August geben. Dann wird sich aller Voraussicht nach ein Vorstand finden. Jax ist die Mitglieder-Datei nochmals durchgegangen und hat Klinken geputzt, am Montagabend erneut bei einem "Krisen-Treffen". Nun haben sich Leute gefunden - dank einer neuen Organisations-Struktur, die laut Jax die Arbeit besser verteilen soll. Wäre die Suche erneut gescheitert, hätte laut Satzung das Vereinsregistergericht (Amtsgericht Wittlich) informiert werden müssen, die Auflösung des mehr als 80 Jahre alten Vereins hätte gedroht. Die SpVgg. Uersfeld/Kaperich ist kein Einzelfall. "Es wird auch in Zukunft immer wieder vorkommen, dass Vereine händeringend nach einem Vorstand suchen werden", sagt Manfred Neumann, Chef des Sportkreises Bernkastel-Wittlich. In seinem Kreis seien 28 Vereine ohne Schatzmeister, 13 ohne Geschäftsführer und rund 50 ohne Jugendleiter."Ein 18-Jähriger kann keinen Verein führen"

Wo liegen die Ursachen? "Oftmals möchte niemand mehr Verantwortung über eine längere Zeit übernehmen, berufliche Belastungen spielen eine Rolle", sagt Neumann. Hinzu komme eine unzureichende Anerkennung für das Ehrenamt. Außerdem sind die Anforderungen an die Vereins-Arbeit gestiegen: "Buchhaltung ist heute nicht mehr in einem Notizbuch machbar", sagt Horst Reißenweber, Vorsitzender des Sportkreises Daun. Einen Verein zu führen, bedeute, ein Geschäft zu führen, umschreibt es sein Trier-Saarburger Kollege Alfons Steinbach. So einfach die Analyse ist, so schwer ist die Suche nach Rezepten, um der Malaise zu begegnen. Peter Michaeli, Chef des Sportkreises Bitburg-Prüm, mahnt eine "positive und offene Atmosphäre im Vorstand und im Verein" an. Eine konsequente Arbeitsaufteilung soll die Belastung des Einzelnen deckeln helfen. Michaeli: "Es hat sich vielfach bewährt, Sonderaufgaben auf Vereinsmitglieder zu übertragen, die nicht dem Vorstand unmittelbar angehören." So könnten etwa Jugendliche in Projekte eingebunden werden. Auf die Jugend einzugehen, fordert auch Josef Hens, als Vizepräsident des Fußball-Verbands Rheinland für sozial- und gesellschaftspolitische Aufgaben zuständig: "Ich wünsche mir, dass man auf junge Leute zugeht und ihnen zunächst projektbezogene Aufgaben anbietet. Viele möchten sich anders und kurzfristig in ihrem Verein engagieren." Man könne nicht von 18-Jährigen erwarten, dass sie den Verein führen", spricht sich Steinbach für eine Politik der kleinen Schritte aus. Sein Tipp: Vor einer Versammlung Zettel unter die Mitglieder verteilen, wo diese notieren können, wo und wie sie sich ein Engagement vorstellen können. Den Fußballern bei Strategien helfen sollen seit Mai vergangenen Jahres Ehrenamtsbeauftragte in den Vereinen. Doch die Bilanz ist bislang teilweise ernüchternd: Im Spielkreis Eifel hat bislang erst einer (!) von 185 Vereinen einen Vereinsbeauftragten benannt. Im Kreis Mosel beträgt der Prozentsatz 16,52, im Kreis Trier/Saarburg immerhin 42,85. Die Quote im Fußballverband Rheinland liegt bei gut 31 Prozent. Daneben gibt es für alle Vereine Hilfen von den Verbänden, die darauf abzielen, die Mitarbeitergewinnung und -betreuung effektiver und sinnvoller zu machen sowie langfristiger anzulegen. Das Problem: "Die Hilfen werden jedoch nicht so angenommen, wie es erforderlich wäre", sagt Neumann.Liebe Leserin, lieber Leser, uns interessiert Ihre Meinung. Wie sind Ihre Erfahrungen im Verein? Was muss sich ändern? Schicken Sie uns eine Mail an mosel-echo@volksfreund.de oder schicken Sie ein Fax an 06571/972039.

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