Versehentlich für tot erklärt: Das Schicksal von Johann Richter

Gerhard Richter aus Hütterscheid hat der Redaktion einen Gastbeitrag über das Schicksal seines Vaters gesendet. Johann Richter wurde im Ersten Weltkrieg versehentlich für tot erklärt.

 Johann Richter. Foto: privat

Johann Richter. Foto: privat

"Auch im Krieg geschehen Wunder", schreibt Gerhard Richter dem Trierischen Volksfreund und erzählt seine Geschichte:
"Solch ein Wunder hat mein Vater im Ersten Weltkrieg erlebt. Er war am 11. April 1897 geboren und somit zu Kriegsbeginn 17 Jahre alt. Wann er genau eingezogen wurde, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war er ein stattlich strammer Bursche und groß genug, um in die kaiserliche Garde einzutreten. Dank seiner Erzählungen erfuhr ich viel über seine Kriegseinsätze
Es war gegen Kriegsende in Frankreich am Ärmelkanal, als er beim Rückzug von den Franzosen und Engländern sich eine Kugel fing. Er erlitt einen Lungendurchschuss. In der Eile, denn sie mussten ja fliehen, hatten die deutschen Soldaten ihn tot liegen gelassen und schließlich als tot gemeldet. In seiner Heimat wurde eine Totenmesse für ihn gehalten.
Nun geschah das Wunder. Den Deutschen folgend sind englische Soldaten auf die vermeintliche Leiche gestoßen. Nachdem sie bemerkten, dass er noch lebte, brachten sie ihn in ein Lazarett. Obwohl er ein Feind war, pflegten und behandelten sie ihn vorsorglich. Er hat mir immer wieder von der guten Krankenschwester erzählt, in die er sich am liebsten verliebt hätte. Nach seiner Genesung und der Gefangenschaft wurde er schließlich zurück in seine Heimat Oberraden entlassen. Dort wurde seine "Auferstehung" gefeiert. Sein zweiter Lebensabschnitt begann am 8. August 1923 in Hütterscheid mit der Vermählung mit Anna Theresia Stoffels. Sie hatten fünf Kinder. Im Januar 1956 starb sie an einem Herzinfarkt. Auch im zweiten Weltkrieg wurde er eingezogen, aber nach drei Tagen wegen eines Lungenschusses wieder entlassen. Er starb am 22. Oktober 1985." hpl

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