Versuch macht klug!

Der dritte Teil der TV-Serie über die Gelderziehung widmet sich dem Thema Taschengeld. Für Kinder und Jugendliche steckt im Taschengeld ein Stück Selbstständigkeit. Eltern verfolgen darüber hinaus das pädagogische Ziel, ihren Kindern möglichst früh Erfahrungen im Umgang mit Geld zu ermöglichen.

 Der Umgang mit Geld will gelernt sein. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Der Umgang mit Geld will gelernt sein. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. Marlies Herterich, Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB), plädiert dafür, dass jedes Kind Taschengeld bekommen sollte, auch wenn die Familie arm ist. "Jede noch so kleine Summe ist wichtig."Es komme darauf an, dass Kinder lernen, mit Budgets auszukommen und auf etwas hin zu sparen. Denn: "Häufig schnappt die Schuldenfalle zu, sobald junge Erwachsene selbstständig werden und von zu Hause ausziehen", weiß Herterich. Das trifft vor allem auf solche zu, die nie gelernt haben, mit Taschengeld umzugehen. "Versuch macht klug", lautet das Motto.

Nicht aufregen, wenn das Geld für Süßes draufgeht

Das Taschengeld sollte an die Lebenssituation der einzelnen Familie angepasst sein. Hartz-IV-Empfängern, bei denen das Geld knapp ist, rät sie, mit den Kindern darüber zu reden, dass nur ein kleines Taschengeld möglich ist. "Es ist wichtig, Kinder in familiäre Entscheidungen einzubeziehen." Dann könnten Eltern auch mit Verständnis rechnen.

Wiederkehrende Diskussionen über die Höhe des Taschengeldes seien normal. Beschwere sich das Kind anhaltend darüber, dass alle anderen aus der Klasse mehr bekämen, hätten Eltern die Möglichkeit, sich bei Elternversammlungen zu erkundigen, was in anderen Familien gezahlt wird. "Eltern sollen ihrem Kind aber auch ehrlich sagen, wenn sie das nicht geben können", betont die DKSB-Vizepräsidentin.

Ein paar Regeln sollten Eltern befolgen: Taschengeld darf nicht zweckgebunden sein und sollte stattdessen zur freien Verfügung stehen. "Nicht aufregen, wenn es anfangs nur in Süßigkeiten verschwindet", rät Herterich. Es sollte pünktlich und regelmäßig ausgezahlt werden, und es darf keine Bedingung daran geknüpft sein. Also auch, wenn der kleine Racker sich mal danebenbenommen hat, sollte man nicht mit Taschengeldentzug drohen.

Taschengeld ist kein Erziehungsmittel

"Taschengeld ist kein erzieherisches Mittel." Es sollte auch nicht als Entlohnung für die Mithilfe im Haushalt gewährt werden, "da dies ein Beitrag zur Familiengemeinschaft ist", rät der Finanzökonom Konrad Klar aus Wittlich. Er fügt hinzu, dass Eltern "für gewisse Anschaffungen eine Ausweitung des Taschengeldes zulassen oder durchaus auch ein Extra-Taschengeld zu besonderen Anlässen geben können".

Einen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld gibt es nicht. Dennoch erhalten 87 Prozent der 13- bis 17-Jährigen Taschengeld. Laut der "Kids-Verbraucheranalyse 2007" bekommen Sechs- bis 13-Jährige im Durchschnitt 22,11 Euro Taschengeld im Monat. Rechnet man Geldgeschenke zu Geburts- und Feiertagen hinzu, gehen jährlich 2,5 Milliarden Euro bundesweit in Kinderhände. Zu den Einkommen der Kinder und Jugendlichen werden auch die Sparguthaben gezählt. 83 Prozent der Kinder haben Sparguthaben von durchschnittlich 692 Euro, Tendenz steigend, so die Verbraucher-Analyse.

Bei den Jugendlichen sparen 79 Prozent, die im Durchschnitt auf 1270 Euro kommen, teilt das Deutsche Jugendinstitut mit. Sechs von zehn der jungen Sparer haben konkrete Vorstellungen, wofür sie ihr Geld ausgeben möchten. Ältere Mädchen sparen für Bekleidung und Schuhe sowie Han-dys, Jungen ebenfalls für Handys und Computer-Hard- und Software. Bei den jüngeren Kindern steht Spielzeug ganz oben auf der Wunschliste. Das Taschengeld für die kleinen Wünsche im Alltag fließt vor allem in Süßigkeiten und Eis, gefolgt von Zeitschriften und Getränken.

Lesen Sie nächste Woche: Wie Kinder und Jugendliche in die Schuldenfalle tappen, und was sie dagegen tun können.HintergrundDie richtige Höhe des Taschengeldes: Grundsätzlich sollten Kinder erst dann Taschengeld erhalten, wenn sie schon ein bisschen lesen und rechnen können. "Also ab Grundschulbeginn oder kurz vorher, das hängt vom Entwicklungsstand ab", sagt Paula Honkanen-Schoberth, Bundesgeschäftsführerin des DKSB. Als Richtwerte empfiehlt sie einen Einstiegsbetrag von 50 Cent bis einem Euro pro Woche. Im Alter von zehn bis elf Jahren seien zehn bis 13 Euro im Monat angemessen. Für 14-Jährige empfehlen sich etwa 20 Euro, 14- bis 16-Jährige könnten 30 bis 35 Euro bekommen. (sys)

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