Vom Netz an die Urne

TRIER. "Die richtige Wahl" zu treffen, ist insbesondere für Erstwähler schwierig. Politisches Interesse ist zwar vorhanden, doch kritisieren die Jugendlichen die Informationen zu den Wahlprogrammen der Parteien und das Verhalten der Politiker.

"Ich informiere mich im Fernsehen, in der Zeitung, oder im Gespräch mit Freunden und der Familie über die Bundestagswahl", sagt der 18-jährige Johannes Sonnenschein aus Trier. "Aber auch in der Schule wird man im Unterricht gut auf den Vorgang der Wahl vorbereitet." So kennt er die Kandidaten und ihre Parteien, findet jedoch keinen Unterschied zwischen den Programmen: "Im Grunde ist es immer das Gleiche, aber wirklich ändern werden weder Merkel noch Schröder etwas." Dennoch geht der 18-Jährige wählen, weil er die Wahl "wichtig und notwendig" findet. Auch Daniel Krahn, ebenfalls 18 Jahre alt, ist politisch interessiert: "Ich finde es sinnvoll, dass die Bundestagswahl vorgezogen wurde, da der Bundeskanzler keine Mehrheit mehr im Parlament hat." Er informiert sich in den Medien und im Familienkreis, bemängelt jedoch die gängige Fernseh-Berichterstattung: "Dort sollte näher auf die Wahlprogramme der Parteien eingegangen werden, damit deutlicher wird, wofür sie stehen." Dass Jugendliche grundsätzlich an Politik interessiert sind, bestätigt Frank Kettern vom Haus der Jugend in Prüm. "Allerdings gewinnt man den Eindruck, dass die Jugendlichen denken, sie könnten sowieso nichts mit ihrer Stimme bewegen." Trotzdem informierten sie sich: "Der Großteil des politischen Wissens wird in der Schule vermittelt. Weniger oft greifen die Jugendlichen, mit denen wir zu tun haben, zu politischen Magazinen", sagt Kettern. "Und wenn sie 'mal Fernsehen schauen, beziehen sie die Infos von Privatsendern wie RTL II." Joachim Nitsch, Sozialkunde-Lehrer am Regino-Gymnasium Prüm, spricht dem Fernsehen dagegen eine geringere Rolle zu. Generell gebe es mit der zunehmenden Parteienvielfalt immer mehr Wähler, ob nun Erstwähler oder nicht, die aus dem Bauch heraus entscheiden. "Je mehr Parteien zur Auswahl stehen, desto schwächer wird die Bindung zwischen den Wählern und der Partei", analysiert Nitsch. "Die Zeiten, in denen sich die Jugendlichen noch an den Präferenzen der Eltern orientierten, sind längst vorbei." Viele gingen ins Internet, um sich über Wahlprogramme zu informieren. So sieht es auch Johanna do Paco Quesado (18) aus Trier: "Über die Direktkandidaten informiere ich mich auf www.kandidatenwatch.de.“ Das Internetportal bietet Informationen zu den Wahlprogrammen der Parteien und den Direktkandidaten. Besucher der Website können ihren Direktkandidaten Fragen stellen. So soll ein "direkter Draht" zu den Kandidaten hergestellt werden. Eine weitere Möglichkeit, sich im Internet zu informieren, ist der "Wahl-O-Mat" ( www.wahlomat.de) der Bundeszentrale für politische Bildung und des ZDF. Dort haben Parteien zu 30 Thesen Stellung bezogen. Der Internet-Nutzer gibt seine Meinungen zu verschiedenen Themen an, die dann vom Wahl-O-Mat mit den Ansichten der Parteien verglichen werden. Zum Schluss wird diejenige Partei angezeigt, die in den meisten Thesen mit dem Nutzer übereinstimmt. Manchmal kommen da überraschende Ergebnisse heraus. Die "Wahl Gang" ( www.wahlgang05.de) möchte hingegen mit Veranstaltungen wie zum Beispiel Street-Soccer-Turnieren und Wahlpartys Erst- und Jungwähler zum Wählen motivieren. Auf der Website gibt es Informationsmaterial zum Wählen und den Veranstaltungen der "Wahl Gang". Neben der Website der Bundeszentrale für politische Bildung ( www.bpb.de), die das "Verständnis für politische Sachverhalte fördern" will, gibt es das Jugendmagazin "fluter" ( www.fluter.de). Es informiert über politische Hintergründe sowie kulturelle und gesellschaftliche Themen. www.intrinet.de/wahl2005

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