Von Olympia gefangen

Sport gehört für Sandra Heck zum Leben. Auch an den Olympischen Spielen in Peking nimmt die 28-Jährige teil. Allerdings nicht als Sportlerin, sondern als Wissenschaftlerin.

 Sandra Heck aus Großlittgen führt während der Olympischen Spiele in Peking Forschungs-Interviews mit den Zuschauern der einzelnen Wettbewerbe durch. TV-Foto: Holger Teusch

Sandra Heck aus Großlittgen führt während der Olympischen Spiele in Peking Forschungs-Interviews mit den Zuschauern der einzelnen Wettbewerbe durch. TV-Foto: Holger Teusch

Großlittgen/Peking. Wie für viele andere Lehrer hätte für Sandra Heck am vergangenen Montag wieder die Schule beginnen können. Doch statt Jugendliche im Klassenzimmer über ihre Geographie- oder Spanischkenntnisse auszufragen, sucht Sandra Heck in den nächsten Tagen in Peking im Publikum der Olympischen Spiele nach Antworten. "Es ist nicht das übliche Handgepäck eines Zuschauers", sagt die in Großlittgen aufgewachsene Doktorandin der Sportwissenschaften. Mit 50 Kugelschreibern und unzähligen Fragebögen bewaffnet wird sie zusammen mit gut einem Duzend weiterer Interviewer durch die Stadien streifen.

"Befragungen sind für Chinesen absolutes Neuland", sagt Sandra Heck über die Schwierigkeiten. Zudem sprechen die wenigsten Chinesen Englisch. Ein einheimischer Student ist deshalb immer an der Seite der Deutschen.

Das Research Team Olympia, zu dem die 28-Jährige gehört, interessiert sich für sportsoziologische Fragen: Warum wird gerade dieser Wettkampf besucht? Ist es der erste und/oder einzige Wettkampf, den sich der betreffende Zuschauer anschaut? "Es geht auch darum festzustellen, wie attraktiv eine Sportart für die Zuschauer ist", erklärt Sandra Heck.

Dass sie in den nächsten Wochen im Pekinger Olympiastadion statt in einem Klassenzimmer umhergehen wird, verdankt Sandra Heck ihrem Engagement am Ende ihres Sport-, Geographie- und Spanisch-Studiums. 2004 bewarb sie sich als Volonteer bei den Olympischen Spielen in Athen und wurde im Tenniscenter eingesetzt.

Ein Glücksfall, denn Sandra Heck ist selbst begeisterte Tennisspielerin. Bei den anschließenden Paralympics führte sie mit einem Team der Universität Mainz Befragungen unter den jugendlichen Zuschauern durch.

Ihr Referendariat an einer Schule in Nieder-Olm war anschließend nur ein Zwischenspiel. "Der olympische Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen", sagt Sandra Heck. Statt zur Schule zu gehen, arbeitet sie seit dem zweiten Staatsexamen an ihrer Doktorarbeit über den Modernen Fünfkampf - und freut sich auf Peking.

Dass die Spiele im fernen Osten auch in der Kritik stehen, ist Sandra Heck bewusst. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Olympischen Spiele in Europa geschaffen wurden: "Man muss auch offen bleiben gegenüber anderen Werteinstellungen."

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