Vorbild statt guter Worte

TRIER. (stu) Auf großes Interesse ist die Telefonaktion zum Thema "Übergewicht bei Jugendlichen und Kindern" gestoßen. Zwei Stunden lang gaben die Experten Tipps zur richtigen Ernährung und Bewegung und Hilfestellungen zur Motivation der Betroffenen.

Ab wann gilt ein Kind als übergewichtig? Dr. Klaus Mahler, Arzt für Kinderheilkunde, St. Elisabeth Krankenhaus: "Bis zum Alter von sechs Jahren haben Kinder in der Regel mit Babyspeck zu kämpfen. In diesem Alter ist es deshalb schwer, Übergewicht festzustellen. Ansonsten hängt es immer von der Länge und dem Alter des Kindes ab, ob es als übergewichtig gilt. Kinderärzte haben Normwerte parat und können Auskunft geben." Wie sieht eine richtige Ernährung aus? Monika Röhlich, Dipl. Oecotrophologin, freie Ernährungsberaterin: "Die richtige Ernährung fängt schon im Säuglingsalter an. Kinder, die gestillt wurden, leiden später seltener an Übergewicht. Wenn ein Kind übergewichtig ist, sollte die Ernährung überwiegend fleischlos sein. Etwa zwei Mal pro Woche sollte das Kind Fisch essen. Ansonsten viel frisches Gemüse und Obst, etwa fünf Portionen pro Tag. Auch fettarmer Joghurt ist eine geeignete Zwischenmahlzeit." Dr. Uta Brenner, Kinderärztin, Trier: "Ganz wichtig ist es, dass das Kind genug und das Richtige trinkt. Etwa eineinhalb Liter Wasser am Tag, abhängig von Alter und Größe. Auch ungesüßter Tee kann beliebig viel getrunken werden. Kalorienreiche Getränke wie Säfte und Vollmilch sollten dagegen nur in Maßen genossen werden, Softdrinks ganz gestrichen werden." Wie kann ich die Diät für das Kind erträglicher machen? Monika Röhlich: "Ein Gramm Vorbild wiegt mehr als 100 Gramm gute Worte. Leben die Eltern dem Kind selbst eine gesunde Ernährung vor, wird das Kind leichter Diät halten. Generell sollte man dem Kind nichts verbieten. Wenn die Grundernährung stimmt, kann das Kind auch ab und zu mal Pommes Frites essen. Auch Süßigkeiten sind ab und zu drin. Denn wenn man den Kindern etwas vorenthält, wollen sie es erst recht und bekommen Heißhunger-Attacken." Ein Tipp für kalorienärmere Naschereien: "Gummibärchen, russisch Brot oder Fruchteis." Joachim Brück, Facharzt für Allgemeinmedizin, Trier: "Ein wichtiger Punkt ist das gemeinsame Zubereiten und Essen der Mahlzeiten. Wenn das Kind sieht, wie liebevoll das Essen zubereitet wurde, wird es dieses nicht so herunterschlingen wie Fast Food." Was muss ich zusätzlich zur Ernährungsumstellung noch berücksichtigen? Uta Brenner: "Neben der Ernährungsumstellung ist regelmäßige Bewegung ganz wichtig. Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen oder Fahrrad fahren sind geeignet. Am besten sollten sich die Kinder täglich bewegen, etwa 30 bis 60 Minuten." Klaus Mahler: "Manche Sportvereine bieten auch spezielle Sportprogramme für übergewichtige Kinder an. Mit anderen übergewichtigen Kindern in einer Gruppe fällt es ihnen leichter, sich zu motivieren." Wie kann ich das Kind zum Abnehmen und zum Sport motivieren? PD Dr. Alexander Marcus, Kinder-/Jugendpsychatrie, Krankenanstalt Mutterhaus der Borromäerinnen: "Man kann ein Kind nicht zur Diät zwingen. Das Kind muss selber erkennen, dass es übergewichtig ist, und von sich aus abnehmen wollen. Es hilft aber auch oft, den Kindern vor Augen zu führen, dass ihr Übergewicht langfristige Schäden mit sich bringt, zum Beispiel Gelenkprobleme. Außerdem sollte man Kindern erklären, was weniger Gewicht bedeutet: Bessere Leistungen im Sportunterricht, schönere Anziehsachen, Anerkennung."

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