Vorbilder fürs Leben

WITTLICH/TRIER. Vorbilder helfen Jugendlichen, zu verantwortungsbewussten Menschen heranzuwachsen. Wer sich zu stark mit manchen Stars identifiziert, riskiert aber Probleme.

Madonna, Che Guevara oder Pippi Langstrumpf - in Stars, Personen aus der Zeitgeschichte oder Figuren aus der Literatur finden Jugendliche ihre großen Vorbilder. Auch Sportler stehen hoch im Kurs: An Fußballern wie David Beckham etwa orientieren sich über Ländergrenzen hinweg große Gruppen meist männlicher Jugendlicher. "Anders als die anderen sein!", lautet mit dem Einsetzen der Pubertät die Parole. Manchen Jugendlichen fällt es schwer sich im Alleingang zu einer eigenen Persönlichkeit zu "mausern". Sie suchen Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Viele Idole stammen aus der Musik- oder Schauspielszene. Sie sind all das, was sich viele Teenies wünschen: reich, erfogreich und schön. Ein Traum: reich, erfolgreich und schön

Gerade diese Vorbilder, die nur in ihrer idealisierten Form aus Fernsehen und Zeitung bekannt sind, können junge Leute aber auch in ihrer Entwicklung behindern. Bei Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren etwa entstehe Druck in Hinsicht auf Aussehen und Körper, warnt der Pädagoge Christian Thiel, beim Caritasverband Wittlich zuständig für Suchtprävention. Dadurch, dass Mädchen so perfekt und schlank sein wollten wie ihre Vorbilder, entwickelten sie leicht Essstörungen. Thiel rät deshalb zu einer kritischen Distanz zu den Idolen. "Vorbilder zu haben ist menschlich, und Jugendliche brauchen sie zur Orientierung im Leben", sagt er. "Zum Erwachsenwerden gehört aber dazu, dass man auch den Menschen hinter dem Idol sieht und ihn kritisieren kann." Vorbilder finden Jugendliche auch abseits der von Zeitschriften à la Bravo portraitierten Welt: Zu Hause und im Freundeskreis haben viele Menschen, denen sie nacheifern. Auch Personen der Zeitgeschichte und Figuren aus der Literatur eignen sich als Vorbilder. Astrid Lindgrens Kinderbuchheldin Pipi Langstrumpf etwa könnte wegen ihrer Kreativität, Selbstständigkeit und Treue zu ihren Freunden bewundernswert sein. Nach der Shell-Jugendstudie, die alle fünf Jahre versucht, ein Bild der jungen Generation zu erstellen, haben traditionelle Werte unter jungen Leuten eine größere Bedeutung als allgemein angenommen. An erster Stelle der Liste der Vorbilder kommen die Eltern. Jungen nennen meist den Vater, Mädchen die Mutter als Leitfigur. Auf sie folgen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte - von Jesus Christus über John F. Kennedy bis zu Mutter Theresa. Erst hinter ihnen reihen sich die Stars der Musik- und Sportszene ein. Auch Eltern sind Vorbilder

Den amerikanischen Menschenrechtler Martin Luther King, die Fußball-Nationalmannschaft von 1954 und ihre Eltern nennt die 19-jährige Sabrina Schmidt aus Wittlich als Vorbilder: " Ich bewundere viele Menschen aufgrund dessen, was sie in ihrem Leben geleistet haben." Trotzdem bleibt sie auf Distanz. "Diese Menschen sind für mich weniger Idole, als viel mehr Personen, an deren Mentalität man sich fürs eigene Leben orientieren müsste", erklärt Schmidt. "Man sollte nicht versuchen, das Spiegelbild eines anderen zu sein." Auf keinen Fall jemanden imitieren möchte die 17-jährige Pia Wilhelmus: "Ich habe kein Vorbild, weil ich nicht das Abbild eines anderen sein will." Warum aber gibt es Fans, die sich nahezu fanatisch an ihre Idole klammern? Eine Ursache können familiäre Probleme sein, erklärt Christian Thiel. Viele Eltern seien sich ihres hohen Stellenwerts als Vorbilder während der Pubertät nicht bewusst. "Es gibt nichts Schlimmeres, als Eltern, die sich in dieser Zeit von ihren Kindern abwenden."

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