WASSERSPORT: Mit 140 über den See

TRABEN-TRARBACH/BITTERFELD. (MASU) Mit einem guten Ergebnis in Bitterfeld hat sich der Traben-Trarbacher Oliver Lucas Platz zehn in der Motorboot-Europameisterschaft gesichert.

Die Motoren kreischen, kräftige Männer halten sich die Ohren zu. Am Start liegt das Boot von Oliver Lucas aus Traben-Trarbach neben einem guten Dutzend anderer Renner am Steg. Die Motoren heulen noch einmal auf bis an die Schmerzgrenze der Ohren. Kurz vor dem Start ist 30 Sekunden Ruhe, das ist Vorschrift. Die Ampel schaltet auf Grün, die Motoren dröhnen, die Boote krachen mit unter Volllast laufenden Triebwerken mit weit mehr als 10 000 Umdrehungen pro Minute ins Wasser, zischen davon und übergießen die Helfer am Steg mit einer Wasserfontäne. Lucas rast in seinem Renner mit der Startnummer 11 mit mehr als 140 Stundenkilometern über den Goitsche-See bei Bitterfeld, dem Austragungsort der Läufe zur Motorboot-Welt- und Europameisterschaften. In seiner Bootsklasse "Formel 125" geht es um die Europameisterschaft, und der Rheinland-Pfälzer ist vom Start an in der Spitze dabei. Den ersten von vier Wertungsläufen entscheidet er für sich, danach reicht es in einem starken internationalen Feld, in dem Boote aus den USA, Russland und England am Start sind, nur noch für den dritten und fünften Platz. Einmal kommt Lucas gar nicht ins Ziel. In der Tageswertung bedeutet das Platz drei. Im Kampf um die Europameisterschaft kann Lucas nicht eingreifen, weil er in den Läufen zuvor keine Punkte gesammelt hat. In der Gesamtwertung reichte das gute Ergebnis in Bitterfeld immerhin für Rang zehn. Der Der Este Lembit Asslav-Kaasik sicherte sich mit Platz zwei in Bitterfeld den Europameister-Titel. Hätte es eine Familienwertung gegeben, wären die Lucas' allerdings ganz oben auf dem Podest gelandet, denn auch Olivers Frau, Ersebet Lucas-Ticska landete in der Klasse "OSY 400" auf dem Podest. Sie musste sich nur dem jungen Rheinländer Knut Knape geschlagen geben. Dabei war die Traben-Trarbacherin eindeutig die Schnellste im Feld, entschied das Zeittraining für sich und gewann zwei von drei Läufen. Im ersten Lauf kam sie allerdings nicht ins Ziel, so dass sie in der Addition der Laufergebnisse knapp am ersten Platz vorbeischrammte. Insgesamt rund 30 000 Zuschauer verfolgten am Rennwochenende das Boots-Spektakel, das zumindest akustisch und in der Anzahl der Unfälle mit der Formel 1 mithalten kann. In fünf Bootsklassen war ein internationales Feld am Start. In der schnellsten Klasse, der Formel 500, in der auch die Läufe zur Weltmeisterschaft ausgetragen wurden, erreichen Top-Fahrer Geschwindigkeiten bis zu 180 Stundenkilometer. Sie ziehen bei der Fahrt über den See eine spektakuläre meterhohe Fontäne hinter sich her. Weltmeister wurde der Italiener Tiziano Trombetta. Profis gibt es in diesem Sport keine, alle Fahrer arbeiten nebenbei und stecken meist selbst Geld in ihr Hobby, wobei ohne Sponsoren kaum etwas zu machen ist. Für das Lucas-Team war auch noch Johannes Graef aus Traben-Trarbach am Start. Für ihn fiel der Ausflug in den Osten buchstäblich ins Wasser, in keinem seiner drei Läufe kam er ins Ziel.

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