Weniger ist manchmal mehr

TRIER. Alle Jahre wieder stehen Eltern vor dem Problem: "Was schenke ich meinem Kind?" Hilfreich sind Wunschzettel, die nicht nur bei der Auswahl der Geschenke unterstützen, sondern auch geheime Botschaften an die Eltern senden. Auch wenn das Budget des Christkindes knapp ist, gibt es Wege, dass an Weihnachten alle froh und munter sind.

Die vorweihnachtliche Materialschlacht ums Kind hat längst begonnen. Werbespots, Prospekte und zauberhaft hergerichtete Spielzeugparadiese wecken Begierden. Max (5) blättert seit Tagen in den Spielzeugkatalogen. "Das, und das, und das, und das will ich haben", hört seine Mutter ständig. Katharina (10) hat einen Wunschzettel ans Christkind geschrieben "Ein Gameboy, ein Hase, ein neuer Rucksack, Fotoapparat, neues Handy, kein Krieg …"Wunschzettel sind wichtig

Die Wunschliste ist erschlagend lang und ihre Mutter ratlos. Was tun? Aus der Sicht von Hildegard Belardi, Diplom-Psychologin aus Bergisch-Gladbach und Mitglied der Gesellschaft für Gesprächspsychotherapie, hat Katharina bereits gute Vorarbeit geleistet, um nicht von dem Christkind enttäuscht zu werden. Belardi plädiert für den "guten alten Wunschzettel", der Eltern eine Orientierungshilfe gibt und die Chance bietet, die geheimen Wünsche der Kinder zu erfahren. Ein ewig langer Wunschzettel kann die Botschaft senden, "Mama begrenze mich", so Belardi. Er kann darauf hindeuten, dass die Mutter Schwierigkeiten hat, Grenzen zu setzen, weil sie um jeden Preis eine gute Mutter sein möchte. Wer genau liest und das Gespräch mit den Kindern sucht, kann viel über die Sehnsüchte und Begehren des Kindes erfahren. Generell sollten Eltern darauf achten, dass das Spielzeug dem Alter entsprechend ist. Aber, an Weihnachten darf die Pädagogik auch mal draußen vor der Tür bleiben. "Das ewig pädagogisch Sinnvolle zu schenken, ist furchtbar", sagt Belardi und animiert Eltern dazu, auch einmal über ihren Schatten zu springen. Besonders dann, wenn der Herzenswunsch, der, wenn möglich, zu Weihnachten erfüllt werden sollte, nicht den Vorstellungen der Eltern entspricht. Dazu, dass am Weihnachtsfest kein riesiger Geschenkeberg den Blick auf den Tannenbaum versperrt, kann das so genannte Patchwork-Geschenk beitragen. Oma, Opa, Eltern und Tanten legen zusammen und kaufen ein gemeinsames Geschenk. Der weitere positive Nebeneffekt: "Dann ist auch Oma glücklich, dass sie weiß, wofür sie das Geld gibt und dass sie kein Geschenk mehr kaufen muss." Hin und wieder neigten Eltern und Großeltern dazu, dem Nachwuchs Dinge zu schenken, die sie sich selbst als Kind sehnlichst gewünscht haben. "Dann wird viel Geld für die Käthe-Kruse-Puppe ausgegeben und Enttäuschung und Zoff unterm Weihnachtsbaum sind programmiert", sagt Hildegard Belardi. Kommunikation unter Eltern, Verwandten und Kindern sei das A und O, damit die Bescherung nur Freude beschert.Freude schenkenmit geringem BudgetOffen ausgesprochen werden sollte auch - dem Reifegrad des Kindes entsprechend -, dass das Budget des Christkinds nicht unerschöpflich ist. Auch in einer Situation, in der das Geld sehr knapp ist. "Es gibt immer Möglichkeiten ein schönes Weihnachtsfest zu feiern", sagt Belardi. Nämlich dann, wenn die Familie die Situation annimmt und neue Werte entdeckt, die keine materiellen sind. Es gehe nicht darum eine schwierige Situation zu glorifizieren, "aber in einer Krisenzeit liegt auch die Möglichkeit eines Neuanfangs", so Belardi. "Die Kinder werden nicht mehr darunter leiden als die Eltern." Gemeinsam spielen, zusammen spazieren gehen, aus der Bücherei entliehene Bücher vorlesen, sich Zeit schenken, es gebe viele Möglichkeiten weg von einem am Konsum orientierten Fest, um die Weihnachtszeit schön zu gestalten und dabei vielleicht ganz neue Erfahrungen zu machen. Hildegard Belardi: "Es muss nicht immer teuer sein."r.n.

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