Wie ein Pinguin im Dunkeln

Knäckebrot und Ikea? Ein Auslandsjahr in Schweden hat viel mehr zu bieten. Eine atemberaubende Landschaft zum Beispiel, viele neue Erfahrungen und gut ausgestattete Universitäten.

 Es kann ganz schön kalt werden. Deshalb heißt es: warm einpacken! TV-Foto: Annika Stehno

Es kann ganz schön kalt werden. Deshalb heißt es: warm einpacken! TV-Foto: Annika Stehno

Sundsvall. Im Studium soll nicht nur studiert werden - auch Erfahrungen zu sammeln ist wichtig. Eine gute Gelegenheit hierzu ist ein Auslandsaufenthalt über das Erasmus-Austausch-Programm der Europäischen Union. Für mich hieß das: Anträge stellen, einen Zwischenmieter für die Trierer Wohnung suchen, Koffer packen und mich ins Flugzeug via Sundsvall in die "Norrland"-Region in Schweden setzen. In der Stadt an der Ostseeküste fällt besonders die Universität auf - ein kleines Dorf aus einzelnen Gebäuden. Nur rund 4500 Studenten genießen hier mit motivierten Dozenten, die alle mit dem Vornamen angesprochen werden, und einer tollen Ausstattung ihre Ausbildung. Heimweh kommt kaum auf, denn zum einen gibt es in Sundsvall einen Discounter, der auch deutsche Produkte anbietet. Und zum anderen bleibt angesichts der Herausforderung, mit den neuen Gegebenheiten zurechtzukommen, kaum Zeit für Melancholie.Die Schweden legen beispielsweise sehr viel Wert auf ihre "Fika-Pause", eine Kaffee-Pause, die alle 45 Minuten während der Vorlesung eingelegt wird.

Schwierig mit dem Vorwärtskommen wird es im Winter, denn die Wege sind hier grundsätzlich so vereist, dass der "Pinguin-Gang" zur sichersten Fortbewegungsart wird. Außerdem wird es ab 3 Uhr dunkel, was auf den ersten Blick gemütlich scheinen mag, aber nach mehr als zwei Wochen richtig nervenaufreibend ist.

Dafür einfach mehr Party machen und sich den Tag sonnig trinken? Schwierig, denn Alkohol über 3,5 Prozent ist nur in einem speziellen Laden in der Stadt und nur bis 18 Uhr zu bekommen - und so teuer, dass es sich lohnt, von zu Hause "Care-Pakete" anzufordern. Eine weitere Kunst ist es, besonders als Deutscher, mit der schwedischen Gelassenheit umzugehen - es muss nicht immer alles sofort passieren. Auch die Mentalitäten der anderen Austauschstudenten aus aller Herren Länder brauchen mitunter einige Gewöhnungszeit (und hier bestätigen sich viele Klischees immer wieder).

Wichtig sind die selbst organisierten Ausflüge. Zum Pflichtprogramm gehören da eine Schlittenhundetour, ein Besuch des benachbarten Norwegen, Ausflüge in die Umgebung Sundsvalls und ein Trip in die schwedische Hauptstadt Stockholm. Es ist eben ein Unterschied, ob man in einem Land Urlaub macht oder dort für ein Jahr lebt.

EXTRA

 Auf der Insel Alnö vor Sundsvall liegt das malerische Fischerdorf „Spikarna“, das im Winter fast ausgestorben scheint. TV-Foto: Annika Stehno

Auf der Insel Alnö vor Sundsvall liegt das malerische Fischerdorf „Spikarna“, das im Winter fast ausgestorben scheint. TV-Foto: Annika Stehno

Erasmus-Auslandsstipendium Bei den jeweiligen Erasmus-Koordinatoren der verschiedenen Studienfächer kann man sich für einen LLP/Erasmus-Austausch in verschiedene Länder bewerben. Die Zwischenprüfung ist hierfür Voraussetzung. Neben einem Motivationsschreiben werden unter anderem ein Lebenslauf, eine Auflistung aller besuchten Veranstaltungen und eventuell Sprachtests verlangt. Erasmus ist ein Teilstipendium um die 150 Euro pro Monat. Auslandsbafög kann zusätzlich beantragt werden. Wenn noch Plätze bei anderen Studienfächern als den eigenen frei sind, kann man sich auch dafür in einem Nachrückverfahren bewerben. Ein Auslandsaufenthalt erfordert, je nach der eigenen Lebenssituation, viel Eigenorganisation. Inwiefern sich die Gastuniversität um die Austauschstudenten kümmert, ist von Land zu Land unterschiedlich. Ebenfalls werden nicht in allen Ländern Veranstaltungen auf Englisch angeboten. (ast)

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