Willkommen bei Rossmy

TRIER. (al) Besuch in der Moselhauptstadt: Der Hamburger Musiker Tilman Rossmy verführte zum Träumen.

Der Mann ist seit über zwanzig Jahren im Musikgeschäft. Anfang der 80er Jahre packte Tilman Rossmy die NDW-Welle, und er hörte auf, nur solche Sachen wie "Heart of Gold" von Neil Young zu spielen. Mit seiner Band "Die Regierung" war er fortan in der linkspolitischen Szene erfolgreich. Ursprünglich aus Essen stammend, zog es ihn Mitte der 80er nach Hamburg. Wohl gerade rechtzeitig, um sich zwischen den sprießenden intellektuellen "Hamburger Schule"-Bands zu etablieren. Denn so ähnlich klingt er: "Blumfeld", "Die Sterne", "Samba" und "Tocotronic" zählen zu den Bands, die einfach nur Rockmusik spielten und dabei ungeniert Pop und Literatur zitierten. So richtig erfolgreich ist Rossmy aber nie geworden "zwischen Hamburgs Helden wie Jochen Distelmeyer und Rocko Schamoni". Das sagt er zumindest, als er im Balkensaal des Exhauses auf der Bühne steht. Hinter sich die andern drei vom "Tilman Rossmy Quartett" (Folke Jensen an der Gitarre, Ralf Schlüter an den Tasten und Rob Feigel am Schlagzeug), steht er da und besingt schlicht und ergreifend das Dasein, die Liebe und das Leben. Was dieser Mensch dabei so alles erlebt hat, ist auf mittlerweile 18 Alben verewigt. Die neuesten Platten "seitdem man mich" (2003) und "reisen im eigenen land" (2002) hat er dabei, und nach dem Konzert kommen die Leute und kaufen. Wer sich auf Rossmys Texte konzentriert, ist fasziniert. Irgendwo findet sich jeder wieder. Songs wie "Loswerden" verarbeiten eine gescheiterte Langzeit-Beziehung und das schwierige Musikgeschäft. "Die alte Wohnung" lässt Erinnerungen aufkommen an vergangene Zeiten und alte Wunden, "Schiff in der Wüste" erzählt von Sehnsüchten und Einsamkeit. Das Publikum - mit rund 50 Leuten nicht gerade zahlreich vertreten - ist dafür um so engagierter. Zweieinhalb Stunden erzählt Herr Rossmy Geschichten aus seinem Leben: melancholisch, abgeklärt, aber auch mit dem kleinen Funken Hoffnung. Nach mehreren Zugaben tritt die Band ab, verabschiedet sich - und das eingängige Abschiedslied "Willkommen Zuhause" hallt noch lange nach in den Ohren.

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