"Wir nehmen den Sprengstoff raus"

PRONSFELD-SCHLOSSHECK. "Ent Scheidungs Wege" heißt das von der Anwältin Marita Wangen und der psychologischen Beraterin Andrea Gilessen entwickelte Projekt. Wer während einer Trennungs- oder Scheidungssituation gute Entscheidungen treffen will, braucht einen klaren Kopf. Deshalb arbeiten in Schloßheck Psychologie und Justiz Hand in Hand.

Eine Trennungs- und Scheidungssituation führt die Betroffenen oftmals an ihre Grenzen. In ihrer Kanzlei in Pronsfeld-Schloßheck sitzt Rechtsanwältin Marita Wangen häufig Mandanten gegenüber, die verzweifelt und mit der Trennungssituation überfordert sind. Auf der juristischen Seite müssen für die Zukunft relevante Dinge, wie die Unterhaltssituation, die Sorgerechtsfrage oder die Wohnungssituation geklärt werden. "Manche Frauen hatten noch nie Einblick in die gemeinsamen Unterlagen. Sie sind schon überfordert, wenn es darum geht, die Formulare zusammen zu bringen", hat die ehemalige Richterin beobachtet. Frauen und Männer befinden sich in dieser Lebenssituation meist in einem seelischen Ausnahmezustand: "Da ist Wut, Enttäuschung, Trauer, Angst und Hoffnungslosigkeit." Das Fatale: Gerade zu Beginn einer familienrechtlichen Auseinandersetzung, in der Chaos im Kopf und in der Seele herrscht, müssen weit reichende Entscheidungen getroffen werden.Den Scherbenhaufen von zwei Seiten sehen

Irgendwann wollte die Anwältin die Augen nicht mehr davor verschließen, dass die wichtigen Entscheidungen im Rahmen der juristischen Bearbeitung nicht isoliert vom seelischen Zustand der Betroffenen gefällt werden können. Verzahnungen zeigen sich beispielsweise, wenn es sich, um das Umgangsrecht dreht: "Häufig geht es nicht um das Wohl des Kindes, sondern um einen Racheakt", so Wangen. Oder als eine Klientin um jeden Preis das Haus behalten wollte, obwohl sie es nicht finanzieren konnte. "In erster Linie sollte mit dem Ex aufgerechnet werden", sagt die Juristin. Immer wieder landeten "seelische Hypotheken" auf dem Tisch der Anwältin. Damit sie ihre Mandanten mit gutem Gewissen beraten kann, stand für sie fest: "Der Sprengstoff muss herausgenommen werden." Die Notwendigkeit erkannt, nahm sie die psychologische Beraterin Andrea Gillesen mit ins "Beratungs-Boot". Um für alle Beteiligten gute Entscheidungen treffen zu können, betrachten die beiden Frauen den Scherbenhaufen, wenn der Mandant es benötigt, aus zwei Blickwinkeln, dem rechtlichen und dem psychologischen. Nach anfänglicher Schwellenangst - "Ich bin doch nicht verrückt!" - ist die Rückmeldung durchweg sehr positiv. "Das hat mir gut getan", hören Wangen und Gillesen häufig.Manchmal sogar eine neue Chance

"Psychologische Beratung hat nichts mir Verrücktsein zu tun. Ich unterstütze während etwa fünf Stunden die Klienten lediglich dabei, zu sortieren", so Gillesen. "In der Beratung soll ein realistischer Blick auf die tatsächliche Situation der Familie und Partnerschaft vermittelt werden. Emotionen sollten angesprochen und kanalisiert werden, so dass sie weder Schaden anrichten noch den Konflikt verschärfen." Das sich ergänzende Beratungs-Duo tauscht sich aus. "Wir stülpen nichts über, sondern stärken die Mandanten dahingehend, dass sie selbstständig Entscheidungen treffen können", so Gillesen. Manchmal führt die juristisch- psychologische Beratung sogar dazu, dass Partner ihrer Ehe eine neue Chance geben. Die Juristin und die Anwältin sind davon überzeugt, dass die "Doppelberatung" dazu beiträgt, dass nicht noch mehr Porzellan zerschlagen wird und ein nervenaufreibender Rosenkrieg - auch im Sinne der unschuldig Beteiligten, der Kinder - vermieden werden kann. Weitere Infos: Ent Scheidungs Wege, Prümer Straße 2, 54597 Pronsfeld-Schloßheck, Telefon 06556/931119, Internet www.entscheidungswege.de

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