Wo der Daumen rechts ist
MÜNCHEN. (dpa) Eltern können ihren linkshändigen Kindern mit für sie gedachten Produkten das Leben erleichtern. Umfassende Unterstützung hilft auch im Schulalltag.
Im Handel gibt es etwa spezielle Scheren oder Kartoffelschäler. "Es muss den Kindern aber gezeigt werden, wie damit umgegangen wird." Das sagt Johanna Sattler, Psychologin aus München anlässlich des Internationalen Linkshändertages am 13. August. Kleine Ratschläge helfen den Kindern ebenfalls, den Alltag zu bewältigen. Auch mit einer Linkshänder-Schere zum Beispiel muss ein Kind immer auf der linken Seite mit dem Schneiden beginnen - auch wenn es der Lehrer den rechtshändigen Kindern anders erklärt. Am besten weisen die Eltern den Lehrer darauf hin, dass ihr Kind Schere, Lineal oder Füller anders benutzt als andere Kinder, rät die Expertin von der ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder. Linkshänder-Kinder sollten sich nicht immer anpassen
Beim Abmessen mit dem Lineal haben Linkshänder-Kinder, denen die Logik nicht erklärt wird, unter Umständen Probleme, da sie von der falschen Seite anfangen zu zählen. "Ich finde da ein Geodreieck am sinnvollsten, bei dem der Null-Punkt in der Mitte ist", sagt Johanna Sattler. Damit könne das Kind nach links oder rechts abmessen. Spezielle Linkshänder-Lineale seien nur für Kinder zu empfehlen, die rechts und links nicht mehr verwechseln. Auch die Schreibhaltung sollte geübt werden, damit das Kind nicht in der für Linkshänder typischen "Hakenhaltung" über dem Heft "hängt". Dieses müsse leicht nach rechts gedreht sein, und die schreibende Hand bleibt immer unterhalb der Linie. "Das sollte ein Kind frühzeitig lernen, sonst verwischt es später die Tinte", sagt Sattler. Moderne Füller könnten meist sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand gegriffen werden. Zu Hause sollte die Linkshändigkeit ebenfalls berücksichtigt werden, sagt Johanna Sattler. "Es gibt so viele Dinge, die für Linkshänder unpraktisch sind." Daher sei es ratsam, Hilfsmittel wie Kartoffelschäler, die beidseitig schneiden, oder Dosenöffner, die in beide Richtungen drehen, anzuschaffen. Auch eine Schöpfkelle sei schwer zu bedienen - weil die Gießöffnung für Linkshänder in die falsche Richtung zeigt. Wer sein linkshändiges Kind umfassend unterstützt, wappnet es dem entsprechend nicht nur für den Schulalltag: "Linkshänder-Kinder sollten sich nicht immer anpassen", sagt die Psychologin. Das schlage sonst langfristig auf das Selbstbewusstsein. Ständige Anpassung könne auch im Berufsleben zu Nachteilen führen - und gefährlich werden: etwa dann, wenn die Bedienung einer Maschine für einen Linkshänder nicht möglich ist, er sich aber nicht traut, etwas zu sagen.