Atom-Experten beunruhigt über Störfall im Kernkraftwerk Cattenom

Cattenom · Wie gravierend war der am Montag bekannt gewordene Störfall im französischen Atomkraftwerk Cattenom wirklich? Atomexperten sind beunruhigt. Ihrer Ansicht nach hätte der Vorfall im schlimmsten Fall Auswirkungen wie im japanischen Fukushima haben können.

Atomexperten bezeichnen den am Montag bekannt gewordenen Störfall im Kernkraft Cattenom als gravierend. Christian Küppers von dem unabhängigen Umweltforschungsinstitut Öko-Institut spricht von einem ernst zu nehmenden Störfall, der im schlimmsten Fall zu einer Wasserstoffexplosion im wie im Kernkraftwerk im japanischen Fukushima hätte führen können.

Das bestätigt auch der aus dem Hunsrück stammende Atomexperte Mycle Schneider. Am 18. Januar wurde bei einer Kontrolle entdeckt, dass ein Zwei-Euro-Stück großes Ventil an den Zu- und Ablaufröhren der Lagerbecken für abgebrannte Brennstäbe fehlte - und das vermutlich schon seit Inbetriebnahme der Reaktorblöcke zwei und drei, also seit mindestens 21 Jahren.

Der Kraftwerksbetreiber, der französische Stromkonzern EDF, meldete das Fehlen des Ventils der ASN, versicherte aber auf seiner Internetseite, dass dadurch keine Gefahr bestanden habe. Auch sei das fehlende Ventil nicht sicherheitsrelevant.

Das sah die Atombehörde anders. Sie schickte sechs Tage später, am 24. April, Inspektoren nach Cattenom, dem Betreiber zehn Tage Zeit gaben, den Fehler zu beheben. Vor einer Woche haben Spezialtaucher in dem radioaktiv verstrahlten Kühlwasser die Ventile auf die Röhren aufgesetzt.

Der aus dem Hunsrück stammenden und in Paris lebenden Nuklearexperten Mycle Schneider hält den Störfall für beunruhigend. Beim abrupten Verlust des Kühlwassers könne es zu Brennelementschäden und Wasserstoffexplosionen wie in Fukushima kommen, sagt Schneider. "Im schlimmsten Fall können sich die Brennstäbe selbst entzünden und eine gigantische Menge Radioaktivität freisetzen."

Das bestätigt auch Christian Küppers, Strahlenschutzexperte vom Darmstädter Öko-Institut, ein 1977 aus der Antiatombewegung hervorgegangenes, unabhängiges Umweltforschungsinstitut. Küppers spricht von einem bedeutenden Störfall. Auch er sagt, dass es dadurch zu einer ähnlichen Explosion im wie im Kernkraftwerk im japanischen Fukushima hätte kommen können. Erschreckend sei, dass das fehlende Ventil jahrelang unentdeckt geblieben sei.

Atomexperte Schneider fragt sich: "Was ist sonst alles übersehen worden?" Dieses Ereignis stelle nicht nur dem Betreiber, sondern vor allem auch der Aufsichtsbehörde ein "miserables Zeugnis" aus. Laut EDF ist bei den Reaktoren eins und vier das Ventil vorhanden.

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