Attila Hildmann: So geht veganes Weihnachten

Weihnachten muss es Gänsebraten geben? Nicht unbedingt. Erfolgsautor Attila Hildmann erklärt im Interview mit spot on news, wie man die Feiertage gesund und mit gutem Gewissen verbringen kann: nämlich vegan!

Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über ihr Essverhalten. Weniger Fleisch oder gleich ganz auf Tierprodukte verzichten? Doch spätestens wenn Weihnachten vor der Tür steht, werden alle guten Vorsätze über Bord geworfen. Der Gänsebraten gehört schließlich für viele zum Fest dazu. Aber warum eigentlich? Kochbuchautor Attila Hildmann (34, "Vegan for Starters") erklärt im Interview mit spot on news, warum gerade Weihnachten der optimale Anlass ist, um auf Fleisch zu verzichten.

Die klassischen Weihnachtsgerichte, wie Gänsebraten, Raclette oder Fondue, sind ja ziemlich fleisch-, oder zumindest käselastig. Hat man es als Veganer an den Festtagen nicht besonders schwer?

Attila Hildmann: Nein, schwer hat man es eher nach einem fetten Gänsebraten. Der Körper will danach eigentlich nur noch auf die Couch. Nach drei Festtagen kneift die Hose und du bekommst langsam Schnappatmung. Ich koche an Weihnachten zwar auch aufwändiger, aber es bleibt dabei auch gesund. In den letzten vier Jahren habe ich über 450 vegane Rezepte entwickelt, die sich in mittlerweile fünf Kochbüchern wiederfinden, darunter im Bestseller "Vegan for Fit".

//Nun kann es sein, dass nicht die gesamte Familie auf Tierprodukte verzichten will. Gibt es auch hierfür eine geeignete Lösung?

Attila Hildmann: Man kann ja verschiedene Optionen auf den Tisch stellen und dann den Gästen die Entscheidung überlassen, aber die veganen Gerichte sind bei der jungen Generation bestimmt schneller weg.

Stimmt, bei den Jüngeren ist gesundes Essen gerade sehr angesagt. Aber Weihnachten treffen alle Generationen zusammen. Haben ältere Menschen mehr Probleme damit, den veganen Lebensstil zu akzeptieren? Wie erkläre ich beispielsweise meinen Großeltern warum ich auf Tierprodukte verzichte?

Attila Hildmann: Auch ältere Menschen sind inzwischen oft gut informiert, haben die Skandale verfolgt und lehnen Massentierhaltung ab. Also einfach die Wahrheit sagen. Vegan ist man aus vielen Gründen: es ist sehr gesund, man vermindert nachweislich das Risiko an verschiedenen Krankheiten wie Krebs und Herzinfarkt zu erkranken. Außerdem setzt man damit ein Zeichen gegen Tierquälerei und für den Umweltschutz. In meinen Augen ist Weihnachten der passende Anlass, ein friedvolles, veganes Essen zu genießen. Denn für Millionen Gänse ist die Weihnachtszeit das Ende ihres armseligen Lebens. Es ist eine grausame Schattenwelt, die wir uns nicht bewusst machen, wenn wir gemütlich im Warmen vor dem Weihnachtsbaum sitzen und unsere Geschenke auspacken.

Welche veganen Gerichte würden Sie für Heiligabend empfehlen?

Attila Hildmann: Für mich und meine Familie wird es dieses Jahr folgendes geben: Als Hauptgericht einen knackigen Chicoree-Orangen-Salat mit Zimt-Senf-Dressing und gerösteten Walnüssen, Kürbis-Bruschetta, Reis-Nuss-Bällchen in Rotwein-Gewürz-Soße mit Rosenkohl in Orangen-Mandelcreme, Kartoffelklöße und Preiselbeermarmelade. Zum Dessert etwas Schnelles wie Cashew-Vanille-Eis mit heißen Zimt-Kirschen und Schokoladensplittern.

In Ihrem neuen Buch "Vegan Italian Style" geht es um die italienische Küche. Hierzulande eher ein untypisches Weihnachtsessen, aber warum eigentlich nicht? Welches vegane italienische Gericht oder Dessert ist geeignet?

Attila Hildmann: Nichts leichter als das. Zum Beispiel als Vorspeise Steinpilz- und Tomaten-Bruschetta, als Hauptgericht feine Trüffelpasta, dazu einen Fenchelsalat mit Oliven, und als Nachspeise Tartufo.

Auch bei Plätzchen und Lebkuchen sind oft Eier oder Schokolade verarbeitet. Welche veganen Weihnachtsleckereien gibt es?

Attila Hildmann: Das ist ganz einfach: einen Mürbeteig für Plätzchen kann man mit veganer Bio-Margarine statt Butter machen, das Ei einfach weglassen, der Teig hält auch ohne. Vanillekipferl sind mein Lieblingsgebäck zu Weihnachten. Lebkuchen kann man auch sehr gut vegan umwandeln.

"Flexitarier" sind Menschen, die nicht komplett auf Fleisch verzichten wollen, es aber nur sehr selten und wenn dann in guter Qualität konsumieren. Finden Sie eine solche Einstellung halbherzig?

Attila Hildmann: Nein, letztlich ist das eine Entscheidung, die jeder selbst trifft. Ich würde mich schon freuen, wenn die Menschen, die Fleisch essen, es wenigstens bewusst tun würden. Es ist die Geiz-ist-Geil-Mentalität, die diesen absurden Umgang des Menschen mit dem Tier in Gang hält. Und Millionen machen immer noch mit. Wir quälen hilflose Kreaturen einzig und allein aus Gewinnsucht und Geiz. Wer das einmal verinnerlicht hat, wird irgendwann für sich eine Entscheidung treffen müssen, ob er weiter diese pervertierten Zustände durch sein Kaufverhalten unterstützen will.

Wenn sich jemand Weihnachten eine Pause von der veganen oder vegetarischen Ernährung gönnt, ist das für Sie also nachvollziehbar?

Attila Hildmann: Ja, das kann jeder so handhaben wie er es mag. Es ist ja auch oft so, dass viele einfach nichts leckeres Veganes kochen können. Dafür braucht man eben mal ein veganes Kochbuch, was einem die leckere vegane Küche näher bringt.

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