Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
TRIER. Déjà-Vu-Erlebnis in der Tuchfabrik: 14 Jahre nach dem Gewinn des ersten Trierer Rockförderpreises kehrte die Wittlicher Band "Didi & Konsorten" an die Stätte einstiger Triumphe zurück. Es war eine eher wehmütige Reminiszenz.
Manchmal kann das Musikgeschäft ganz schön grausam sein. Als Didi Könen, der Sänger und Liederschreiber aus Wittlich, 1989 zum Rock-Förderpreis kam, sah und siegte, war er einfach ein paar Jahre zu spät dran. Grönemeyer und Kunze, Westernhagen und Rio Reiser, Wolf Maahn und Purple Schulz: Die 80er Jahre hatten massenhaft deutschsprachige Rockmusik in die Charts gespült, aber der Trend war vorbei, als er die Eifel endlich erreicht hatte. Was bedauerlich war, denn "Didi & Konsorten" brauchten sich hinter den Großen nicht zu verstecken. Das lag vor allem an den wortgewaltigen Texten von Didi Könen. Sein balladeskes Anti-Liebeslied "Kathrin" etwa hakte sich dermaßen im Gedächtnis fest, dass mancher den Refrain auch noch nach eineinhalb Jahrzehnten im Kopf hatte, als er sich auf den Weg in die Tufa machte. Das Konzert glich in mancher Hinsicht einer Zeitreise. Die Band (Thomas Schöfer, Drums; Valle Valerius, Bass; Stefan Moll und Matthias Pesch, Gitarren) spielte kernigen Rock, gediegen, erdig. Musik, die heute niemand mehr spielt, weil diejenigen, die sie gerne hören, abends vor dem Fernseher sitzen oder alte Konzertkarten sortieren, statt aus dem Haus zu gehen. Und weil sie für die 20-Jährigen fast so fremd ist wie Oper oder Paul Kuhn. Auch Sänger Didi Könen verweigert sich beharrlich dem Zeitgeist. Der Haarschopf hat sich Richtung Joe Cocker verändert, aber immer noch klammert er sich linkisch ans Mikrofon, sucht mit den Füßen pausenlos Halt, beginnt jeden Satz mit "Okay" und investiert seine ganze poetische Energie in die Texte, die selbst dann noch gut verständlich sind, wenn die Band so richtig aufdreht. Aber die Musik ist nicht tanzbar, jedenfalls nach Dancefloor-Maßstäben - und solchen Luxus leisten sich heute allenfalls noch Liedermacher. Aber da sind immer noch diese Texte. Kleine, präzise Zustandsbeschreibungen, Bestandsaufnahmen gescheiterter Beziehungen, hoffnungsvolle Liebesgeschichten. Schnappschüsse aus dem Leben jenseits der Vierzig. Lakonisch erzählt, ohne Schwall und Rauch. Da ist die Geliebte, die sich "wohlfühlt in mehr als einer Haut". Da gibt's ein Prosit "auf die Ups und Downs, die Spinner und Clowns". Die kaputte Beziehung, die damit begann, "dass wir vom Öffnen bis zum Schließen der Augen zusammen waren", ist genauso Thema wie der "Flug übers Kuckucksnest", wenn man kapiert, welche Optionen man für immer verpasst hat. Das klingt erdenschwer, aber Didi Könen kann auch anders: Wenn er seine Version von "Dinner for two" schildert oder den "Sommer in Wittlich" (2. Zeile: "Das bringt manches mit sich" - darauf muss man erst kommen) beschreibt, fliegen einem die Pointen um die Ohren. Zum Comeback in der Tufa kamen übrigens 26 Zuhörer. Beim x-ten Abba-Aufguss in der Arena waren es am Vorabend 2600. Manchmal kann das Musikgeschäft eben ganz schön grausam sein. Didi&Konsorten haben eine neue CD ("Farben") produziert und auf "Mixed Pickles" alte Titel neu aufgelegt. Info: www.konsortennetz.de