Aufführungen in der Tropfsteinhöhle

TRIER. (mws) Hinter die Kulissen expressionistischer Architektur blickten die Zuhörer während eines Vortrages von Günter Kleinjohann.

Zum Thema "Architektur des Expressionismus" referierte Günter Kleinjohann in der Stadtbibliothek. Kleinjohann lehrt Architektur an der Fachhochschule Trier und hat unter anderem das Universitätsgebäude und die Maternus-Kirche gestaltet. Die Architekten Poelzig und Mendelsohn standen im Mittelpunkt seines Diavortrags. Hans Poelzig (1869 bis 1936) wurde vor allem durch sein "Theater der Fünftausend" in Berlin bekannt. 1919 baute er das Winterquartier des Zirkus Schumann zum Großen Schauspielhaus um. Sein Innenraum soll eine Tropfsteinhöhle darstellen: 1200 Gipszapfen hängen von der kuppelförmigen Decke herab. Der erste, viel beachtete Bau von Erich Mendelsohn (1887 bis 1953), war der Potsdamer Einsteinturm - eine Sternwarte. Kennzeichen der frühen expressionistischen Architektur ist, dass Bilder hinter den Entwürfenstecken: Einem riesigen Schiff nachempfunden ist etwa Fritz Högers "Chilehaus" in Hamburg. Viel Liebe zum Detail zeichnete auch die so genannte Amsterdamer Schule aus, erläuterte Günter Kleinjohann: "Zu ihrem Wesen gehört, dass sich die Bewohner mit ihrem Haus identifizieren." Die Architektur des Expressionismus lebe bis heute weiter, erklärte der Referent. Er verwies auf Nachkriegsbauten wie die Berliner Philharmonie von 1963 oder die Saarbrücker Frauenkirche, die 1960 entstand. Der Verein "Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek Trier" hat rund 130 Mitglieder. Mit Buchpatenschaften setzen diese sich unter dem Motto "Zukunft für Vergangenheit" für die Restaurierung alter Schriften ein. "Kenntnisse zu vermitteln und Menschen urteilsfähig zu machen, betrachte ich als wichtige Aufgabe", sagt Waltraud Jammers, stellvertretende Vorsitzende. Aus diesem Grund startete im Frühjahr 2002 die Reihe "Architektur im Buch". Entsprechend den Vorträgen stellt die Stadtbibliothek passende Bücher aus. "Gerade zum Thema Architektur finden sich bei uns wahre Schätze", sagt Stadtbibliotheks-Leiter Gunther Franz.

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