Aus der Maschine an den Fußball

BIRKENFELD/HERMESKEIL. Bei Europas größter Robotermesse, der "Automatica", ist die Region stets präsent. Ebenso wie ein Hermeskeiler Professor, der am Birkenfelder Umwelt-Campus für eine Trierer Firma einen Glasgravier-Roboter entwickelt hat: Wolfgang Gerke.

 Professor Wolfgang Gerke und seine Studenten entwickeln am Birkenfelder Umwelt-Campus in enger Kooperation mit der Industrie. Die roboter-gesteuerte Fertigung von Formteilen ist da nur eines von vielen Beispielen für das, was im Institut des Dozenten entsteht. Foto: Ursula Schmieder

Professor Wolfgang Gerke und seine Studenten entwickeln am Birkenfelder Umwelt-Campus in enger Kooperation mit der Industrie. Die roboter-gesteuerte Fertigung von Formteilen ist da nur eines von vielen Beispielen für das, was im Institut des Dozenten entsteht. Foto: Ursula Schmieder

Etwas entwickeln, für das es später keine Verwendung mehr gibt? Das ist nichts für Professor Dr. Wolfgang Gerke vom Institut für Betriebs- und Technologiemanagement der Fachhochschule Trier (FH), das am Umwelt-Campus Birkenfeld ist. Der Experte für Regelungstechnik und Robotik arbeitet von Beginn an eng mit der Industrie zusammen. Das ist durch den Werdegang des aus Duisburg stammenden und seit 1998 in Hermeskeil lebenden Ingenieurs gewachsen. Nach dem Maschinenbau-Studium arbeitete er für Bosch und Thyssen Engineering in der elektronischen Robotersteuerung sowie beim Bau der Endmontagelinie für den Airbus. Sein dadurch entstandenes, fundiertes Basiswissen und die gewonnenen Kontakte kommen heute seinen Studenten zugute. "Es ist wichtig, eine Entwicklung, die man gemacht hat, in die Realität umgesetzt zu sehen", sagt Gerke. Einer der Partner, die seinen Studenten genau dieses ermöglichen, ist die Trierer Firma Küttner. Das Ergebnis eines Auftrags - die Entwicklung eines Glasgravier-Roboters - war kürzlich in München bei der "Automatica" zu sehen, der größten Robotermesse in Europa. Der entwickelte Roboter kann mit einer Kamera und einem Bildbearbeitungsprogramm Vorlagen beliebiger Schriftzeichen, Unterschriften, Logos oder Bilder erkennen und auf Glas gravieren. Jüngstes Projekt des Teams um Gerke sind zwei Roboter-Fußballer, die den Ball über eine Kamera erkennen. Parallel dazu laufen Auftragsarbeiten für Partner, deren Liste sich wie ein "Who is who" der regionalen Industrie liest. Darüber hinaus entwickelt das Institut für Daimler, Bosch, Thyssen oder das Fraunhofer Institut und ist mit Forschungsprojekten beauftragt. Partner des Instituts sind auch das Wittlicher Unternehmen Ideal-Standart oder Fissler im benachbarten Neubrücke. Für letztere vermisst das Institut dreidimensional Pfannen oder bearbeitet roboter-gesteuert Waschtisch-Armaturen. Die dabei anfallenden "Abfälle", teure Messingspäne, können wieder verwertet werden - ein nicht zu verachtender Nebeneffekt. Praxisbezogene Kooperationen wie diese sind laut Gerke für alle Beteiligten von Vorteil und überdies für die gesamte Region wichtig. Denn ein Betrieb, der seine Fertigungsstrecken nicht automatisiere, sei schnell von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen ist eine am Campus entwickelte Roboter-Sägezelle mittlerweile in Wittlich im Produktionseinsatz und ein Maschinenbau-Absolvent, der daran mitarbeitete, heute dort beschäftigt. Den Ruf zum vor zehn Jahren gegründeten Umwelt-Campus erhielt Gerke 1997. Während der ersten Jahre war er an der Fachhochschule in organisatorische Dinge eingebunden. Das war für den Ingenieur zwar hoch interessant, doch für Forschung sei damals wenig Zeit geblieben. Inzwischen hat sich der 50-jährige Vater von drei erwachsenen Kindern von Aufgaben wie der im Senat der Trierer FH etwas zurückgezogen. Denn Gerke ist ohnehin viel unterwegs, hält Vorlesungen an der Uni in Luxemburg und in Zweibrücken. Daneben gilt es, Aktionen wie den jährlichen "Tag der Industrie", der Gelegenheit zum Dialog zwischen Hochschule und Industrie bietet, zu organisieren. An diesen Tagen entwickeln sich auch die Kontakte, die für die Finanzierung der Forschungsarbeit wichtig sind. Denn diese Kontakte kommen schließlich auch seinen Studenten zu Gute.

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