Aus der (Raum-)Traum

TRIER. Frust in der Dietrichstraße: Dreck, Staub und Lärm einer großen Dauerbaustelle setzen Kundschaft und Geschäftsleuten zu. Das Einrichtungshaus "Raumtraum" zieht die Konsequenzen: Ende Mai verlässt das Unternehmen die Moselstadt.

Eine 1a-Lage sollte es sein, nur wenige Schritte von Triers "guter Stube" entfernt: Vor sieben Jahren zogen Rolf Schmitt und sein "Raumtraum" von der Neustraße in die zentrale Dietrichstraße, unweit des Hauptmarkts. Hier konnte der quirlige Geschäftsmann expandieren und auf drei Etagen das anbieten, was seine Stammkunden schon am alten Standort schätzten: hochwertige Einrichtungsgegenstände und Möbel der etwas anderen Art. Anfangs konnte Schmitt nicht klagen, doch nach etwas mehr als einem Jahr entwickelte sich der neue Standort für Raumtraum zum Albtraum: "Erst fing es mit der Steipe an, dann ging es gegenüber mit dem "Ochsen" los", berichtet der Unternehmer von den beiden Baustellen, die ihm, seinen Mitarbeitern und auch der Kundschaft das Leben schwer machen. "Seit fünf Jahren leben wir jetzt hier mit diesem Dreck und Lärm", ereifert sich Schmitt, der mit seinem Ärger keineswegs allein steht. Auch Ralf Haag, Inhaber des Friseursalons "haarscharf", ist alles andere als amüsiert: "Ich habe grundsätzlich Verständnis dafür, wenn jemand sein Haus umbaut", sagt er, "doch unser Laden verschwindet inzwischen regelrecht hinter dieser Baustelle", kritisiert er die unmittelbare Nachbarschaft: Bauzäune, eine Schneise samt Loch prägen dort seit Monaten die Szenerie. Andauernder Lärm Staubwolken und schwere LKW, die des Öfteren direkt vor seiner Fensterfront parkten, würden ihm einen Teil der Laufkundschaft vertreiben, ist Haag überzeugt. Auch im gegenüber liegenden Schuhfachgeschäft "Fly" macht sich Frust breit. "Wir können praktisch nichts mehr vor die Tür stellen. Keine Stühle und schon gar nicht Schuhe", klagt Mitarbeiter Sascha Elzer. Die Schaufenster seien andauernd dreckig, "weil hier ständig Staubwolken durch die Straße gewirbelt werden". Und überhaupt: Bauzäune und LKW würden häufig dafür sorgen, dass der Zugang vom Hauptmarkt in die Dietrichstraße praktisch dicht sei. Das sieht auch Fabienne van der Veen so: "Schauen Sie, dort oben kommt man manchmal gar nicht mehr durch", berichtet die Inhaberin von "At Home" und zeigt in Richtung Hauptmarkt. Die gebürtige Amsterdamerin hofft auf ein baldiges Ende der Bauarbeiten, denn "eigentlich ist die Dietrichstraße ja die schönste Straße der Stadt". Am 31. Mai ist definitiv Schluss

Rolf Schmitt wird nicht mehr warten: "Wir haben uns jetzt lange genug diesem Dreck und Lärm ausgesetzt - und das zwölf Stunden am Tag. Das machen Sie dann irgendwann nicht mehr mit", versucht er lautstark den Lärm zu übertönen, den ein Kompressor von der gegenüber liegenden Baustelle verbreitet. "Irgendwann" ist der 31. Mai: "Dann ist hier definitiv Schluss", kündigt Schmitt seinen Weggang aus Trier an, wo er vor mehr als zwei Jahrzehnten mit seinem Geschäft begann. Künftig will er sich auf die Produktion von Möbeln in Luxemburg konzentrieren. Für die Kündigung seiner Geschäftsräume macht er - neben den Baustellen - auch seinen Vermieter verantwortlich: "Ich habe die Räume wegen schwer wiegender Mängel gekündigt", so Schmitt, der seinen Frust nicht verhehlen kann. Seit einigen Tagen tobt bei Raumtraum der "totale Räumungsverkauf". Doch Trier wird absehbar nicht nur eines seiner originelleren Einrichtungshäuser verlieren, sondern rund 20 studentische Aushilfskräfte und zwei Festangestellte ihren Job.

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