Ausstellung Wirklichkeit in Licht und Dunkel

Trier · Karola Perrot und Eva Sonne-Krings setzen sich mit der Welt in wechselndem Licht auseinander. Die Ausstellung ist derzeit geschlossen, wird aber verlängert.

 Eine Arbeit von Karola Perrot.

Eine Arbeit von Karola Perrot.

Foto: Eva-Maria Reuther

Wie erkannten schon unsere Großeltern: „Bei Nacht sind alle Katzen grau“. Tatsächlich verändert das Licht entscheidend die Wahrnehmung der Wirklichkeit. In der Galerie Palais Walderdorff  reflektieren derzeit die Trierer Fotografinnen Eva Sonne-Krings und Karola Perrot den Zusammenhang von Licht und Form und seine Wechselwirkungen. Perrot ist nicht nur eine der eigenwilligsten, sondern auch der konsequentesten Fotokünstlerinnen der Region. Unermüdlich ist sie unterwegs auf der Suche nach neuen Motiven, bevor sie viele Stunden in ihrem Labor verbringt. Dort in der klassischen Dunkelkammer entstehen schließlich erst ihre Bildschöpfungen. Dabei dient das ursprüngliche Foto als Grundlage, auf der sich ihre gestalterische Phantasie ausleben kann und ihre Bildsprache ihre Formulierungen sucht. „Die Arbeit in der Dunkelheit des Labors ist bestimmt von der Suche nach den richtigen Zeichen“, hat sie vor Jahren in einem Gespräch gesagt. Als bekennende analoge Schwarz-Weiß-Fotografin folgt Perrot seit jeher der Lichtspur und hält sie auf ihrem Film fest. Das Licht und was es mit uns mache habe sie schon immer fasziniert, berichtet die Fotografin. Trotz gelegentlicher Bilderzählungen bilden abstrakte Arbeiten und die Reflektion von geometrischen Formen und grafischen Strukturen den Schwerpunkt ihres Werks. Das mag nicht zuletzt an ihrer Ausbildung als gelernte Grafikerin liegen. In der Trierer Ausstellung ist diese „klassische“ Karola Perrot zu sehen. Licht und Form verbindet sie dort zu feinsinnigen abstrakten Kompositionen. Subtil arbeitet sie mit den Grautönen. Als reizvolle grafische Muster macht sie Strukturen sichtbar. Perrots Motive stammen alle aus der alltäglichen Wirklichkeit von Steinen, Stoffen, Bauten oder Industrieanlagen. Was so gewöhnlich erscheint, macht Perrot nicht nur zum Ereignis. Sie überformt ihre Motive zum aus ihren konkreten Verhältnissen gelösten Kunstwerk. Auch Eva Sonne-Krings geht es um künstlerisch schöpferische Arbeit. „Mir bietet die Fotografie die Möglichkeit, Dinge wahrzunehmen und zu gestalten“, sagt die ehemalige Gymnasiallehrerin, die im Ruhestand die Fotografie zu ihrem zentralen Thema gemacht hat. Sonne-Krings fotografiert digital. Was sie als Motiv festhält und was sie als Licht einfängt, verrechnet ihre Kamera zu Dateien, die, anders als im belichteten Film ihrer Kollegin Perrot, erst im Ausdruck zum fassbaren Bild werden. Auch Sonne-Krings interessieren die Eigenschaften von Farben, Formen und Strukturen, sowie ihr Zusammenspiel mit dem Licht. Dabei tritt – wie bei Perrot – auch bei ihr der Gegenstand in seiner alltäglichen Funktion in den Hintergrund. Bisweilen wird der Fotografin die Form sogar einzig zum Platzhalter des Lichts, so wie in ihrem Foto eines gleißend weißen Brautschleiers. Sonne-Krings Fotos muten weich an. Sparsam setzt sie die Farben ein. Am schönsten  ist das in den fein abgestuften Pastelltönen des Fotos einer Säulenreihe realisiert, deren einzelne Pilaster sich im zarten Blau zu verlieren scheinen. Überhaupt geht es der Fotografin vor allem um Bewusstseinsbildung durch Wahrnehmung. „Ich will den Betrachter irritieren“, sagt Sonne-Krings „um so Freude und Lust am Sehen zu wecken“.

Die ursprünglich am 4. April endende Ausstellung in der Galerie Walderdorff wird verlängert. Derzeit ist sie wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Ihre Wiedereröffnung wird rechtzeitig bekanntgegeben.

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