Auswertung des TV-Olympia-Checks: Flatternde Nerven und klare Favoritensiege

Trier · Vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi hatte der Trierische Volksfreund ehemalige Topathleten um Prognosen in wichtigen Sportarten gebeten. Viele machten mit - nur im Eisschnelllauf wollte sich wegen der Causa Claudia Pechstein niemand aufs Glatteis bewegen. Wer hatte mit seinen Voraussagen recht? Und wer lag falsch? Eine Bilanz des Olympia-Checks.

 Gold-Adler: Carina Vogt wurde Olympiasiegerin im Skispringen. Fotos: dpa (8), privat, Eisladies Berlin

Gold-Adler: Carina Vogt wurde Olympiasiegerin im Skispringen. Fotos: dpa (8), privat, Eisladies Berlin

Ski alpin: "Drei Medaillen für deutsche Alpinfahrer in Sotschi - das ist aus Sicht des ehemaligen Weltmeisters und Olympiasiegers Markus Wasmeier ein realistisches Ziel."
Mit dieser Einschätzung im TV gelang dem 50-Jährigen aus Schliersee eine Punktlandung: Gold und Silber für Maria Höfl-Riesch in der Super-Kombination und im Super-G, Bronze für Viktoria Rebensburg im Riesenslalom. Felix Neureuther hat Wasmeier auch Edelmetall zugetraut - doch ein Autounfall vor der Abreise nach Sotschi hatte dem Partenkirchener einen Strich durch die Rechnung gemacht. Recht hatte Wasmeier mit Prognosen zu den internationalen Startern: Ted Ligety, Marcel Hirscher, Alexis Pinturault und Bode Miller gewannen Medaillen. Dass der Überflieger im Weltcup, Aksel Lund Svindal, ohne Erfolge blieb, hatte er allerdings nicht erwartet.

Bob: "Laut Langen können alle deutschen Bobpiloten in Russland um Medaillen fahren - aber nur, wenn es richtig rundläuft."
Weil es im deutschen Team alles andere als glatt lief, hat sich die Hoffnung des deutschen Bob-Bundestrainers Christoph Langen nicht erfüllt. Die deutschen Bobfahrer sind in Russland erstmals seit 1964 ohne Medaille geblieben - ein Debakel.

Skilanglauf: "Die Prognose des ehemaligen Bundestrainers Jochen Behle ist dagegen ernüchternd: Ich bin eher Realist, kein Fantast. Ich denke, es werden null Medaillen rausspringen."
In elf von zwölf Entscheidungen hat Behle recht behalten. Doch in der Frauenstaffel gab es die große Überraschung: Nicole Fessel, Stefanie Böhler, Claudia Nystad und Denise Herrmann gewannen Bronze. Der Seriensiegerin vergangener Tage, Justyna Kowalczyk, hatte Behle nur über zehn Kilometer Gold zugetraut. Bingo! - die Polin feierte tatsächlich dort ihren Olympiasieg.

Skispringen: "Vor allem im Teamwettbewerb dürfte Deutschland ein Kandidat für Edelmetall sein. Doch Weißflog warnt: Eine Medaille mit der Mannschaft wird kein Selbstläufer. Slowenien, Österreich und Norwegen haben starke Teams."
Etwas tiefgestapelt - Jens Weißflog. Wobei die Goldmedaille für das deutsche Quartett An dreas Wank, Marinus Kraus, Andreas Wellinger und Severin Freund durchaus als Sensation zu werten ist. Österreich gewann Silber, Norwegen und Slowenien landeten dagegen abgeschlagen im Mittelfeld.
Bei den Frauen sicherte sich Carina Vogt ebenfalls etwas überraschend Gold, wenngleich sie eine klare Medaillenkandidatin war. In den Einzelwettbewerben der Männer hatte Ex-Olympiasieger Jens Weißflog fast alle Medaillengewinner auf dem Favoritenzettel: Kamil Stoch, Peter Prevc und Anders Bardal.

Eiskunstlauf: "Kilius glaubt an Savchenko und Szolkowy, die nach Olympia Schluss machen: Wenn beide gesund sind, ihre Nerven im Griff haben und mental gut vorbereitet in den Wettkampf gehen, werden sie gewinnen."
Das deutsche Eiskunstlauf-Paar hatte seine Nerven nicht im Griff. Aljona Savchenko und Robin Szolkowy stürzten in ihrer Kür zwei Mal - deshalb gab es nur Bronze.
Recht hatte die ehemalige Eiskönigin Marika Kilius mit der Einschätzung, dass die anderen deutschen Starter bei der Vergabe der Medaillen kein Wörtchen mitreden werden.

Biathlon: "Werden die olympischen Biathlonwettbewerbe von einer neuerlichen Dopingdebatte überlagert?"
So hatte der TV den Text zum Olympia-Check der Skijäger eingeleitet - mit Blick auf die kurz vor den Spielen positiv getestete russische Athletin Irina Starych. Nun wurden die Wettkämpfe tatsächlich vom Dopingthema eingeholt, aber vor allem wegen der positiv auf ein Stimulanzmittel getesteten deutschen Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle. In Sotschi gewannen die Deutschen lediglich zwei Mal Silber (Erik Lesser im Einzel und die deutsche Männerstaffel). Anvisiert waren vier bis sechs Medaillen. TV-Experte Fritz Fischer hatte richtig bemerkt: "Das ist ein ambitioniertes Ziel."

Rodeln: "Diese Vorhersage ist nicht aus der Luft gegriffen: In Sotschi haben die deutschen Rennrodler das Potenzial, alle vier möglichen Goldmedaillen einzufahren. Im TV-Olympia-Check will der ehemalige Weltklasserodler Georg Hackl den tollen Perspektiven nicht widersprechen."
Zu Recht. Felix Loch, Natalie Geisenberger, Tobias Wendl/Tobias Arlt und die Teamstaffel - die deutschen Starter standen in allen Wettbewerben ganz oben.

Frauen-Eishockey: "Gold wird - wie immer - zwischen den USA und Kanada ausgespielt. Dort ist einfach die professionellste Arbeit möglich."
Kathrin Fring, in Trier geborene Eishockeyspielerin bei den Eisladies Berlin, sagte das Olympia-Endspiel bei den Frauen voraus. Kanada gewann 3:2 nach Verlängerung.
Ebenso richtig lag Fring mit der Prognose, dass die deutschen Frauen nicht um die Medaillen spielen werden. Etwas zu optimistisch war die Aussage, Rang fünf oder sechs könne herausspringen. Am Ende vermied das deutsche Team durch einen 3:2-Sieg im Spiel um Platz sieben gegen Japan einen möglichen Abstieg aus der A-Gruppe.

Nordische Kombination: "Die Form der Deutschen war in den vergangenen Jahren immer da. (…) Jetzt erwartet wieder jeder einen deutschen Mannschaftstriumph. Das Team ist auch auf einem sehr guten Weg - aber nun sind vor allem die Norweger richtig stark."
Ex-Olympiasieger Hans Peter Pohl hat die Lage bei den Nordischen Kombinierern korrekt eingeordnet. Im Teamwettbewerb lieferte sich das deutsche Quartett einen heißen Kampf mit den Norwegern, die letztlich knapp vor Eric Frenzel, Björn Kircheisen, Johannes Rydzek und Fabian Rießle Gold gewannen. Klar war für Pohl auch, dass die Norweger in den Einzelentscheidungen ebenfalls vorne kräftig mitmischen werden. Deren Ausbeute: drei von sechs möglichen Medaillen.

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