Autobahn mit Herz

Viele frisch operierte Herz-Patienten aus Luxemburg kommen zur Rehabilitation nach Bernkastel-Kues. Der Austausch der Daten war lange Zeit ein Problem. Die moderne Technik sorgt für Abhilfe.

Bernkastel-Kues. Das HerzZentrum in Luxemburg ist klein (15 Betten, 70 Mitarbeiter plus 19 Ärzte), aber fein und genießt einen glänzenden Ruf. Bis zu 500 Patienten werden dort pro Jahr beispielsweise am offenen Herzen operiert. Eine stationäre Anschluss-Heilbehandlung ist in Luxemburg aber nicht möglich. Deshalb gibt es seit 1999 eine Zusammenarbeit mit dem Media Reha-Zentrum in Bernkastel-Kues. Dort stehen Herzpatienten 240 Betten zur Verfügung. Aus dem Nachbarland werden seit 2003 zwischen 265 und 275 Patienten gezählt. Das sind mehr als zehn Prozent der auf dem Kueser Plateau behandelten Herzkranken.

Ein Problem nervte lange Zeit: Wenn die Unterlagen nicht rechtzeitig oder unvollständig vorlagen, kam es zu Verzögerungen oder Doppeluntersuchungen. Kostbare Zeit wurde vergeudet. Diese Zeiten gehören sind der Vergangenheit an. Mit finanzieller Hilfe der Europäischen Union (124 000 Euro) und des Landes Rheinland-Pfalz (100 000 Euro) ist ein modernes Informations- und Kommunikationssystem installiert worden. Das Reha-Zentrum beteiligte sich mit 97 000 Euro und das Herzzentrum mit knapp 25 000 Euro. Damit wurde der Kostenansatz von 350 000 Euro unterschritten.

In Luxemburg und in Bernkastel-Kues können nun Daten und Befunde ohne Zeitverlust abgerufen werden. Auch "Nachversorger", wie Herzsportgruppen und der Hausarzt, können einen Zugriff bekommen.

Median-Verwaltungsleiter Markus Koenen spricht unter anderem von einer "Überwindung von Grenzen". Sein besonderer Dank geht an den ehemaligen Landtagsabgeordneten Günter Rösch. Er habe in Mainz manche Türen geöffnet.

Durch die Zusammenarbeit seien vier neue Stellen geschaffen und 15 Stellen gesichert worden, berichtet Koenen. "Wir brauchen starke Partner wie das Median Reha-Zentrum", stellt Georg Wendt, Chirurg am Luxembourger Herzzentrum, heraus. Die nun vorhandene Daten-Autobahn mache die Zusammenarbeit noch effektiver. Die Bedeutung des Projekts macht auch Tom Rutert-Klein, Abteilungsleiter Gesundheit im Mainzer Sozialministerium, deutlich. Sein Ministerium werde das Projekt weiter begleiten. Auch Bernkastel-Kues profitiert. "Das ist eine Aufwertung für die Stadt", sagt Beigeordneter Wolfgang Pastor.extra Im Jahr 1975 wurde die erste Reha-Klinik auf dem Kueser Plateau ihrer Bestimmung übergeben. Es folgten bis 1994 vier weitere Kliniken. Derzeit verfügen die fünf Kliniken des Median Reha-Zentrums über 1078 Betten. Laut Verwaltungsdirektor Markus Koenen ist es damit der größte zusammenhängende Reha-Standort in Rheinland-Pfalz. Beschäftigt sind auf dem Kueser Plateau 632 Mitarbeiter, 76 Prozent davon sind Frauen. Im Jahr 2008 wurden etwa 12 000 Patienten behandelt. Fachrichtungen sind: Herz-Kreislauf, Neurologie, Psychosomatik/Psychiatrie, Psychotherapie, Orthopädie. (cb)

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