Bei Tisch richtig verhalten

W er zum festlichen Essen - ins Restaurant oder privat nach Hause - eingeladen ist, freut sich meist über die Einladung und auch manchmal über die Ehre. Allerdings lauern auch überall Fettnäpfchen und die Sorge, etwas falsch zu machen, ist groß.

Besonders die Gäste, die alles richtig machen und den Gastgebern nur "helfen" möchten, sind besonders gefährdet. Gäste sollten nämlich vor allem wissen, was sie nicht dürfen. Nämlich Gastgeberaufgaben übernehmen. Und alles wird umso strenger gesehen, je offizieller der Anlass, je stilvoller das Haus und je fremder die Gastgeber sind! Angefangen beim Aperitif. Wenn der im Stehen in einem gesonderten Empfangsraum eingenommen wird, sollten Sie das Glas nur dann mit zum Esstisch nehmen, wenn der Gastgeber direkt dazu auffordert. Ansonsten wird das leere oder noch halbvolle Glas an einem geeigneten Platz im Empfangsraum stehen gelassen. Wird der Aperitif jedoch am Tisch eingenommen, was ja in kleinen Runden eher üblich ist, soll das Glas ausgetrunken sein bzw. sollte es nicht mehr weiter getrunken werden, sobald der erste Wein eingegossen wird. Ist eine Sitzordnung vorgegeben - auch nonverbal -, dann ist diese zu respektieren und bis nach dem Dessert beizubehalten. Platz nehmen werden höfliche Gäste aber erst, wenn sie von den Gastgebern dazu aufgefordert werden - zuerst die Frauen, dann die Männer, zuletzt der Gastgeber. Meist wird der Service sofort, nachdem sich alle Gäste an den Tisch gesetzt haben, damit beginnen, zunächst Wasser anzubieten. Das gehört zu jedem stilvollen Essen und darf auch ohne Aufforderung von den Gästen getrunken werden, doch mit dem Wein warten Gäste, bis sie durch den Gastgeber dazu aufgefordert werden, den ersten Schluck zu nehmen. Und auch, wenn der Wein bereits warm zu werden droht, darf das Glas nicht vorher angerührt werden. Wird beispielsweise nach traditioneller Form eingeladen, kann auch heute noch die Aufgabenverteilung unter den Gastgebern traditionell geregelt sein. Ansonsten ist es heute viel wichtiger, dass die Aufgaben überhaupt einer übernimmt. Erst nämlich in dem Moment, in dem sich die Gastgeberin die Serviette auf den Schoß legt, tun dies auch die Gäste, und erst wenn die Gastgeberin sich Brot und Butter nimmt, können auch Sie sich selbst bedienen, nachdem Sie Ihren Nachbarn davon angeboten haben. Und auch, wenn Sie bereits Ihren Teller vor sich stehen haben, dürfen Sie als Gast erst mit dem Essen beginnen, nachdem die Gastgeberin - nonverbal - dazu aufgefordert hat. Das nonverbale Signal zum Essensbeginn muss Ihnen reichen! Probieren Sie erst von den Speisen, bevor Sie eventuell nachwürzen; in Privathaushalten sollten Sie aus Höflichkeit überhaupt nicht nachwürzen. Halten Sie eine Tischrede nur zu dem mit den Gastgebern verabredeten Zeitpunkt - kurz und prägnant. Nach dem Dessert können Sie auch spontan eine kurze Dankesrede halten, weil das den Ablauf in der Küche nicht mehr stören würde. Ansonsten sollten Sie darum bemüht sein, interessante und unterhaltsame Tischgespräche zu führen und dabei auch ein guter Zuhörer zu sein. Irgendwann wird nun auch die schönste Veranstaltung beendet, daher sollten Sie das Signal der Gastgeber zum Aufbruch verstehen und spätestens 10 Minuten danach gehen - allerdings nicht, ohne sich noch einmal für die Einladung und den schönen Abend zu bedanken. Salka Schwarz: Renaissance der Höflichkeit, Dom Publishers, 38 Euro.

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