Belcanto im Boxring

TRIER. Mafiosi, Gangsterbräute und Waffenschmuggel: In diesem Milieu würde wohl kaum jemand den italienischen Komponisten Gioacchino Rossini vermuten. Beim Theatercafé konnte sich das Publikum jedoch davon überzeugen, dass sich Rossini und Mafia sowie Oper und Boxring durchaus miteinander vertragen.

"Das wird heute etwas für Sportfans und Opernfreunde gleichermaßen", kündigt Peter Larsen, Dramaturg am Theater Trier, Rossinis komische Oper "Die Italienerin in Algier" an. So erklärt er gleich seinen modischen Missgriff: "Aus diesem Grund trage ich weiße Turnschuhe zum schwarzen Anzug."Bodyguard und grimmige Blicke

Auch sonst wirkt im Foyer des Theaters auf den ersten Blick so einiges fehl am Platz: Am Eingang stapeln sich neben einer Sackkarre Pappkartons, die dem Ganzen ein provisorisches und unvollendetes Ambiente verleihen. Stefan Gärtner wirkt als Bodyguard mit Mafioso-Kostüm und grimmigem Blick ebenfalls nicht gerade einladend. Doch die Kulisse erfüllt durchaus ihren Zweck, denn schon befindet sich das Publikum in der Atmosphäre des "Algier", einem als Boxclub getarnten Gangsterschuppen im Chicago der dreißiger Jahre und Schauplatz der Trierer Rossini-Inszenierung. In Wirklichkeit dient der Club als Umschlagplatz für Alkohol, Waffen und Mädchen und als Tarnung für sonstige zwielichtige Machenschaften. Mustafa, früherer Preisboxer, Gangsterboss und Besitzer des "Algier", wird gleich mit mehreren Problemen konfrontiert: Zum einen will er seine Geliebte Elvira loswerden, zum anderen sorgt die Blondine Isabella für einiges Chaos. Sie durchschaut die dubiosen Geschäfte der Mafiosi im angeblichen Boxclub und bringt durch ihre Anwesenheit dort alles durcheinander. Als Vorgeschmack auf den Ort des Geschehens bekommen die Zuschauer des Theatercafés einen Boxkampf geboten. "Ein Ereignis, das in der Geschichte der Oper wohl einzigartig und ein Sportevent am Theater Trier ist", kündigt Moderator Larsen den Kampf in echter Ringrichter-Manier an. Der Sieger ist, wie könnte es anders sein, Macho Mustafa, den László Lukács auf sehr glaubwürdige Art verkörpert. Sein Komplize Lindoro (Eric Rieger) hat gegen den imposanten Frauenhelden nicht den Hauch einer Chance."Jeden Ton extra ansingen"

Was im Programm des Theatercafés folgt, ist eine Einführung durch die beiden Sänger in die Gesangstechniken Rossinis, der als Meister der Belcantoarien mitsamt Koloraturen gilt. Diese virtuose Gesangssprache bedarf einer ganz bestimmten Technik, wie Lukács erklärt: "Bei Rossini muss man jeden Ton extra ansingen. Das erfordert eine sehr exakte Zwerchfellarbeit." Um dem Stil des wilden Amerikas gerecht zu werden, wurde die außergewöhnliche Neuinszenierung der Opera buffa von Rupert Lummer und Esther Ferrier mit einer neuen Textfassung versehen. Kostümbildner Peter Tibor Thanner erklärt, wie dieses Flair durch die Kostüme zusätzlich verstärkt werden soll: "Zur Orientierung haben alte Holly-wood-Filme gedient. Außerdem haben wir alte Stoffe verwendet, deren Namen heute kaum noch jemand kennt." Was der Meister selbst zu dieser Fassung gesagt hätte, lässt sich höchstens erahnen. Heribert Schmitt gibt dem Publikum als Rossini Einblicke in das Leben des Komponisten, das vor allem durch die Liebe zur Musik und zu kulinarischen Genüssen geprägt war. Deshalb verspricht er: "Die Premiere wird ein Leckerbissen und ein köstliches Diner à la Rossini." Gioacchino Rossinis Oper "Die Italienerin in Algier" feiert am Samstag, 12. Februar, um 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus am Theater Trier.

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