Berg- und Talfahrt eines Kaufmanns

TRIER. Vor zwei Jahren schlitterte Bernhard Ehses mit seinem Foto-Geschäft in die Insolvenz. Heute – nach vielen Rückschlägen und dem Beinahe-Aus hofft er auf einen Neuanfang am neuen Standort am Trierer Nikolaus-Koch-Platz.

Dass eine Insolvenz nicht zwangsläufig das Aus für einen Betrieb bedeutet, zeigt ein Beispiel aus der Trierer Innenstadt. Als Bernhard Ehses im November 2003 Antrag auf Insolvenz für sein Fachgeschäft "Foto Express" stellte, hatte ein langjähriger Mitarbeiter einen "hohen sechsstelligen Betrag" veruntreut. Fehlinvestitionen und ausstehende Zahlungen taten ihr Übriges zur schlechten Lage. "Alles in allem haben externe Dinge das Unternehmen in die Krise geführt", sagt Insolvenzverwalter Thomas B. Schmidt. Ein Zeichen für ihn, deshalb auf eine Sanierung zu setzen. Und in der Tat verlief die erste Phase der Genesung des 1983 gegründeten Betriebes "befriedigend", sagt Schmidt. Zwar ist von einst vier Vollzeit- und zwei Aushilfskräften nur noch die Hälfte bei Bernhard Ehses beschäftigt, dafür waren die Gläubiger bereit, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Doch für den Kaufmann kam nach dem Höhenflug erneut eine Talfahrt: Der Mietvertrag für den Laden in der Simeonstraße wurde gekündigt. "Ohnedies wären wir heute längst aus der Insolvenz", ist Fachanwalt Schmidt überzeugt. Bernhard Ehses musste seinen Standort in die Fahrstraße am Viehmarkt verlegen. "Es scheint eine virtuelle Grenze in der Trierer Innenstadt zu geben", sagt der gebeutelte Foto-Chef. Denn zahlreiche Stammkunden aus der Simeonstraße kamen nicht mehr, dafür kamen einige aus alten Tagen seines damaligen Standortes in der Nagelstraße zurück. Doch das war nicht genug. Die Umsätze gingen deutlich zurück. "Wir mussten den Insolvenzplan zur Sanierung nochmals aufschieben", sagt der Insolvenzverwalter. Nun drohte das endgültige Aus. Doch das hätte für den 49-jährigen Ehses womöglich nicht nur den Verlust all seines Vermögens bedeutet, sondern auch den Abschied von seinem Lebenswerk. "Wir haben stark an der Sache gezweifelt", gesteht Bernhard Ehses eine nervenzehrende Phase. Doch dank des Insolvenzverwalters und dessen Willen zum Erhalt von "Foto Express" sei der Verkauf weitergegangen. "Das Konzept war und ist immer gut gewesen, nur der Standort nicht", sagt Thomas B. Schmidt. Also ging die Suche von neuem los - bis man am Nikolaus-Koch-Platz fündig wurde. "Die Nikolaus-Koch-Stiftung ist das Wagnis eingegangen, langfristig mit uns zu arbeiten", sagt der Insolvenzverwalter. Immerhin sei das Fotogeschäft an keinem seiner Standorte bislang in Mietrückstand gekommen. Aber auch das Konzept - etwa mit einem "Drive-In-"Schalter für Digital-Fotos - sei tragfähig. "Wir versuchen hier, so viele Fliegen wie möglich mit einer Klappe zu schlagen", sagt Bernhard Ehses. Ob Bus-Fahrende, Autofahrer oder Shopping-Kunden: "Die Erreichbarkeit ist für uns das A und O." Nun ist der Optimismus wieder groß, so groß, dass der Insolvenzverwalter im Sommer den lang ersehnten Insolvenzplan vorlegen und Bernhard Ehses aus der Insolvenz entlassen werden kann. Der setzt auf sein Konzept: "In einer Branche, in der Millionenumsätze im Cent-Bereich gemacht werden, muss man ganz Dienstleister sein. Denn die Leute wollen trotz des Digitalkamera-Booms immer noch ihre Fotos in der Hand halten."

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