Berühmt wie ein Fußball-Star

Trier · Leseratten verkriechen sich meist hinter Büchern. Nicht so Lucky. Die TV-Leseratte beweist großen Mut und lässt sich an der Gladiatorenschule bei Brot & Spiele zu einem römischen Kämpfer ausbilden.

"Oben! Mitte! Oben! Links!" Lucky weiß nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Die Rufe von Cupido kommen so schnell, dass er kaum reagieren kann. Die Leseratte hat sich in der TV-Gladiatorenschule, dem ludus gladiatorius, angemeldet. Sie will genauso gut kämpfen lernen wie die Gladiatoren (lateinisch gladius = Stoßschwert) bei "Brot & Spiele" im Amphitheater. Lucky hat sich einen Helm, einen großen Schild (scutum), ein Schwert und einen Armschutz (manica) besorgt. Wie ein Murmillo sieht er aus.

Lucky ist enttäuscht, als es heißt: "Im Training sind die Schwerter aus Holz, nur in der Arena wird mit echten Waffen gekämpft." Und eine Rüstung braucht er auch nicht. "Gladiatoren sind Sportler", sagt der Trainer (lanista) Cupido. Und die wärmen sich vor dem Training auf. Da stören Helm und Armschutz. Erst wird die Grundhaltung einstudiert: ein Ausfallschritt. "Beim Vorwärtsgehen schiebt ihr das vordere Bein vor, beim Rückwärtsgehen zieht ihr es zurück", ruft der Lanista. Lucky kommt fast ins Straucheln.

Doch zuvor wird Theorie gepaukt. Die 16 Schüler wissen ganz schön viel, wie Tristan. Der Zehnjährige aus Berlin kennt die Gladiatorengattungen. "Der Murmillo ist die älteste", erklärt der Lanista. "Sein Gegner war der Thraex." Der hatte ein Schwert mit gekrümmter Klinge (sica), um über den großen Schild zu schlagen. "Der Hoplomachus hat mit der Stoßlanze (hasta) versucht, sich den Murmillo vom Leib zu halten oder von oben in die Schulter zu pieksen." Alle hatten Helme an, um den Kopf zu schützen.

Nach so viel Theorie darf Lucky endlich kämpfen - die Technik muss trainiert werden. "Ihr könnt von oben und unten stechen, oder in die Mitte und von links", erklärt Cupido. Das wird gleich an einem gepolsterten Pfosten geübt. "Der Pfahl ist der Sandsack des Gladiators." Dann gibt der Ausbilder die Befehle, wohin seine Schüler treffen sollen. "Oben! Unten! Links!", ruft er. Lucky versucht, ihm zu folgen, und dann darf er gegen einen echten Gladiator kämpfen. Mit seinem Helm mit den kleinen Augenlöchern sieht Fortibus sehr gefährlich aus. Und er ist schnell, pariert jeden Angriff.

Auch Tristan hat gegen ihn keine Chance. "Das Training war manchmal etwas verwirrend und schnell, aber es hat viel Spaß gemacht. Gladiator zu sein war bestimmt sehr anstrengend." Etwas außer Puste ist er, genau wie Lucky, der sich nun, als echter Römer, "Faustus" nennt. Ob er Gladiator werden soll? Einerseits gefällt ihm der Ruhm. Denn gute Kämpfer waren damals so berühmt wie heute Fußball-Stars, es gab sogar Poster und kleine Figuren von ihnen. Aber es ist auch gefährlich. Man kann verletzt werden oder gar getötet. Wobei das nicht häufig vorkam, denn die Ausbildung war teuer. "Die Gladiatoren wurden bis zu acht Jahren ausgebildet, wie heute die Sportler", weiß Cupido. Sportler werden wollte die Leseratte schon immer. Vielleicht ist Lucky ja als "Faustus" bei den nächsten Brot & Spielen als Gladiator im Amphitheater zu sehen. Extra Gladiatoren kämpften zur Unterhaltung der Bevölkerung. Die ersten belegten Gladiatorenspiele in Rom sind im dritten Jahrhundert v. Chr. belegt. 44 n. Chr., nach der Ermordung Julius Caesars wurden sie kaiserliches Privileg. Sie konnten mehrere Tage andauern. Gladiatoren waren Sklaven, Kriegsgefangene, Verbrecher, aber manchmal auch freiwillige freie Männer. Und es gab - wenn auch selten - weibliche Gladiatoren. Wie auch heute im Sport gab es damals Schiedsrichter, die auf Fairness achteten. Oft gab es für jeden Gladiator einen Unparteiischen. (mehi)

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