Vorfall in Trier-West Nach Angriff auf Polizisten: Weitere Verdächtige ermittelt - Beifallskundgebungen in sozialen Medien werden verfolgt (Update)

Update | Trier · Nach den gewalttätigen Angriffen auf Polizisten vor einer Trierer Diskothek hat die Polizei weitere Tatverdächtige identifiziert, wie am Samstag mitgeteilt wurde. Landesinnenminister Ebling informierte sich vor Ort über die Situation: Die Übergriffe würden nicht geduldet werden.

Nach dem gewalttätigen Angriff auf Polizeibeamte in der Nacht zum Freitag auf Polizeibeamte in Trier gehen nun immer mehr Zeugenhinweise bei der Polizei ein. Dabei handelt es sich auch um mehrere Videoaufzeichnungen, die Zeugen während der Tat mit ihren Smartphones gedreht haben. „Die bisher gewonnenen Erkenntnisse lassen die Identifizierung weiterer tatverdächtiger Personen erwarten“, hieß es bereits am Freitagabend in einer Stellungnahme der Polizei. Und das ist offenbar nun auch erfolgt:

Polizei am Samstag: Weitere Verdächtige ermittelt - Beifallskundgebungen im Internet werden verfolgt

Es seien weitere potenziell Beteiligte ermittelt worden, sagte ein Sprecher des Trierer Präsidiums am Samstag. Zu Einzelheiten wollte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht äußern. Am Freitag waren der Polizei zwei Tatverdächtige bekannt gewesen, nun seien es mehr. Rund 100 Beamte seien an der Aufklärung beteiligt.

Die Polizei sei weiterhin dankbar für Hinweise und Videos, sagte der Sprecher. Insgesamt seien bis Samstagnachmittag 15 Hinweise eingegangen, darunter auch Videoaufzeichnungen. Schon am Freitagabend lagen bereits elf Anrufe von Augenzeugen bei der Kriminalpolizei vor. Die Polizei kündigte zudem am Samstag an, dass auch Beifallsbekundungen in den sozialen Medien konsequent verfolgt würden.

Attacke auf Polizisten vor Disco in Trier-West​
20 Bilder

Attacke auf Polizisten vor Disco in Trier-West

20 Bilder
Foto: TV/Harald Jansen

Polizei sucht Zeugen - Hinweisportal eingerichtet

Zur Aufarbeitung dieses Einsatzes und zur Ermittlung der Tat und der Tatbeteiligten hat das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet. Diese wird durch den stellvertretenden Behördenleiter Frank Gautsche geleitet. Die Polizei bittet Zeugen, die Angaben zu dem Geschehen machen können oder Videoaufnahmen von dem Einsatz haben, sich mit der Polizeiinspektion Trier, Telefon 0651/9779-5210 in Verbindung zu setzen. Darüber hinaus gibt es ein Hinweisportal, auf dem Fotos und Videos der Vorfälle direkt hochgeladen und der Polizei zugeschickt werden können.

Innenminister am Samstag zu Besuch in Trier

 Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben (r) spricht im Beisein des rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) beim Besuch der Polizei in Trier zu den Vorfällen in der Nacht zum Freitag.

Der Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben (r) spricht im Beisein des rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD) beim Besuch der Polizei in Trier zu den Vorfällen in der Nacht zum Freitag.

Foto: dpa/Harald Tittel

Landesinnenminister Michael Ebling (SPD) besuchte am Samstag das Polizeipräsidium Trier und traf auch Beamte, die an dem Einsatz beteiligt waren. Der Minister sprach im Anschluss von eskalierender Gewalt und einer außerordentlich gefährlichen Situation. „Hier wurde gegen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gezielt Gewalt ausgeübt, das ist zutiefst verachtenswürdig“, sagte Ebling. Nun müsse deutlich gemacht werden, dass dies nicht geduldet werde. Gegen solche Übergriffe müsse man mit der gesamten Härte des Gesetzes vorgehen. Dass viele Menschen Solidarität mit der Polizei zeigten, sei wichtig.

Polizei: Verdächtige sind deutsche Staatsbürger

Die Polizei erklärt aufgrund zahlreicher Gerüchte in den sozialen Medien, dass es sich bei den bisher ermittelten Verdächtigen ausschließlich um deutsche Staatsbürger handelt. „Die Polizei Trier bittet darum, von derartigen Mutmaßungen abzusehen und sich nicht an solchen Spekulationen zu beteiligen“, heißt es in der Mitteilung.

Gewalttätige Eskalation: Polizisten vor Diskothek in Trier-West im Einsatz

Bei dem gewalttätigen Angriff während eines Polizei-Einsatzes vor einer Diskothek in Trier-West sind in der Nacht zu Freitag rund 40 Menschen unter anderem mit Glasflaschen und Schaufeln auf Polizisten losgegangen. (Anm. d Red: Zunächst hatte die Polizei gemeldet dass die Angreifer Eisenstangen verwendet hätten. Später hieß es, sie könne dies nicht mehr bestätigen. Wir haben dies daher entfernt.)

Zwei Männer im Alter von 42 und 21 Jahren wurden in Gewahrsam genommen und nach ihrer Vernehmung wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Weitere Personen sind flüchtig. Die Polizei erklärte gegenüber dem Trierischen Volksfreund unter anderem, dass es sich bei den Festgenommenen um „zwei Einheimische aus Trier“ handelt.

Eine Polizeibeamtin und vier Polizeibeamte mussten sich verletzt in verschiedene Trierer Krankenhäusern in ärztliche Behandlung begeben. Sie wurden zwischenzeitlich nach ambulanter Behandlung aus den Kliniken entlassen und haben ihren Dienst beendet.

Dem Bericht der Polizei zufolge war kurz nach Mitternacht eine Streifenwagenbesatzung der Polizeiinspektion Trier zu einer Körperverletzung in einer Diskothek in Trier-West gerufen worden. Aufgrund der aufgeheizten Stimmung und des hohen, teils alkoholisierten Besucheraufkommens am Einsatzort begaben sich mehrere Funkstreifenwagen dorthin.

Während der Sachverhaltsaufnahme begannen einige der umstehenden Personen, die eingesetzten Kräfte anzugreifen. Die Beamten konnten den Angriff mit massiver Kraftanstrengung unter Einsatz von Pfefferspray abwehren. Etwa zeitgleich rotteten sich etwa 40 Personen zusammen, um gegen die Beamten vorzugehen. Dabei attackierten und bewarfen sie die Einsatzkräfte mit Glasflaschen, Besen und Schaufeln. Ein Mann schleuderte einen Einkaufswagen, den er offenbar auf dem Platz vor der Diskothek gefunden hatte, in Richtung der Beamten.

In einem Pressestatement am Freitagmittag sagte Polizeisprecher Uwe Konz, dass die fünf verletzten Polizisten ambulant behandelt worden seien und die Krankenhäuser inzwischen wieder verlassen hätten. Zwei der Beamten seien durch das von Kollegen eingesetzte Pfefferspray verletzt worden, was in einer solchen Situation schon einmal vorkomme. „Die Kollegen haben sehr massiv Pfefferspray eingesetzt“, sagt der Polizeisprecher. Die anderen drei Beamten seien durch die Angreifer verletzt worden. Daneben habe es noch drei weitere Verletzte gegeben, deren Rolle bei der Auseinandersetzung allerdings noch nicht geklärt sei. Ebenfalls noch unklar sei, inwiefern der „sehr, sehr starke Alkoholkonsum einiger Beteiligter“ bei der nächtlichen Auseinandersetzung eine Rolle gespielt habe, so Polizeisprecher Uwe Konz.

Lebensgefährliche Situation: Polizist gibt Warnschüsse ab

Für die Einsatzkräfte, die zahlenmäßig unterlegen waren, entstand der Mitteilung zufolge so „eine lebensgefährliche Situation“, woraufhin ein Beamter zwei Warnschüsse in die Luft abgab. Daraufhin habe sich die Lage beruhigt, sodass die polizeilichen Maßnahmen weitergeführt und die verletzten Beamten aus dem unmittelbaren Einsatzort evakuiert werden konnten.

Polizei Trier sucht Zeugen - Hinweisportal eingerichtet

Ein 42-Jähriger und ein 21-Jähriger aus Trier wurden beim Einsatz in Gewahrsam genommen. Weitere mutmaßliche Angreifer sind flüchtig. Die Polizei hatte noch in der Nacht umfangreiche Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, schweren Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung aufgenommen.

„Einen solchen Gewaltausbruch gegen Einsatzkräfte habe ich in meiner Zeit als Leiter der Polizeiinspektion Trier noch nicht erlebt,“ sagt Polizeidirektor Christian Hamm, „es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen. Im Ergebnis musste ich eine Beamtin und vier Beamte aus dem Krankenhaus in Empfang nehmen, die ihren Dienst aufgrund von Verletzungen nicht mehr fortsetzen konnten."

Reaktion aus dem Secret Club nach Gewalt gegen Polizisten

Auch Lucas Mäder, Betreiber des Secret-Club, hat sich gegenüber dem Trierischen Volksfreund geäußert. Man sei schockiert von dem Angriff auf Polizeibeamten in unmittelbarer Nähe zum Club. Das sei ein „nicht hinzunehmender Akt von Gewalt gegenüber den Polizeibeamtinnen und -beamten, welche Tag und Nacht für uns alle im Einsatz sind.“ Man toleriere keine Gewalt und werde alles erdenklich Mögliche tun, um bei der Aufklarung behilflich zu sein.

„Der Angriff erfolgte zum überwiegenden Teil von Personen, welche kein Gäste der Discothek waren, sondern im Laufe der Polizeiliche Maßnahme auf das Gelände kamen“, sagte Mäder. Die Sicherheitsmaßnahmen seien der Veranstaltung angepasst gewesen. Innerhalb der Discothek habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben. „Die Streitigkeit innerhalb der Discothek zwischen zwei Gruppen steht in keinem direkten Zusammenhang zu den späteren Vorkommnissen auf dem umliegenden Gelände.“

Entsetzte Reaktionen aus der Politik - Aufruf an Augenzeugen zur Mithilfe

Politiker aus Bund und Land zeigen sich entsetzt über die Gewalt gegen Polizeibeamte in der Nacht zu Freitag. „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an. Der unfassbare Gewaltausbruch gegen die Polizei in Trier wird für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Freitagmittag. „Ich bin mir sicher, dass in meiner Heimatstadt und in ganz Rheinland-Pfalz die Menschen diesen Gewaltexzess gegen Polizisten und Polizistinnen, die jeden Tag buchstäblich den Kopf für unsere Sicherheit hinhalten, verurteilen.“ Sie rufe alle Augenzeugen dazu auf, sich bei der Polizei zu melden, sagte die Ministerpräsidentin.

Innenminister: „Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren“

„Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling hat nach den gewalttätigen Übergriffen auf die Polizei in Trier angekündigt, dass die Polizei alles daran setzen werde, die Täter zu ermitteln. Für die Aufklärung des Angriffs habe das Polizeipräsidium Trier eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation eingerichtet und ermittelt mit starken Kräften. „Die Täter sollen die ganze Härte des Gesetzes spüren“, sagte der Innenminister am Freitagmorgen in Mainz.

Von einer schockierenden Tat sprach Justizminister Herbert Mertin: „Besonders verwerflich ist, dass die Attacken aus einer Gruppe heraus geschahen. Dieses feige Verstecken und sich gegenseitig Schützen, dürfen wir als Gesellschaft nicht akzeptieren. Alle müssen jetzt mithelfen, um das vordringliche Ziel zu erreichen: Wir müssen die noch unbekannten Täter ermitteln! Dabei denke ich nicht nur an die Ermittlungsbehörden, sondern auch an alle Bürgerinnen und Bürger. Ich bitte dringlich darum, Hinweise zu den Angreifern zu geben. Nur wenn es gelingt, diese zu identifizieren, können Polizei, Staatsanwaltschaft und das Gericht die bestehenden Gesetze und strafprozessualen Mittel anwenden“, betonte Mertin. Im Fall des besonders schweren Landfriedensbruchs drohten sechs Monate bis zehn Jahre Freiheitsstrafe. „Der höchste Strafrahmen ist aber fruchtlos, wenn wir die Täter nicht identifizieren. Es muss jetzt mit Hochdruck ermittelt werden, damit diese feige Tat möglichst schnell aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können“, forderte der Minister.

Fraktionen beantragen Ausschuss-Sondersitzung

Die Ampel-Fraktionen aus SPD, Grünen und FDP haben eine Sondersitzung des Innenausschusses zu den Attacken gegen Polizeibeamte in Trier beantragt. Die Sitzung soll laut SPD-Fraktion am kommenden Mittwoch um 14 Uhr in Mainz stattfinden. „Attacken gegen Polizistinnen und Polizisten, insbesondere in einem Ausmaß wie gestern Nacht in Trier, sind ein absoluter Tabubruch“, heißt es aus der Fraktion. „Es wird nun auch darum gehen, die Täter schnellstmöglich zu identifizieren. Sie müssen die Härte unseres Rechtsstaates zu spüren bekommen. Auch, um ein klares Zeichen an die Stadt sowie ganz Rheinland-Pfalz zu senden, dass wir Angriffe auf die Menschen, die uns schützen, niemals tolerieren werden“, sagte der Trierer Landtagsabgeordnete Sven Teuber (SPD).

„Menschenverachtende Verrohung und Werteverfall“

„In welcher Welt leben wir eigentlich“, fragt der Vorsitzende des Innenausschusses im rheinland-pfälzischen Landtag, Dirk Herber (CDU). Wenn Polizeibeamte die Dienstwaffe einsetzen müssten, um mit Warnschüssen eine Gefahr für sein Leben und das der Kollegen abzuwenden, sie verletzt würden und im Krankenhaus behandelt werden müssten, dann sei das mangelnder Respekt gegenüber der gesellschaftlichen Ordnung, sagte der Landtagsabgeordnete, der selbst auch Polizist ist. Herber sprach auch von einer „menschenverachtenden Verrohung und einem Werteverfall, die den Angreifer-Mob vorangetrieben haben müssen“.

Auch die Trierer Bundestagsabgeordnete Verena Hubertz (SPD) meldete sich am Freitagmorgen zu Wort: „Es bestürzt mich, dass unser Karnevalsauftakt mit einem solchen Gewaltausbruch einhergeht. Das ist das Gegenteil von dem, wofür Karneval steht“. In Trier gebe es keinen Platz für solche Gewalt, sagte Hubertz. „Wir müssen die Situation tiefgehend analysieren, aufarbeiten und auch an die Wurzel von Problemen. Uns muss und wird als Politik beschäftigen, wie wir solche Gewalt in Zukunft verhindern können.“

Diskothek in Trier-West: Erst Warnschüsse brachten Gewalttäter unter Kontrolle

Der Mainzer Innenminister sagte, die Brutalität und Enthemmtheit der Attacken mache ihn fassungslos und wütend. Dutzende Gewalttäter, die Polizisten solange mit Eisenstangen, Schaufeln und Flaschen attackierten, bis nur noch Warnschüsse helfen würden, seien alles andere als alltäglich. „Dass dabei mutmaßlich eine Menge Alkohol im Spiel war, ist weder eine Erklärung noch eine Rechtfertigung. Den verletzten Beamtinnen und Beamten wünsche ich zunächst eine schnelle und vollständige Genesung“, so der Innenminister.

„Wir haben heute Nacht ohne konkreten Anlass eine Solidarisierung gegen Einsatzkräfte der Polizei erlebt, die wir so bislang nicht kannten.“ Nur glücklichen Umständen und dem schnellen Hinzuziehen weiterer Unterstützungskräfte sei es zu verdanken, dass die eingesetzten Beamten nicht noch schwerwiegender verletzt worden seien, sagte Ebling.

Bürgermeisterin Garbes „schockiert und wütend“

Nach dem Angriff auf Polizisten in der Nacht zum Freitag in einer Diskothek in Trier zeigt sich die Trierer Bürgermeisterin Elvira Garbes entsetzt über den Gewaltausbruch. „Ich bin wirklich schockiert und auch wütend über diesen Vorfall. Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte setzen sich im Schichtdienst rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen für unser aller Sicherheit ein – und werden dann völlig sinnlos mit roher Gewalt angegriffen. Ein Angriff auf die Polizei ist ein Angriff auf uns alle. Ich hoffe, dass die Täter ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen werden.“

Aus Sicht des Dezernenten für Recht und Ordnung, Ralf Britten, ist der Vorfall in einer Reihe ähnlicher Vorkommnisse bundesweit zu sehen, bei denen gegenüber der Polizei und auch anderen Mitgliedern der Blaulichtfamilie immer weniger Respekt gezeigt wird. Britten: „Diese Entwicklung mit Angriffen auf Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräfte bereitet mir große Sorgen. Wir müssen uns als Gesellschaft wirklich fragen, wie wir es schaffen, dass den Menschen diese wichtigen Aufgaben der Beamtinnen und Beamten wieder bewusst werden und sie der Blaulichtfamilie die nötige Wertschätzung entgegenbringen.“

Grüne: Keine Vorab-Verurteilungen gegen ganzen Stadtteil

„Wir kennen den Hintergrund der polizeilichen Meldung aktuell noch nicht genau. Ungeachtet dessen verurteilen wir jede Gewalt gegen Einsatzkräfte der Polizei“, sagte die Landesvorsitzende der rheinland-pfälzischen Grünen, Natalie Cramme-Hill. „Ich persönlich bin als Triererin erschüttert und entschlossen zugleich.“ Vorab-Verurteilungen und Schuldzuweisungen an Menschengruppen oder die Bewohner eines gesamten Stadtteils wie Trier-West seien in dieser Situation völlig fehl am Platz, sagte sie.

Der Trier AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Michael Frisch, zeigte sich „erschüttert“ über den Gewaltausbruch in seiner Heimatstadt. Es sei erschreckend, dass sich Polizeibeamte in der Ausübung ihres Dienstes zunehmend solchen Attacken ausgesetzt sehen würden. „Für Gewalt gegen Einsatzkräfte gibt es kein Verständnis, sondern das Strafgesetzbuch“, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Philipp Fernis. Das Gesetz sei hier klar: „Wer organisiert und bewaffnet auf Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute losgeht, muss mit Gefängnis rechnen“. Der Eifeler Landtagsabgeordnete Joachim Streit (Freie Wähler) forderte ebenfalls harte Strafen: „In einem solchen Fall ist die Justiz daher gut beraten, den Strafrahmen voll auszuschöpfen“.

Polizeigewerkschaft: „Angriff auf den Rechtsstaat“

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) äußerte sich erschüttert über die hohe Gewaltbereitschaft. „Wir verurteilen die Gewalt, das Zusammenrotten und gewalttätige Agieren aus der Gruppe heraus gegen unsere Kolleginnen und Kollegen auf das Schärfste“, sagte die stellvertretene GdP-Landeschefin Stefanie Loth. Der Angriff sei auch ein Angriff auf das Gemeinwesen und den Rechtsstaat. Ähnlich äußerte sich auch der Bund deutscher Kriminalbeamter. Der Landesvorsitzende Christian Soulier sagte, in einer Gemengelage von Alkohol und Gruppendynamik gingen auch friedfertige Leute über Grenzen, die sie sonst nie überschreiten würden. Das sei für die Polizei eine sehr gefährliche Situation. Bei den Ausschreitungen habe es sich nach seiner Einschätzung um schweren Landfriedensbruch gehandelt, der sehr schwer bestraft werde. „Die Übergriffe waren alles andere als ein Kavaliersdelikt“, sagte Soulier unserer Redaktion.

Übergriffe auf Polizisten sind auch in Rheinland-Pfalz längst keine Einzelfälle mehr sind. Im vorletzten Jahr wurden 3612 Polizisten Opfer von Gewalt, in der Region Trier waren es 570 Beamte.

Anlässlich des Vorfalls will Innenminister Michael Ebling am Samstag das Polizeipräsidium in Trier besuchen. Der Innenminister wolle dort mit dem Inspekteur der Polizei, Friedel Durben, Polizeivizepräsident Frank Gautsche und den diensthabenden Beamtinnen und Beamten über die aktuellen Ereignisse sprechen und sich über den Stand der Ermittlungen informieren, meldet ein Sprecher des Ministeriums.

Anmerkung der Redaktion: Zunächst hatte die Polizei gemeldet dass die Angreifer Eisenstangen verwendet hätten. Später hieß es, sie könne dies nicht mehr bestätigen. Wir haben dies daher entfernt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort