Kriminalität Amokfahrt in Trier: Neuneinhalb Wochen altes Baby und sein Vater unter den fünf Todesopfern

Trier · Deutschland steht unter Schock: Bei der Amokfahrt eines 51-jährigen Mannes durch die Trierer Fußgängerzone sind am Dienstagmittag fünf Menschen getötet worden, darunter ein neuneinhalb Wochen altes Baby und sein Vater. Auch die Mutter und ein weiteres Kind wurden verletzt.

Amokfahrt in Trier: Neuneinhalb Wochen altes Baby unter den fünf Todesopfern
Foto: Rland Morgen/Roland Morgen

Update 00.21 Uhr: Die Polizei hat in einer Pressemitteilung Angaben zum getöteten Kind korrigiert. Demnach war das getötete Baby nicht neun Monate alt, sondern neuneinhalb Wochen. Neben dem Kind starb auch der 45 Jahre alte Vater. Die Ehefrau und Mutter des Mädchens sowie ein weiterer eineinhalbjähriger Sohn der Familie wurden nach den Informationen der Polizei verletzt in ein Trierer Krankenhaus gebracht.

Fotos: Amokfahrt in Trierer Innenstadt am 1. Dezember 2020
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Amokfahrt in Trierer Innenstadt

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Foto: Roland Morgen

UPDATE 20.25: Am Abend bestätigte die Polizei gegenüber volksfreund.de ein 5. Todesopfer, eine 52 Jahre alte Frau aus Trier. Zuvor hatte der SWR darüber berichtet.

Auch zwei 25 und 73 Jahre alten Frauen fielen der Amokfahrt zum Opfer. Zahlreiche Passanten wurden teils lebensgefährlich verletzt. Auch die Mutter des getöteten Babys liegt verletzt im Krankenhaus.

Foto: Die Strecke der Amokfahrt in Trier am Tag der Tat
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Weitere Bilder vom Tag der Amokfahrt in Trier

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Foto: TV/Clemens Sarholz

Zum mutmaßlichen Motiv des in einem Trierer Stadtteil lebenden Amokfahrers wurde zunächst nichts bekannt. Es gebe aber keine Hinweise auf einen politisch oder religiös motivierten Hintergrund, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Peter Fritzen.

Der 51-jährige Deutsche wurde von der Polizei gestoppt und festgenommen. Der polizeilich bislang nicht in Erscheinung getretene Mann wurde am Dienstagabend noch vernommen. Er soll am Mittwoch dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach am Abend in Trier von einem „ganz, ganz schlimmen Tag für meine Heimatstadt“. Es sei „einfach nur furchtbar“. Sie bete für die Opfer und ihre Angehörigen, sagte Dreyer, die auch Beileidsbekundungen der Bundeskanzlerin entgegennahm.

Die Amokfahrt des als psychisch labil beschriebenen 51-Jährigen begann nach Polizeiangaben um 13.47 Uhr in der Konstantinstraße. Von dort aus raste der Mann mit seinem Wagen durch die Brotstraße über den Hauptmarkt Richtung Porta. Augenzeugen sahen, wie Menschen von dem Fahrzeug erfasst und durch die Luft gewirbelt wurden. Viele rannten in Panik davon. Der Besatzung eines Zivilfahrzeugs der Polizei gelang es schließlich, den Mann unweit der Porta festzunehmen - vier Minuten, nach die Amokfahrt nahe der Konstantinbasilika begonnen hatte. Bei seiner Festnahme leistete der Mann Widerstand. Er sei mit einer Blutalkoholkonzentration von 1,4 Promille erheblich alkoholisiert gewesen, sagte Chef-Staatsanwalt Fritzen. Es gebe Anhaltspunkte für ein psychisches Krankheitsbild des Mannes. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er zuletzt obdachlos, lebte in seinem Wagen.

Der ebenfalls nach Trier gekommene Mainzer Innenminister Roger Lewentz sprach von einem gezielten Vorgehen des Mannes. Er verglich die Amokfahrt mit dem Flugzeugunglück von Ramstein, bei dem im August 1988 nach der Kollision bei einer Flugshow 70 Menschen ums Leben kamen.

Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe sprach vom „schwärzesten Tag der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg. Die ganze Stadt ist erschüttert, die Menschen trauern“. Er dankte den eingesetzten Kräften für das professionelle Vorgehen und die große Solidarität auch aus den Nachbarländern. Luxemburg und Frankreich hätten schon nach kurzer Zeit medizinische Unterstützung angeboten.

Wegen der Amokfahrt hat der Innenminister für ganz Rheinland-Pfalz Trauerbeflaggung angeordnet.

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