Blaulicht Attacke im Wittlicher Gefängnis

Wittlich · Gefangener verstopft Klo und verletzt dann vier Vollzugsbeamte mit Schlägen und Tritten.

Es war für mehrere Wittlicher Vollzugsbeamten ein Akt der Gewalt, den sie wahrscheinlich selten erlebt haben. Mittwoch um 19.30 Uhr betraten sie die Zelle eines Häftlings, weil der seine Toilette mit Kleidung und Matratzenschaumstoff verstopft hatte. Als die Beamten das Klo wieder räumen und den Mann in eine neue Zelle verlegen wollten, schlug, trat und biss er zu, schildert Gefängnischef Jörn Patzak, der damit entsprechende Informationen des Trierischen Volksfreunds bestätigt. Die Folge: Der Häftling verletzte vier Beamte, die momentan nicht arbeiten können. Wie schwer es die Mitarbeiter erwischt hat, wollte Patzak auf TV-Anfrage nicht sagen. Er verwies auf den "Schutz der Persönlichkeitsrechte".

Bizarr an dem Fall: Die Anstalt hatte eigentlich alle Hebel in Bewegung gelegt, um Gewaltausbrüche des Häftlings zu vermeiden. Denn der Mann war nur nach Wittlich verlegt worden, weil er schon im Zweibrücker Knast eine Beamtin mit heißem Teewasser übergossen und verbrüht hatte. In Wittlich saß der Gefangene daher in einer besonders gesicherten Zelle, die mit Kamera überwacht war und in der Häftlinge aus Selbstschutz nur Kleidung aus dünnem, leicht reißbaren Material tragen. Wegen der Vorgeschichte des Mannes trugen die Wittlicher Vollzugsbeamten auch eine Schutzausrüstung mit Helmen, als sie die Zelle betraten, sagt Patzak.

Gegen die Angriffe des Häftlings konnten sie aber offenbar nur wenig ausrichten. Erst als mehrere Kräfte zur Unterstützung halfen, habe der Gefangene fixiert und die Lage beruhigt werden können. Verletzte mussten noch in der Nacht im Krankenhaus behandelt werden. Winfried Conrad, Landeschef des Bundes der Strafvollzugsbeamten ist entsetzt. Früher sei es in Gefängnissen schon üblich gewesen, wenn Gefangene mit Urinbeuteln und Suppe um sich geworfen hätten. "Diese brutale Art von Gewalt haben wir in Rheinland-Pfalz aber lange nicht gekannt. Inzwischen scheint sie Alltag zu werden", sagt er. Im Diezer Gefängnis, behauptet Conrad, sei sei ein Beamter jüngst mit einer Essensschale brutal ins Gesicht geschlagen worden und habe dabei Brüche erlitten. Die Gewerkschaft spricht von zwölf Vollzugsbeamten, die in kurzer Zeit in rheinland-pfälzischen Gefängnissen verletzt wurden. Er fordert vom Land, spezielle Kräfte für brutale Gefangene auszubilden.

Auch die Zahlen beweisen mehr Gewalt gegen Knastbeamte. Wo es im Jahr 2016 noch 18 Attacken im Land waren, stiegen sie 2017 auf 42 an. In diesem Jahr war der Wittlicher Fall der 15. Angriff auf Beamte in rheinland-pfälzischen Gefängnissen. Ob der Täter weiter in Wittlich bleibt, ist nach TV-Informationen fraglich.

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