Großeinsatz mit Scharfschützen Nach Schüssen auf Polizisten: SEK stürmt Haus in Saarbrücken – Schütze tot in Wohnung gefunden

Update · Am Freitag sorgte ein Schütze ab 8.15 Uhr in Saarbrücken für einen Großeinsatz. Er hatte am Morgen einen Polizisten angeschossen. Nach sechsstündigem Einsatz entdeckten Beamte den Mann leblos.

In Klarenthal hat ein Mann auf einen Polizisten geschossen und ihn verletzt. Der Tatort ist weiträumig abgeriegelt.

In Klarenthal hat ein Mann auf einen Polizisten geschossen und ihn verletzt. Der Tatort ist weiträumig abgeriegelt.

Foto: BeckerBredel

Bei einem Einsatz der Polizei im Saarbrücker Stadtteil Klarenthal sind am Freitagmorgen, 3. Juni, Schüsse gefallen. Dabei wurde ein Beamter schwer verletzt. Es sollen keine lebensgefährlichen Blessuren sein. Nach SZ-Informationen handelte es sich um einen Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK). Der 67-jährige Schütze, der für den Großeinsatz gesorgt hatte, war nach Sturm des Gebäudes von dem SEK-Kommando tot in seiner Wohnung gefunden worden. Dort hatte er sich über Stunden verschanzt.

Zu dem Einsatz waren Ermittler wegen Amts- und Vollzugshilfe gerufen worden. Dabei sei auf den Kollegen geschossen worden. Darauf sperrte die Polizei den Tatort weiträumig ab. Die Schüsse waren gegen 8 Uhr gefallen.

Die Polizei warnte via Twitter die Anwohner: „Bitte im Bereich Wilhelmstraße/Warndtstraße in den Häusern bleiben und von den Fenstern wegbleiben.“ Der Täter verbarrikadierte sich in seinem Haus und schoss aus dem Fenster.

Wie kam es zu den Schüssen und der Eskalation der Lage?

Bei dem 67-Jährigen handelte es sich um einen Waffenbesitzer. In diesem Zusammenhang sollten die Waffen beschlagnahmt werden. Die Lage eskalierte.

Wie die Polizei mitteilte, hatte es eine Hausdurchsuchung geben sollen. Die war vom Verwaltungsgericht des Saarlandes angeordnet worden. Spezialkräfte der Polizei und Mitarbeiter der Stadt Saarbrücken waren deshalb vor Ort. Der Mann eröffnete das Feuer. Polizeiinformationen, wonach herumfliegende Glassplitter eine weitere Polizistin verletzt hatten, bestätigten sich nicht. Vielmehr erlitten Kollegen des Schwerverletzten durch den Schuss ein Knalltrauma. Der Angeschossene werde im Krankenhaus behandelt. Er soll im Oberkörper getroffen worden sein, als der Mann ohne Vorwarnung durch ein geschlossenes Fenster den Schuss abgab.

Zahlreiche Rettungswagen waren im Einsatz. Auch der Hubschrauber Christoph 16 kreiste über dem Tatort. Im gesamten Umfeld umzingelte die Polizei das Gebäude. Das Haus, in dem sich der Täter aufhielt, liegt an der Ecke Wilhelm-/Warndtstraße. Die Warndtstraße, Hauptverkehrsachse in Klarenthal, war gesperrt.

Auch zwei Stunden nach den Schüssen dauerte der Einsatz an. Jetzt trafen schwer bewaffnete Präzisionsschützen (Scharfschützen) als Einheit des polizeilichen Spezialeinsatzkommandos (SEK) ein. Zusätzliche Polizeiwagen mit Kaiserslauterer und Ludwigshafener Kennzeichen waren laut Augenzeugen hinzugekommen sein. Feuerwehr, Rettungswagen sowie Malteser Hilfsdienst waren vor Ort.

Schütze samt Hund tot in Wohnung gefunden

Der 67-Jährige war bereits mehrfach der Polizei negativ aufgefallen, berichtete Richter Christoph Schmit, Pressesprecher am Verwaltungsgericht in Saarlouis. Demnach wurde ihm der Verstoß gegen das Waffen- sowie Kriegswaffengesetz vorgeworfen. Außerdem soll er früher schon mit Gewalttaten aufgefallen sein und andere bedroht haben.

Die Waffenbehörde der Landeshauptstadt Saarbrücken habe ihm die Waffenbesitzkarte entzogen. Er hatte, wie es im Amtsdeutsch heißt, seine Zuverlässigkeit verloren. Nach SZ-Informationen besaß er Waffen, die dem Kriegswaffenrecht unterliegen. Schmit: „Daraufhin hat er wohl zu erkennen gegeben, seine Waffen nicht abzugeben.“

Diese sollten dem ehemaligen Jäger am Freitagvormittag von Staats wegen abgenommen werden. Eine entsprechende Durchsuchung habe das Verwaltungsgericht am 1. Juni erlassen, um die Waffen zu beschlagnahmen. Auch seinen Hund sollte er abgeben.

Nach SZ-Informationen war es nicht der erste Streit, den der Rechtsanwalt mit der Stadtverwaltung führte. So zoffte er sich bereits um ein Knöllchen, weil er falsch parkte. Die Angelegenheit landete schon vor dem Amtsgericht in St. Ingbert.

Demnach gab er zu, falsch geparkt zu haben. Allerdings bestritt er, dass es sich um den Wagen handelte, den ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes fotografiert hatte. Darum widersprach er dem Bußgeldbescheid. Die Polizei hat bislang keine Erkenntnisse, dass der 67-Jährige der „Reichsbürger“-Szene angehört hat. Gegen 14.12 Uhr erklärte die Polizei die Verhandlungen mit dem Schützen für gescheitert. Die SEK-Beamten stürmten das Gebäude. Nach SZ-Informationen entdeckten die Beamten den 67-Jährigen erschossen in dem Haus. Bislang deutet alles darauf hin, dass er sich das Leben nahm. Neben dem Toten lag dessen Hund, ebenfalls erschossen.

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger dankt Einsatzkräften

Ministerpräsidentin Anke Rehlinger hat den Polizeikräften aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz für ihren Einsatz in Saarbrücken-Klarenthal gedankt: „Das ganze Saarland ist den Einsatzkräften dankbar. Und wir hoffen alle miteinander auf schnelle und vollständige Genesung des im Einsatz verletzten SEK-Beamten. Zudem danken wir herzlich für die kollegiale Hilfe von Kräften aus Rheinland-Pfalz.“ Über die Einsatzlage hat sich Rehlinger von Innenminister Reinhold Jost stets auf dem Laufenden halten lassen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Innenminister Reinhold Jost bestürzt über Ereignisse

„Ich bin fassungslos ob der Brutalität und Hemmungslosigkeit der Vorgehensweise des Täters und ich verurteile diese schreckliche Tat aufs Schärfste, die sicherlich auch bei vielen schlimme Erinnerungen an die Ereignisse Anfang des Jahres in Kusel geweckt hat“, so der Innenminister.

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) dankte den Polizisten für „diesen hochgefährlichen Einsatz“. Es zeige sich mal wieder, dass Polizeibeamte „jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit“ riskierten. Polizei und Justiz würden „alle Hintergründe zu dieser Tat und dem Täter ermitteln und aufklären“.

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