Schwere Unwetter in der Südeifel Tornado rast durch Nusbaum: Dächer fliegen weg, Bäume stürzen um (Fotos/Video))

Update | Nusbaum · Ein Tornado, so beschreiben es Augenzeugen, ist am späten Donnerstagnachmittag über die Südeifel gerast. Er brachte ein heftiges Unwetter mit und hinterließ „ein Schlachtfeld“. Am schlimmsten betroffen ist Nusbaum-Freilingen. Zwei Menschen wurden verletzt. Anwohner berichten, wie sie den Tornado erlebt haben.

Unwetter in der Südeifel
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Unwetter in der Südeifel – Häuser in Nusbaum durch Windhose zerstört

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Foto: FEZ VG Südeifel

Was sich da am Donnerstag in der Eifel abgespielt hat, bezeichnen Augenzeugen auf der einen Seite als filmreif, auf der anderen als beängstigend. Denn die Menschen dort erlebten einen Tornado, begleitet von einem heftigen Unwetter. Es gab enorme Schäden.

„Wir haben mehrere Unwetter-Einsätze“, erklärt Jürgen Larisch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Eifelkreises Bitburg-Prüm, am späten Donnerstagnachmittag. Besonders hart getroffen: Nusbaum-Freilingen. „Es wurden mehrere Häuser beschädigt, überall liegen umgestürzte Bäume. Das sieht hier aus wie auf einem Schlachtfeld“, berichtet Christian Hammes, stellvertretender Wehrleiter der VG Südeifel. Es habe zwei leicht verletzte Personen gegeben, teilte die Einsatzleitung mit.

Schlachtfeld: Zahlreiche Häuser in Nusbaum-Freilingen durch Tornado beschädigt, teils einsturzgefährdet

Dort wurden ersten Erkenntnissen nach etwa 15 Häuser von einer Windhose beschädigt. „Wir haben die Baufachberatung des THW angefordert, um abzuklären, ob die betroffenen Menschen aus den Häusern rausmüssen“, sagt Hammes. Das Technische Hilfswerk stellte auch die Beleuchtung für die Arbeiten sicher. Am Abend waren sieben Feuerwehr-Einheiten vor Ort. Auch Dachdecker-Firmen wurden zurate gezogen. „Es geht darum zu prüfen, wie sich die beschädigten Gebäude notdürftig abdecken und sichern lassen. Wir wissen ja nicht, was womöglich später noch kommt“, sagt Hammes.

An mindestens zwei Häusern wurden die Dächer komplett abgedeckt – es besteht Einsturzgefahr. In Bitburg wurde aufgrund der vielen Einsätze die Technische Einsatzleitung des Eifelkreises besetzt. Hier wurde vom Katastrophenschutzzentrum alles koordiniert. Gegen 20.15 Uhr hatte sich die Lage so weit beruhigt, dass die Koordinierungsstelle aufgelöst werden konnte.

Die Einsatzkräfte vor Ort bleiben jedoch weiterhin im Dienst: Feuerwehr, THW, DRK und Polizei sind am Abend gemeinsam in Freilingen. Die Baufachberater des THW haben bereits einige der beschädigten Häuser besichtigt – dabei ist auch eine Drohne im Einsatz. Regionale Dachdeckerbetriebe sind bereits im Einsatz, die kaputten Dächer zu sichern. Das Technische Hilfswerk stellt die Beleuchtung für die Arbeiten der Dachdecker sicher und der Landesbetrieb Mobilität (LBM) kontrolliert die Fahrbahnzustände und stellt Straßen frei.

Ortsnah wurde im Bürgerhaus von Nusbaum eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Hier kamen das THW, weitere Feuerwehren und vor allem die Dachdecker zusammen.

Schwere Gewitter: Mehrere Orte in der Eifel vom Windhose getroffen

Kurz vor 18 Uhr gab Larisch die erste, vorsichtige Entwarnung für die Südeifel: „So, wie sich uns die Lage aktuell darstellt, gab es einige wenige punktuelle Ereignisse, keine große flächendeckende Schadenslage.“ Zu diesen punktuellen Ereignissen gehören an erster Stelle die beiden kleinen Orte Mülbach im Bitburger Land und Nusbaum in der Verbandsgemeinde Südeifel, die von der Windhose getroffen wurden. In Mülbach hat es vor allem Bäume umgehauen, die quer über der Straße lagen.

„Die liegen in einer Schneise, da ging wohl in einem Zug was durch“, erklärte Larisch. Er, wie auch THW und DRK stehen bereit, sollte es zu weiteren Einsätzen kommen und sich die Schadenslage ausbreiten. Mit Stand 19.30 Uhr gibt es zwei leicht verletzte Personen.

Tornado in Nusbaum: So haben Anwohner das Unwetter erlebt

Auch mit Einbruch der Dunkelheit gehen die Aufräumarbeiten in der Südeifel weiter. Viele Straßen waren wegen der umgestürzten Bäume nicht mehr passierbar. Derweil ist Nusbaum-Freilingen für den Verkehr komplett gesperrt worden.

Augenzeugen berichten von dem Tornado. „Ich war mit meiner Tochter im Auto unterwegs nach Hause, als es auf einmal ganz stürmisch wurde. Man hat fast nichts mehr gesehen. Und plötzlich sah ich einen Rüssel vom Himmel bis auf den Boden, er war gewaltig!“, sagt Sandra Thielen. „Ich hatte eine solche Angst. Links und rechts sind die Bäume umgestürzt. Dachteile und Gegenstände flogen durch die Luft. Es war richtig ein Tornado. Sowas habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen.

Ich hatte mit dem Auto angehalten und gehofft, dass er an uns vorbeizieht, was er dann auch tat. Das Ganze hatte etwa drei Minuten gedauert und dann war er schon weitergezogen. Aber mein Weg war komplett versperrt mit umgestürzten Bäumen. Sowas habe ich noch nie erlebt.

Auch Luis Kirsch berichtet: „Ich war zu Hause in meinem Zimmer, als immer mehr Freunde mich anschrieben, guck mal raus: Da ist ein Sturm. Dann habe ich mein Handy geholt und habe angefangen zu filmen. Auf einmal ist das Dach vom Nachbarn weggeflogen und ein richtiger Tornado ist am Haus vorbeigezogen. Es wurde ohrenbetäubend laut und dann bin ich schnell runter zur Mama gelaufen.“

Weitere Einsätze in der Eifel: Hochwasser und Erdrutsch

Zu einem Dutzend Einsätze sind auch die Feuerwehren im Bitburger Land wegen des Unwetters ausgerückt. In Hüttingen/Lahr ist ein Bach über das Ufer getreten, zudem gab es einen kleinen Erdrutsch. In Echtershausen soll es zu einem kleineren Hangrutsch gekommen sein. „Wir haben hier vor allem eine Reihe umgestürzter Bäume, die teils Straßen versperrt, teils Leitungen beschädigt haben“, sagt Wehrleiter Klaus-Peter Dimmer.

Die Einsätze koordinierte sein Stellvertreter Lutz Kivel. Betroffen seien vor allem die Orte Mülbach, Brecht, Echtershausen, Halsdorf, Baustert und Stockem. „Wir gehen aber davon aus, dass wir in einer guten Stunde alle Schäden soweit beseitigt haben“, sagt Dimmer am frühen Abend. Zu abgedeckten Dächern wie in Nusbaum sei es bis jetzt im Bitburger Land nicht gekommen. Verletzte gibt es hier keine.

Ein weiterer Schwerpunkt des Einsatzes sei die Ortsgemeinde Hüttingen-Lahr gewesen. „Dort soll es einen Erdrutsch gegeben haben. Außerdem sind sehr viele Keller vollgelaufen und Bäume umgestürzt“, teilte der Sprecher mit. Feuerwehr, THW und Rotes Kreuz seien im Einsatz.

Unwetter in der Eifel: Wetterlage entspannt sich am Abend

Der Deutsche Wetterdienst kündigte am frühen Abend weitere Gewitter für den Eifelkreis an. Feuerwehr und Polizei sagten am Freitagmorgen, die Nacht sei ruhig geblieben. Sie meldeten keine weiteren Vorfälle oder Unwetterschäden.

Kurz nach 20 Uhr hieß es von der Einsatzleitung in der Eifel, die Lage habe sich beruhigt. Die Koordinierungsstelle des Katastrophenschutzes in Bitburg werde aufgelöst, aber die Kräfte vor Ort seien noch im Einsatz. Die Einsatzschwerpunkte sind Nusbaum-Freilingen und Hüttingen-Lahr.

Die Technische Einsatzleitung des Eifelkreises bittet Personen, die nicht ins Einsatzgeschehen involviert sind, sich von der Ortslage fernzuhalten.