Wolfram Leibe: "Ja, ich kann OB"

Trier · Eine gleich zweifache Überraschung: Statt wie allseits erwartet eine Frau bietet die SPD für OB-Wahl 2014 mit Wolfram Leibe einen Kandidaten auf, den niemand auf der Rechnung hatte, der aber über Parteigrenzen hinweg große Anerkennung genießt. Und Amtsinhaber Klaus Jensen war an der Auswahl offenbar beteiligt.

 Wolfram Leibe hat spontan "Ja" gesagt.

Wolfram Leibe hat spontan "Ja" gesagt.

Foto: Friedemann Vetter

Der Ort ist mit Bedacht gewählt: In der Steipe, dem historischen Repräsentations- und Empfangshaus der Trierer Bürgerschaft am Hauptmarkt, präsentiert SPD-Chef Sven Teuber (31) den Überraschungskandidaten: "Das soll unsere Ambitionen unterstreichen: Wir wollen Wolfram Leibe als Oberbürgermeister. Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort."
Apropos Zeit: Als Amtsinhaber Klaus Jensen (61) am Montag in einer eilends einberufenen Pressekonferenz im Rathaus seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur erklärt hat, wusste er trotz ausweichender Äußerungen längst, wie sich seine Mitgenossen die Nachfolge ausmalen. Ja, Jensen sei aktiv an der Kandidatenfindung beteiligt gewesen, heißt es. Anfang Oktober seien Nägel mit Köpfen gemacht worden: "Sven Teuber hat mich im Auftrag des Parteivorstands angerufen und gefragt, ob ich OB-Kandidat werden wolle. Ich habe spontan ja gesagt", berichtet der erst im September der SPD Trier-Kürenz beigetretene Leibe.Spontane Zusage


Nun sieht sich der in Grißheim/Baden-Württemberg geborene Volljurist, der seit 1992 in Diensten der Arbeitsverwaltung steht, in einer "ungewohnten Bewerbungssituation". Keine leisen Selbstzweifel an seiner Qualifikation? "Absolut keine", versichert Leibe. "Trotz der spontanen Zusage habe ich mich natürlich in aller Ruhe noch einmal hinterfragt und bin zum Ergebnis gekommen: Ich kann eine Verwaltung samt Personal und Haushalt managen und Trier und seine Bürger repräsentieren. Ja, ich kann Oberbürgermeister." Und er habe große Lust auf den OB-Posten der Stadt, die ihm längst Heimat geworden sei.
2008 hatte er die Leitung der Trierer Agentur für Arbeit übernommen und trotz Beförderung an die Spitze der baden-württembergischen Direktion der Bundesanstalt für Arbeit (BA) Anfang 2013 den Erstwohnsitz Trier beibehalten. Seither pendelt er zwischen dem Arbeitsplatz in Stuttgart und dem Domizil der Familie - Gattin Andrea Sand (48) ist Anglistik-Professorin, die 14-jährige Tochter Gymnasiastin - auf dem Petrisberg.
Vom BA-Geschäftsführerposten will sich Wolfram Leibe nicht beurlauben lassen, sondern einen vorwiegend auf Wochenenden konzentrierten Wahlkampf betreiben. Der für 2014 geplante private zweimonatige USA-Aufenthalt werde aber ausfallen: "Ich will in dieser Zeit in Trier sein." Dass die SPD-Basis ihn auf einem Sonderparteitag Anfang 2014 offiziell nominieren wird, gilt als Formsache: Die Vorabkür am Montagabend durch 60 Mitglieder von Parteivorstand und -ausschuss erfolgte einstimmig, berichtet Teuber.
Über CDU-Kandidatin Hiltrud Zock (51, parteilos) sagt Leibe: "Sie ist eine absolut kreative Frau. Ich bin ebenfalls kreativ. Für die Wähler besteht der Reiz darin, dass Hiltrud Zock und ich für unterschiedliche Ansätze und Aspekte stehen."

Kommentar: Die zweite Überraschung

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