Blood Orange

Was Kendrick Lamar für das vergangene Jahr war, ist Dev Hynes alias Blood Orange für dieses. „Freetown Sound“ ist mehr als nur ein Album.

Die Kritiker sind sich einig: Was Dev Hynes auf "Freetown Sound" versammelt hat, ruft unweigerlich Erinnerungen an die ganz großen Alben der vergangenen 20 Jahre hervor. "Black Messiah" von D‘Angelo wird da ebenso genannt wie Kamasi Washingtons "The Epic" und Kendrick Lamars "To Pimp A Butterfly". Es ist ein durch und durch schwarzes Album. Nicht nur musikalisch, auch gesellschaftspolitisch. Wie Lamar stellt der Brite Hynes seine Lebenswirklichkeit, die Lebenswirklichkeit so vieler Schwarzer, ganz deutlich in den Fokus dieses Albums. Und begibt sich auf die Spurensuche seiner musikalischen Ich-Werdung: Der ehemalige Punk-Sänger bringt Hip-Hop auf den Tisch, Funk, Soul, ganz viel Pop. Alles versetzt mit Spoken-Word-Poetry, Erinnerungen an Trayvon Martin, den unbewaffneten schwarzen Teenager, der vor einigen Jahren von einem weißen Rassisten erschossen wurde, und und und. "Black Can Get You Over, Black Can Sit You Down" - so offensiv geht Hynes mit dem Nein-es-ist-immer-noch-nicht-okay-Thema um. In starken Songs, in umwerfenden Songs. In fantastischen Stücken, die ihn als einen der besten Pop-Artists unserer Zeit etablieren. Zartes Säuseln, Saxophonklänge, cremige Beats, Funk zwischen Prince und Jackson, mit Gästen wie Blondie und Nelly Furtado. Und wieso Freetown? Die Hauptstadt Sierra Leones ist die Heimat von Hynes‘ Vater. Dieses Album trägt ein Erbe in sich. Gewaltig, geschichtsbewusst.

ANSPIELTIPPS
"Hands Up", "Juicy 1-4", "E.V.P." und "Best To You"

FAZIT
Heißer Anwärter für das Album des Jahres 2016.

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