Bombenentschärfung: "Es gibt keine Alternative zu Freitag"

Trier · Am Freitag entschärft der Kampfmittelräumdienst in der Innenstadt eine 250-Kilogramm-Bombe. Weil das Gebiet dazu großräumig evakuiert werden muss, stößt der Termin bei den Gastronomen auf wenig Freude. Die Stadt nennt nun weitere Gründe, die diesen Zeitpunkt ihrer Meinung nach rechtfertigen.

Bombenentschärfung: "Es gibt keine Alternative zu Freitag"
Foto: Philipp Ludwig

"Ich denke, das ist nicht das erste Mal, dass die Einsatzkräfte so etwas machen. Zudem ist das Gebiet extrem weiträumig abgesperrt. Meiner Meinung nach wurden die Anwohner ausreichend über den Einsatz und die Dauer der Evakuierung informiert", sagt Anwohner Denis, der seine Wohnung wegen der Entschärfung vorübergehend verlassen muss. Das Gleiche gilt für etwa 6.000 Bürger.

In der Nähe der Neustraße und Pfützenstraße wurde am Dienstag eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg bei Bauarbeiten entdeckt. Diese soll nun am Freitagabend, dem 01.07., entschärft werden. Dazu muss ein Gebiet in der Innenstadt weiträumig evakuiert werden, was vor allem die Gastronomen in diesem Bereich schwer trifft. Das Gebiet erstreckt sich von der Karl-Marx-Straße bis westlich zur Glockenstraße und südlich bis zum Rheinischen Landesmuseum. Also fast die komplette Innenstadt.

"Meiner Meinung nach ist es unverantwortlich, die Bombenentschärfung an einem Freitagabend durchzuführen, da die Gastronomie in der Trierer Innenstadt am Wochenende den stärksten Umsatz zu verbuchen hat, auch und gerade mit Stammgästen. Wenn man an die Gastronomen gedacht hätte, hätte man es an einem Abend unter der Woche oder an einem Sonntagvormittag gemacht. Wir waren fast ausgebucht und müssen nun nachmittags schließen", sagt ein Gastronom, der namentlich nicht genannt werden möchte. Vor allem für die Restaurants bedeutet dieser Abend eine erhebliche Umsatzeinbuße. Schätzungen gehen von mehreren 10.000 Euro aus.

Public Viewing am Samstag sei ausschlaggebend

Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt Trier, könne die Kritik der Gastronomen aus deren Sicht verstehen, die Entscheidung sei allerdings alternativlos gewesen: "Wir kamen bisher dreimal mit dem Krisenstab zusammen und haben diese Entscheidung einvernehmlich getroffen. Ein wichtiger Aspekt war das Public Viewing am Samstag beim Spiel Deutschland gegen Italien. Polizeipräsident Lothar Schömann hat nochmals bekräftigt, dass er seine Kräfte für keinen anderen Termin hätte bereitstellen können, da am Samstag wegen des Public Viewings alle Einsatzkräfte der Polizei bis spät in die Nacht im Einsatz sind, zur Sicherung der Veranstaltung sowie der Bahnhöfe - und das nicht nur in Trier, sondern der gesamten Region." Deswegen sei ein Termin am Sonntag, der auch diskutiert wurde, nicht möglich gewesen. "Ohne Polizei wäre die Sache nicht zu machen", sagt Ralf Frühauf.

Ein weiterer Grund für die Entschärfung am Freitag sei die Koordination der freiwilligen 300 Helfer gewesen. "Für den nun geplanten Termin konnten wir unsere Helfer am besten organisieren." Seit feststeht, dass es zur Entschärfung kommt, laufen die Maßnahmen für die Evakuierung. Unter anderem befindet sich das Seniorenheim "Residenz am Zuckerberg" in der betroffenen Zone. Dort gibt es laut Frühauf 16 Patienten, die liegend transportiert werden müssen, sowie 60 Rollstuhlfahrer. "Die liegenden Patienten bringen wir in Krankenhäusern unter, die 60 Rollstuhlfahrer im Kloster St. Elisabeth. Zusätzlich gibt es noch 100 mobile Bewohner, die im Reha-Zentrum St. Irminen untergebracht werden. Das ist mit den entsprechenden Institutionen abgesprochen", betont Frühauf.

Hinzu kämen bislang 25 Anfragen aus der Bevölkerung, die über das Bürgertelefon (0651/7181817) um Hilfe bei der Evakuierung gebeten haben. "Hier müssen wir Krankentransporte usw. bereitstellen - unter anderem auch für das Hospiz in der Ostallee, aus dem ein bis drei Leute evakuiert werden müssen", sagt Frühauf. "Im Hospiz gibt es bis zur Entschärfung einen Aufnahmestopp, was auch ein Grund für den Termin am Freitag ist. Aus unserer Sicht verlaufen die Maßnahmen bisher sehr gut." Die Evakuierung soll bis 20 Uhr abgeschlossen sein, mit der Entschärfung soll danach um 21 Uhr begonnen werden. Wie lange diese dauert, hängt von der Bombe ab.

Obwohl der Kampfmittelräumdienst davon ausgeht, dass die Entschärfung "nicht sehr kompliziert werden wird", ist die Gefahr nicht zu unterschätzen. Dass die Evakuierungsmaßnahmen berechtigt sind und was bei einer Detonation einer solchen Bombe geschehen kann, zeigt ein Beispiel aus München. Dort sollte 2012 ebenfalls eine Fliegerbombe unschädlich gemacht werden, doch diese musste gesprengt werden. Wie die Innenstadt danach aussah, zeigt dieses Video:

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