BREITENSPORT: Orden so beliebt wie nie

TRIER/BITBURG/WITTLICH. Seit 1912 gibt es das Deutsche Sportabzeichen. Die älteste deutsche Sportauszeichnung hat immer noch nichts von ihrer Attraktivität verloren. Der Sportbund Rheinland verzeichnete 2005 erstmals mehr als 24 000 erfolgreiche Prüfungen.

 Viele Geehrte: In Trier wurden Sportabzeichen-Absolventen aus dem Sportbund Rheinland ausgezeichnet. Foto: Hans Krämer

Viele Geehrte: In Trier wurden Sportabzeichen-Absolventen aus dem Sportbund Rheinland ausgezeichnet. Foto: Hans Krämer

"Der Zulauf ist enorm", freut sich Mara Kozulovic über genau 24 101 vergebene Sportabzeichen im vergangen Jahr. "Die Leute wollen was tun, und das Deutsche Sportabzeichen ist bei den meisten Krankenkassen im Bonusprogramm", erklärt die beim Sportbund Rheinland (SBR) für die Breitensportauszeichnung zuständige Mitarbeiterin. Wer das Sportabzeichen macht, wird also oft zusätzlich von seiner Krankenkasse belohnt. Ihren Anteil am Boom der vergangenen Jahre haben laut Kozulovic aber auch die mit dem Sportabzeichen verknüpften Wettbewerbe für Vereine, Schulen, Familien und auch für Mannschaften. Seit 1999 bewegt sich die Zahl der vergebenen Auszeichnungen in Westerwald, Eifel und Hunsrück sowie an Mosel und Rhein bei mehr als 20 000. "Wir schalten keine spezielle Werbung", erklärt Kozulovic. Die beste Reklame seien die Sportabzeichenprüfer und die Kreisbeauftragten vor Ort. So wie im Kreis Daun, in dem seit Jahren, gemessen an der Bevölkerungszahl, die meisten Sportabzeichen vergeben werden. "Klaus Kiefert geht mit gutem Beispiel voran", lobt Kozulovic den dortigen Kreisbeauftragten, der kürzlich seine 50. Sportabzeichenprüfung ablegte. "Seit 42 Jahren stehe ich jede Woche zwei bis drei Mal auf dem Sportplatz oder im Hallenbad. Mir tut der Sport gut, und ich versuche das weiter zu vermitteln", berichtet Kiefert. Die Spitzenstellung seines Verantwortungsbereichs verdankt Kiefert nicht zuletzt den Schulen. Schüler (bis zwölf Jahre) stellen im Bereich des SBR die größte Altersgruppe (48,4 Prozent) vor Erwachsenen (ab 18 Jahre, 31,3 Prozent) und Jugendlichen (13 bis 17 Jahre). Wie im Durchschnitt wird auch im Kreis Daun die Hälfte der Sportabzeichen an Schulen abgelegt. "Wir erreichen viele Kinder auf einen Schlag", erklärt Christoph Jakobi von der Grundschule Bitburg-Süd, die 2005 erstmals wieder in der SBR-Statistik auftaucht, das Phänomen. Prüfung recht leicht zu organisieren

Die Sportabzeichen-Prüfung lasse sich zudem vergleichsweise leicht organisieren: "Wir haben das Sportabzeichen im Rahmen unseres regulären Sportfests abgenommen. Da waren Leute vom TV Bitburg da, die die Zeiten kontrolliert haben." Anschließend sei man noch Schwimmen gegangen, berichtet der Konrektor. Ähnlich ging man bei der Grundschule Bitburg-Süd vor, die zum ersten Mal dabei war. "Ich mache selber das Sportabzeichen, und da habe ich mir gedacht, machen wir das doch auch mal an der Schule", berichtet Sportlehrer Thomas Barkhausen, der kein Problem hatte, die Kinder zu motivieren. Schulen (Steigerungsrate um zwei Drittel) trugen überproportional dazu bei, dass der Kreis Bitburg-Prüm beim Sportabzeichen Spitzenreiter bei den Zuwachsraten (plus 33,7 Prozent) ist. Im Bereich des ehemaligen Regierungsbezirks Trier stagnierten nur im Kreis Bernkastel-Wittlich die Zahlen auf hohem Niveau (minus 0,5 Prozent). "Früher kamen Kinder und Jugendliche zu den Vereinen. Das hat sich an die Schulen verlagert", sagt der Sportabzeichen-Kreisbeauftragte Dietmar Endruweit. Mit Schulen kooperiert daher auch die Turngesellschaft (TG) Trier 1880, die im Vereinswettbewerb regelmäßig vordere Plätze belegt. Matthias Kapp macht auf noch eine andere Besonderheit aufmerksam: "Das Sportabzeichen ist die einzige Sportauszeichnung, die unter den Ehrenkodex fällt. Man darf es nur tragen, wenn man auch die Urkunde besitzt", erklärt der Leiter des TG-Sportabzeichentreffs das Kuriosum, dass die höchste Breitensport-Auszeichnung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1957 als Orden gilt.

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