In der Pubertät lösen sich die Kinder von ihrer Mutter - da machen sie auch für die Leichtathletik als "Mutter aller Sportarten" keine Ausnahme. So bietet sich in fast jedem Verein das gleiche Bild: Im Schüleralter sind die Trainingsgruppen voll, im Jugend-Alter nimmt das Interesse an der Leichtathletik ab, und bei den Erwachsenen sind fast nur mehr Leistungssportler im Verein aktiv. Dass der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) dennoch eine stetig steigende Mitgliederentwicklung verkündet, klingt da paradox: Zum ersten Mal sind in Deutschland mehr als 900 000 Bürger als eingetragene Mitglieder in einem der 7800 Leichtathletik-Vereine registriert. Wo kommen sie her? Und wie kommt es, dass es in Rheinland-Pfalz heute mit 459 Vereinen 27 Klubs mehr gibt als im vergangenen Jahr? "Die starke Zunahme haben wir in hohem Maße unseren Aktionen im Nordic-Walking-Bereich zu verdanken", stellt Willi Maurer, geschäftsführender Präsident des LV Rheinland fest. So sind es vor allem die "breitensportlich orientierten Senioren", die für wachsende Mitgliederzahlen im DLV sorgen. "Laufen, Joggen und Walken. Seit der DLV vermehrt den Breitensport fördert, sind in Rheinland-Pfalz fast 10 000 Menschen in die Vereine geströmt", bestätigt Hans-Theo Nieder, Kreiswart für die Region Bitburg-Prüm, die Zahlen. Die Hälfte aller Vereinsmitglieder sei zwischen 30 und 80 Jahren alt. Vor allem die Frauen fühlten sich von der Breitensportbewegung angesprochen. "Wenn vor 15 Jahren nur vier bis fünf Frauen an einem Crosslauf teilnahmen, sind es heute um die 40", sagt Johannes Frings, Kreiswart für den Bezirk Daun. Auch sein Kollege Günter Heidle, zuständig für den Bezirk Trier-Saarburg, hat den Breitensport-Boom bemerkt: "Den größten Zuspruch haben wir zwar im Schülerbereich. Da könnten wir noch mehr Athleten annehmen, wenn wir mehr Mitarbeiter hätten. Aber danach kommt direkt der Mitgliedszuwachs im Seniorenbereich. Vorrangig werden Gruppen zur Vorbereitung auf Volksläufe und Walking-Gruppen besucht." Warum es gerade Senioren verstärkt in die Vereine zieht, liegt für Toni Freiburger (LV Rheinland) auf der Hand: "Mit etwa 45 Jahren fangen viele Menschen wieder an, Sport zu treiben. Da kommen die ersten gesundheitlichen Probleme auf. Viele überlegen sich, was sie machen könnten und kommen zu dem Schluss, dass Laufen am einfachsten ist. Und weil Sport im Verein immer noch am schönsten ist, und die Breitensportangebote auch durch extra ausgebildete Übungsleiter immer besser werden, wachsen die Mitgliederzahlen immer weiter."