Christenfreund oder Machtmensch?

Wer war Kaiser Konstantin wirklich?

TRIER. "Kaiser Konstantin ist der größte Trierer - als historische Persönlichkeit mit dem größten politischen und damit verbunden auch größten geistigen Einfluss." Das sagt Konstantins Pate Dr. Lothar Schwinden, der am Rheinischen Landesmuseum gerade die große Konstantin-Ausstellung 2007 vorbereitet.Konstantin der Große - durch seinen Beinamen scheint er prädestiniert, der "größte Trierer" zu werden. In der Zeit seines Regierens vor 1700 Jahren war Trier, die "Augusta Treverorum" ein Zentrum des römischen Imperiums. An einem der damals wichtigsten Verkehrswege, der Rhein-Donau-Straße, gelegen, hatte Trier im vierten Jahrhundert großen Einfluss - von Schottland bis Marokko. "Trier war eine der Top-Städte der römischen Welt", sagt der Historiker Lothar Schwinden.Ein angenehmer Mann war Konstantin dabei sicher nicht. Als "machthungrig" und "über Leichen gehend" beschreiben ihn manche Quellen, obwohl der einflussreiche Kaiser ansonsten in der Geschichtsschreibung eher "gut wegkommt". Ist er doch derjenige, der als Begründer des christlichen Abendlandes angesehen wird, weil er die Christenverfolgung eindämmte - auch, wenn seine Beweggründe in der Wissenschaft diskutiert werden. "Sicher hat er sich das Christentum in politischer Hinsicht zu Nutze gemacht", sagt Lothar Schwinden. "Ich denke, der wahre Konstantin ist irgendwo in der Mitte zu finden zwischen absoluter Gottgläubigkeit und skrupellosem Machtbestreben", ergänzt der Historiker.Dass Konstantin seinen Zugang zum christlichen Glauben über seine Mutter Helena (die April-Kandidatin bei "Wählt den größten Trierer") bekam, ist in der Forschung wiederum relativ unumstritten. Helena hatte auf Konstantin, wie auch schon auf seinen Vater Constantius Chlorus, einen großen Einfluss. Die einfache Schank- und Stallwirtin und spätere Kaiserin brachte Konstantin am 27. Februar des Jahres 272 oder 273 in Naissus (heute Nisch in Serbien) zur Welt - als uneheliches Kind; Helena und Constantius hatten nicht geheiratet, sondern hatten ein eheähnliches Verhältnis. Während der Vater seine militärische und politische Laufbahn weiter verfolgte, blieb Konstantin bei der Mutter und kam dann an den kaiserlichen Hof Diokletians, des damals ranghöchsten Kaisers.Konstantins Vater übernahm die Macht in Trier im Jahr 293 und starb im Jahr 305. Konstantin selbst regierte ab dem 25. Juli 306 in Trier und holte auch seine Mutter Helena zu sich. Im Laufe seiner Herrschaft kam es immer wieder zu Intrigen. Auch Morde gab es in der Familie - um die Machtverhältnisse innerhalb der damaligen Tetrarchie ("Herrschaft der Vier") zu regeln. In der Familie waren mehrere "Kaiserposten" zu verteilen, nämlich die höheren "Augustus"- und die niedrigeren "Caesar"-Titel.Auch Konstantins Frau Fausta kam unter mysteriösen Umständen ums Leben. Die Tochter des Kaisers Maximian hatte Konstantin geheiratet, nachdem er mit einer anderen Frau, Minervina, ein ähnliches Verhältnis gehabt hatte wie sein Vater mit Helena, aus dem Konstantins Sohn Crispus stammte. Die Heirat mit Fausta im Jahr 307 aus dynastischen Gründen fand, nach neuesten Forschungen, wohl am 25. Dezember statt, der als "Tag des Sonnengottes" galt. Generell blieben heidnische Bräuche wie vor allem der Sonnengott-Kult in Konstantins Leben präsent, trotz des Einflusses des Christentums. Mit dem heutigen Weihnachtstag hat dieses Heiratsdatum nichts zu tun.Ein zentraler Punkt für Konstantins Glauben ist die Schlacht an der Milivischen Brücke vor der Stadt Rom im Jahr 312, wo der Kaiser zum einen die Macht für Italien ergriff. Zum anderen wird dieser Zeitpunkt gleichgesetzt mit der "Geburtsstunde des Christentums", da Konstantin der Legende nach an der Brücke das Kreuz als Vision sah - "in hoc signo vinces", "In diesem Zeichen wirst Du siegen!", versicherte die Vision, und Konstantin ließ sich den Ausspruch auf die Feldfahnen schreiben und siegte.Ab 316 verlagerte Konstantin aus Gründen der Machtexpansion seinen Regierungssitz weg von Trier nach Byzanz, das er zu "Konstantinopel" machte. Im Jahr 330 wurde Konstantinopel offiziell eingeweiht. Erst kurz vor seinem Tod im Jahr 337 ließ sich Konstantin der Große taufen.Für Trier zentral war der Bau der Basilika etwa 310 - ein beeindruckender Repräsentationsbau, der als Teil der großen Palastanlage die große weltliche Macht Konstantins widerspiegelte und noch heute das Stadtbild Triers prägt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort