Den Anfang versüßen

Vorfreude auf die Schultüte, Neugier auf die Mitschüler, Stolz, wenn das erste Klassenfoto geschossen wird - vielleicht aber auch Angst, ohne Mama unter fremden Menschen zu sein: Am ersten Schultag kommt viel auf Kinder zu.

Eltern können ihn ihrem Nachwuchs versüßen. Gerade Kinder sollen sich gesund ernähren, keine Frage. Aber am Tag der Einschulung konsequent nur Äpfel und Reiswaffeln in die Schultüte zu packen, würde bei den Kleinen nicht gut ankommen - zu Recht. Schließlich ist der erste Schultag etwas Besonderes, der Schritt in das Leben der "Großen". Das sollte gebührend gefeiert werden, und zwar auch mit dem, was Kinder nun mal allem Wissen über Karies und Kalorien zum Trotz am liebsten essen: Süßigkeiten. Die dürfen in der Tüte ebenso wenig fehlen wie kleine Garantien für strahlende Augen. Worauf die Wahl fällt, ist individuell, vom Buch über Schmusekissen, Teddy, Stifte oder die erste eigene Geldbörse bis hin zu einem Spiel ist alles denkbar. Wenn die Schultüte Dinge enthält, die Kinder glücklich machen, hat das auch einen psychologischen Effekt: Das Erste, was die Neuschüler mit Schule verbinden, ist ihre Tüte - und damit etwas Positives. Die Vorfreude auf den Inhalt kann sogar dabei helfen, Angst und Nervosität ein bisschen einzudämmen. Denn natürlich ist die Einschulung auch Zitterpartie für Kind und Eltern. Die Kleinen müssen sich an eine neue Umgebung, neue Menschen und eine neue Situation fernab vom ungezwungenen Toben und Spielen einstellen. Derweil fragen Eltern sich: Kommt mein Kind zurecht, findet es Anschluss, wird es den Anforderungen gerecht, wird es gut betreut? Wichtig ist, dass Eltern ihre Sprösslinge möglichst nicht merken lassen, wenn sie sich Sorgen machen. Denn Kinder haben ein exzellentes Gespür für Stimmungen - und die können schnell abfärben. Psychologen wissen, dass Kinder oft vor den gleichen Dingen Angst haben wie ihre Eltern, weil deren Angst ihnen Gefahr suggeriert. Schlägt die - durchaus normale - Nervosität vor der Einschulung in Angst um, sollten Eltern diese weder ignorieren, noch dramatisieren, noch mit logischen Argumenten herunterspielen. Im ruhigen Gespräch können Mutter oder Vater konkrete Befürchtungen des Kindes erörtern und diese im ersten Schritt einfach akzeptieren. Im zweiten Schritt versucht der Erwachsene, sich in das Kind hineinzuversetzen, die Ängste nachzuvollziehen und dann gemeinsam mit dem Kind nach vergleichbaren Erlebnissen und Lösungen zu suchen. Weint der kleine Junge beispielsweise, weil er sich nicht vorstellen kann, allein mit der fremden Situation fertig zu werden, könnte die Mutter ihm sagen, dass sie versteht, dass er sich unwohl fühlt, weil er nicht weiß, was auf ihn zukommt. Gemeinsam könnten sie in Erinnerungen kramen und nachvollziehen, dass es ihm am ersten Tag im Kindergarten genauso ging, er dann aber schnell gute Freunde und Spaß an dem Alltag dort gefunden hat. Dem Mädchen, das sich davor fürchtet, ganz alleine in der Ecke zu stehen und keine Freunde zu finden, könnte der Vater anbieten, mit ihr spielerisch das "Anquatschen" zu üben, etwa, indem die Kleine dem Papa ihr Lieblingsstofftier "vorstellt" oder ihn nach dessen Lieblingsessen fragt. Maria Pakura

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