Der Jüngste hat's geschafft: Dreßen Abfahrts-Dritter

Beaver Creek (dpa) · Feiern in Denver, Heimflug, Jetlag los werden, weiter machen in Gröden: Thomas Dreßen hat für die Tage bis Weihnachten einen klaren Plan. Das erste Podestresultat seiner Karriere hat nicht nur für den 24-Jährigen Abfahrer eine enorme Bedeutung.

Von seinem Trainer bekam Skirennfahrer Thomas Dreßen nach dem sensationellen dritten Platz in der Abfahrt und dem besten Ergebnis seiner noch jungen Weltcup-Karriere einen klaren Auftrag.

„Die Jungs sollen jetzt ein bisschen feiern, dann zu Hause den Jetlag bekämpfen und dann gehts mit Vollgas nach Gröden“, sagte Mathias Berthold der Deutschen Presse-Agentur. Das Ziel Olympia-Medaille in einem Speedrennen, für das der Österreicher beim Amtsantritt im Sommer 2014 noch belächelt wurde - es scheint so erreichbar wie noch nie seit dem Super-G-Gold von Markus Wasmeier 1994.

Vor den Weltcup-Rennen auf der Saslong in Südtirol eine Woche vor Weihnachten hofft Berthold, dass der Spitzenplatz des 24-Jährigen in Beaver Creek eine Initialzündung war. „Ich denke, das gibt der ganzen Mannschaft einen Schub. Weil es zeigt, was möglich ist“, sagte er.

Viel früher als erwartet - von Trainern, Experten, Teamkollegen und nicht zuletzt von ihm selbst - gelang Dreßen auf der WM-Strecke von 2015 am Samstag das erste Podestresultat seiner Karriere. „Das Ziel ist es immer, sonst würde ich lügen. Aber dass es heute schon klappt, damit hätte ich nicht gerechnet. Das ist ja nicht die einfachste Abfahrt“, sagte er vor der Heimreise aus den USA.

„Vor fünf Jahren habe ich noch davon geträumt, dass ich überhaupt mitfahren darf“, erzählte Dreßen bei strahlendem Sonnenschein in den Rocky Mountains. „Und jetzt stehe ich mit denen auf einem Podium.“ Bei der Siegerehrung bekam er ebenso einen Handschlag von Ex-Fahrer Daron Rahlves und ein gerahmtes Adler-Bild vom Maskottchen der Raubvogelpiste wie Sieger Aksel Lund Svindal aus Norwegen und Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz auf Rang zwei. „Das sind welche von den Größten, die es im Skisport gibt. Wenn man mit denen auf dem Podium stehen darf, das ist Wahnsinn“, sagte Dreßen.

Besser als der Sportler vom SC Mittenwald war in Max Rauffer ein Deutscher in einer Weltcup-Abfahrt zuletzt im Dezember 2004. Weil Andreas Sander mit Rang sieben ebenfalls ein Top-10-Resultat gelang, lieferten die Speedfahrer des Deutschen Skiverbands bei der letzten Station in Nordamerika zudem das beste Teamergebnis seit 1992 ab.

„Das ist schon eine lange Zeit im Vergleich zu vielen anderen Nationen“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier, der sich wenig später auch noch über den zweiten Platz von Viktoria Rebensburg und die erfüllte Olympia-Norm von Kira Weidle in Lake Louise freuen durfte. „Das ist ein Traum. Wir haben heute das fünfte Podium gefahren, wir haben drei Siege. Gestartet sind wir sehr gut.“

Pünktlich zum Olympia-Winter scheint sich die Arbeit der vergangenen Jahre auszuzahlen. In Dreßen, Sander und Josef Ferstl haben drei Speedfahrer die nationale Qualifikationsnorm für Pyeongchang bereits erfüllt - vier Jahre, nachdem in Sotschi kein einziger deutscher Abfahrer am Start stand.

Speziell der Jüngste des Trios hat noch enormes Potenzial. Das erkennen auch die Teamkollegen an. „Da muss man ein ganz großes Kompliment machen, dass er in dem Alter in den letzten Jahren so einen verdammten Sprung gemacht hat und jetzt endlich das erste Podest für das Team eingefahren hat“, sagte Sander. „Da kann man nichts machen außer den Hut ziehen. Mega, mega, stark muss man sagen.“ Sander verriet sogar: „Seit einem Jahr fährt er so abartig stark, dass wir selten eine Chance haben im Training.“

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