Der Tanz der Gegensätze

Abstrakte Formen, verschlungene Körper, exotische Rituale: Das hat das deutsch-ghanaische Tanztheater "Pattern beyond traces" in der Trierer Tufa den Zuschauern geboten. Die afrikanische Tanzformation aus Behinderten und Nicht-Behinderten sollte dabei nicht nur das Auge, sondern auch die Köpfe des Publikums anregen.

 Das fünfköpfige afrikanische Ensemble „Pattern beyond traces“ mit behinderten und nicht-behinderten. Tänzern hat in Trier überzeugt. Foto: James Mweu

Das fünfköpfige afrikanische Ensemble „Pattern beyond traces“ mit behinderten und nicht-behinderten. Tänzern hat in Trier überzeugt. Foto: James Mweu

Trier. (maw) Es ist ein merkwürdiges Bild auf der Bühne der Tufa in Trier: Im gedämmten Licht zieht sich ein rotes Leinentuch spiralförmig über das Parkett, umgeben von Metallschüsseln und mehreren Krücken. Plötzlich erhebt sich eine kleine, zuvor kaum erkennbare Tänzerin und schleift entlang des Tuchs über die Bühne. Nach und nach schließen sich vier weitere Tänzer an und wiegen sich synchron im Takt zur mystischen Hintergrundmusik. Für den Zuschauer wird dabei erst nach und nach deutlich, dass es sich bei den afrikanischen Artisten teils um Menschen mit Behinderungen handelt - einigen fehlt ein Bein, andere sind gar querschnittsgelähmt.

"Jede Körperlichkeit hat eine andere Motorik und Ästhetik. Dies ist eine Bereicherung für den modernen Tanz", beschreibt Gustavo Fijalkow die Idee des Tanztheaters "Pattern beyond traces". Fijalkow ist Produktionsleiter der Tanzschule "Din A 13 Tanzcompany", die das Stück in Kooperation mit der ghanaischen "Dance Factory Accra" produziert hat.

Er sieht in den Ensembles aus behinderten und nicht-behinderten Tänzern die Chance, "eine ganz neue Sprache zu kreieren und dem Publikum neue Sichtweisen zu eröffnen".

Tatsächlich erweist sich "Pattern beyond traces" als faszinierendes Schauspiel. Die Darsteller üben sich sowohl in rituellen afrikanischen Tänzen als auch elektronischer Musik, wandeln zwischen Körperspannung und Entfesselung, zeigen Gefühle von Hass bis Freundschaft. In dem Programm der Kontraste in Anlehnung an die starken Gegensätze Afrikas verschwimmen die Tänzer in den Choreografien trotz ihrer körperlichen Unterschiede zu einer Einheit. Eine Leistung, die vom Publikum in der Trierer Tufa mit johlendem Applaus belohnt wurde. "Das Stück steckte voller Energie und Lebensmut. Ich war sehr bewegt", resümiert Zuschauerin Ulla Peters. "Die Choreographie war unglaublich energetisch gestaltet, man hat die Behinderungen einiger Tänzer kaum mehr wahrgenommen." "Pattern beyond traces" bedeutet übersetzt soviel wie "Muster jenseits der Spuren". Ein Muster wurde an diesem Abend deutlich: Gegensätze ziehen sich an.

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