Der Vorläufer von Gerd Müller, Miroslav Klose & Co.

Ürzig · 27 Tore in 28 Länderspielen, erster Hattrick-Schütze der deutschen WM-Historie: Edmund Conen gehörte zu den treffsichersten Mittelstürmern des 20. Jahrhunderts. Heute wäre der Ürziger 100 Jahre alt geworden.

 Heute vor 100 Jahren wurde Edmund Conen in Ürzig geboren. Der 1990 gestorbene Stürmer erzielte in 28 Länderspielen 27 Tore. Nur ein großer Titel blieb Conen verwehrt. Fotos: privat

Heute vor 100 Jahren wurde Edmund Conen in Ürzig geboren. Der 1990 gestorbene Stürmer erzielte in 28 Länderspielen 27 Tore. Nur ein großer Titel blieb Conen verwehrt. Fotos: privat

Ürzig. "Herzlichen Glückwunsch! Sie haben heute zwei Mal in der Nationalmannschaft gespielt. Zum ersten und zum letzten Mal." Das soll so oder so ähnlich Otto Nerz gesagt haben, sein Adressat an jenem Januartag 1934: Edmund Conen, 19 Jahre alt, ein Junge von der Mosel, der es beim FV Saarbrücken zum Starstürmer geschafft hat. Der Nationalelf-Debütant hatte auf Nerz im Spiel gegen Ungarn (3:1) trotz eines Tores keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Der mochte Sturmtanks, Brechertypen. Conen war dagegen wendig, pfeilschnell, elegant. Was für Ästheten. Vielleicht zu modern für Nerz. Aber der DFB-Reichstrainer lag falsch. Und er war klug genug, das einzusehen.
Denn ein halbes Jahr später wird "Ed" Conen zum Star. Im WM-Achtelfinale gegen Belgien liegt Deutschland zur Halbzeit mit 1:2 hinten, dann dreht Conen mit einem Hattrick innerhalb von knapp 20 Minuten das Spiel.
Conen jubelt beim 3:2 gegen die favorisierten Österreicher erneut. Deutschland wurde bei der WM-Premiere Dritter. Und neben Mittelfeldspieler Fritz Szepan hat der 19-Jährige den größten Anteil daran. Ohne Fernsehkameras, die das dokumentiert hätten. Und ohne alberne Boulevardpresse, die etwa einen "Conen, den Tor-Barbaren" feiern würde. Für Sepp Herberger, damals Co-Trainer unter Nerz, war Conen "der beste deutsche Mittelstürmer vor 1950".
Conen war mit seinen 27 Toren in 28 Länderspielen zwischen 1934 und 1942 praktisch der Prototyp eines Gerd Müller oder Miroslav Klose - zumindest, was die Torquote angeht. Nur, dass Conen nie Weltmeister wurde. Und dass Conen nur wenige Monate nach der WM 1934 verschwand. Aus der Nationalmannschaft, aus der öffentlichen Wahrnehmung. Schuld daran war eine Krankheit, die auch 80 Jahre später unbegreiflicherweise noch tabuisiert wird: Conen litt an einer Angststörung, an Cardiophobie: Der junge Fußballer war - obwohl körperlich gesund - überzeugt davon, an einer schweren Herzkrankheit zu leiden. Aber Conen überwand die Krankheit: Nach dreieinhalb Jahren ohne Fußball kehrte er auf den Platz zurück, zuerst im Verein, bei den Stuttgarter Kickers, die damals zu den besten Teams des Landes zählten. Dann in der Nationalmannschaft. 1942 machte er sein letztes Länderspiel - wieder gegen Ungarn (5:3). Nach der aktiven Laufbahn arbeitete Conen als Trainer, er coachte unter anderem Eintracht Braunschweig, den Wuppertaler SV und Bayer 04 Leverkusen (1957 - 59). Conen starb im Alter von 75 Jahren am 5. März 1990 in Leverkusen.
In Ürzig ist man stolz darauf, die Heimat des Torjägers zu sein. Der Weg zum Sportplatz ist nach Edmund Conen benannt. Das passt schließlich: Der Conen-Clan - Edmund hatte vier ältere Brüder - gehörte 1921 zu den Mitbegründern des SV Ürzig. Auch wenn die Jahrzehnte im Ort viele Spuren verwischt haben. 1928 hatte es die Familie nach Saarbrücken gezogen. Direkte Nachfahren von Conen leben nicht mehr in Ürzig.

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